news

WSG-Manager Köck: "Genugtuung braucht kein Mensch"

Top 6 statt Abstieg - WSG-Manager erklärt Überraschung und Nachhaltigkeit:

WSG-Manager Köck: Foto: © GEPA

Nach 15 absolvierten Spielen liegt die WSG Tirol in der Bundesliga auf Kurs Richtung Meisterrunde. Der nominelle Absteiger der Vorsaison belegt mit 24 Punkten Rang fünf. Die Wiener Austria, die aktuell Rang sieben einnimmt, hat sechs Punkte Rückstand, der SKN St. Pölten bereits acht.

Der Erfolg der Tiroler überrascht nicht nur Außenstehende, sondern auch WSG-Manager Stefan Köck, wie der 45-Jährige im Gespräch mit LAOLA1 zugibt.

"Es war ja im Sommer eine ganz schwierige Zeit, deswegen haben wir das selber nicht so vorausgesehen. Wir haben uns wiederum im Abstiegskampf gesehen. Die aktuelle Situation ist natürlich sehr erfreulich für uns", so der Tiroler.

Besondere Befriedigung, die Skeptiker Lügen zu strafen, verspürt der Ex-Profi allerdings nicht, auch wenn die aktuelle Tabellensituation erfreulich ist. "Natürlich tut man sich bei der Arbeit leichter, man genießt in einer gewissen Weise den Moment, vor allem die Art und Weise wie wir Fußball spielen - aber Genugtuung braucht kein Mensch."

Hektischer Sommer für Verantwortliche

Dennoch warnt Köck davor, die Tiroler in Sicherheit zu sehen. Die WSG befinde sich zwar in einer guten Ausgangsposition, die Ziellinie sei aber noch nicht überquert worden.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Der frühzeitige Klassenerhalt über das Erreichen der Meisterrunde würde dem WSG-Manager auch einiges an Nerven sparen. In der vergangen Saison waren die Tiroler nach dem Remis gegen die Admira sportlich abgestiegen, die Planungen für die 2. Liga waren bereits in vollem Gange.

"Ich würde behaupten, dass das bei jedem kleineren Klub in Österreich so war, und dass man jährlich vor größeren Herausforderungen steht. Letztes Jahr war das eine richtig große Herausforderung."

Stefan Köck

Doch das Ende des SV Mattersburg im Zuge der Commerzialbank-Affäre verschaffte der WSG eine zweite Chance in der Beletage des österreichischen Fußballs. Für den Tiroler war der Sommer durch die anhaltende Unsicherheit turbulent.

Auch ohne die Causa Mattersburg war durch die wegen der Corona-Pause bis in den Juli gezogene Saison wenig Zeit, einen Kader vor der Sommertransferzeit zusammenzustellen, so Köck. Die ungewisse Liga-Zugehörigkeit durch den Abstiegskampf war da kein hilfreicher Faktor.

"Ich würde behaupten, dass das bei jedem kleineren Klub in Österreich so war, und dass man jährlich vor größeren Herausforderungen steht. Letztes Jahr war das eine richtig große Herausforderung", zieht der Manager der WSG Bilanz. Durch das Erreichen der Meisterrunde würden die Tiroler "extrem viel Zeit gewinnen".

Mattersburg warf Pläne über den Haufen

Die Lage nach dem sportlichen Abstieg in der Vorsaison war "dramatisch, weil wir sind im Endeffekt mit fünf Spielern dagestanden und die Planung für die 2. Liga hatte angefangen", erinnert sich Köck an die Tage nach dem letzten Saisonspiel gegen die Admira. Der 45-Jährige und Trainer Thomas Silberberger hätten gleich am Folgetag die Aufarbeitung der Saison begonnen und den Kader analysiert.

Doch dann kam alles ganz anders. Aus dem vermeintlichen Abstieg wurde doch noch der Klassenerhalt. Die Karten wurden von heute auf morgen neu gemischt.

"Wenige Tage später kam die Causa Mattersburg und dann war es noch einmal schwieriger, weil im Endeffekt hatten wir Spieler für die 2. Liga auf der Liste und wussten nicht, ob man Verhandlungen führen konnte", erzählt der Manager der WSG von den Ereignissen des Sommers.

"Es war eine schwierige Situation für den Klub und für uns als handelnde Personen", umso schöner sei der derzeitige Erfolg.

"Die Tatsachen, dass einige Verträge auslaufen und wir uns als kleiner Klub mit einem kleineren Budget immer nach der Decke strecken müssen, wird wieder einen größeren Umbruch hervorrufen."

Stefan Köck

Doch wie nachhaltig ist der sportliche Höhenflug der Tiroler wirklich? Nach dem Verkauf von Kelvin Yeboah an Sturm Graz stehen von den Leistungsträgern lediglich Raffael Behounek, Zan Rogelj, Ferdinand Oswald und Nemanja Celic längerfristig unter Vertrag. Die Leihen von Spielern wie Nikolai Baden Frederiksen und David Schnegg laufen mit Saisonende aus.

Dass ein Umbruch im Kader unabhängig vom Erreichen der Meistergruppe ansteht, steht für Köck fest. "Die Tatsachen, dass einige Verträge auslaufen und wir uns als kleiner Klub mit einem kleineren Budget immer nach der Decke strecken müssen, wird wieder einen größeren Umbruch hervorrufen."

Dennoch hofft der WSG-Manager, dass einige auslaufende Verträge verlängert werden können. Das Erreichen der Meistergruppe könnte sich unter diesem Aspekt als großer Segen herausstellen. "Da kann man dann gleich im März Gespräche aufnehmen, wenn wir erfolgreich sind, wenn wir Planungssicherheit haben", so der Tiroler, der dieser Aufgabe optimistisch entgegenblickt.

Suche nach Win-Win-Win-Situationen

Leihspieler wie David Schnegg und Nikolai Baden Frederiksen werden auch im kommenden Sommer offensiv von der WSG gesucht. "Solche Geschäfte werden wir absolut weiterhin im Auge behalten", so der 45-Jährige, der den eigentlichen Klubs der Leihspieler seinen Dank ausdrückt.

"Er hat selber mal den Ausspruch getätigt, dass er überrascht war von der Qualität und Intensität unserer Liga."

Stefan Köck über Nikolai Baden Frederiksen

"Das waren im Sommer sehr gute Entscheidungen, die wir getroffen haben, wo wir auch dankbar gegenüber den jeweiligen Vereinen der Jungs sind, dass sie uns diese Möglichkeit gegeben haben", sagt Köck, der diese Geschäfte als Win-Win-Win-Situationen für Spieler, abgebenden Verein und WSG bezeichnet.

Einer dieser abgebenden Vereine ist auch der italienische Serienmeister Juventus. Die von Präsidentin Diana Langes-Swarovski eingefädelte Partnerschaft besteht bereits seit vielen Jahren.

Frederiksen bester Juventus-Leihspieler

Stefano Pellizzari, Roger Tamba M’Pinda, Oumar Toure, Alhassane Soumah und aktuell Nikolai Baden Frederiksen wurden von Juventus bereits über den Brenner geschickt. Den bleibendsten Eindruck hat mit Sicherheit der Däne hinterlassen.

Der 20-Jährige ist für den Tiroler der beste Spieler, der im Zuge der Partnerschaft mit Juventus das WSG-Trikot übergestreift hat. Der Däne habe zwar einen großen Schritt gemacht, sei aber immer schon ein großartiger Fußballer gewesen.

Im Herbst hätten Anpassungsschwierigkeiten noch für Probleme beim Angreifer gesorgt, erzählt der WSG-Manager. "Er hat selber mal den Ausspruch getätigt, dass er überrascht war von der Qualität und Intensität unserer Liga", so Köck, der den linken Fuß des Stürmers als "absolute Waffe" bezeichnet.

Mit seinen acht Bundesligatoren hat der Däne maßgeblichen Anteil am derzeitigen Erfolg der Tiroler, weswegen der Ex-Profi hofft, dass der 20-Jährige das aktuelle Niveau weiter halten kann.

"Wenn man nach 15 Runden unter den Top 6 steht, dann möchte man das behaupten."

Stefan Köck

Doch die Partnerschaft mit der WSG ist für Juventus nicht komplett uneigennützig. Köck räumt ein, dass "die Jungs, die von Juventus zur WSG Tirol wechseln, immer eine Vorgeschichte haben. Sei es, dass sie zuvor eine Verletzung hatten, oder in einem Entwicklungsschritt stehengeblieben sind. So ehrlich muss man schon sein, dass sie sonst nicht zur WSG gekommen wären."

Baden Frederiksen möchte man in den nächsten Wochen in Tirol weiter fördern und fordern. Juventus solle wissen, dass Spieler in Tirol weiterhin gut ausgebildet werden und sie bei der WSG den nächsten Schritt machen können.

Erreichen der Meisterrunde neues Ziel

Die Zielsetzung der WSG hat sich durch die aktuelle Tabellensituation geändert. "Wenn man nach 15 Runden unter den Top 6 steht, dann möchte man das behaupten. Ich glaube, dass es kommen kann, wenn wir unsere Leistungen so Runde für Runde bestätigen".

Dennoch blicken die Tiroler in der Tabelle noch hinunter. "Wir wissen vom letzten Jahr, wie schnell es mit der Punktehalbierung gehen kann. Das ist ein Faktum. Die Punktehalbierung ist sowohl in der Meistergruppe als auch in der Qualifikationsgruppe schwierig für jeden Klub", warnt der 45-Jährige.

"Ich wäre sehr zufrieden, auch wenn wir vor der Saison nicht damit gerechnet hätten, wenn wir diese Performance, die wir in den ersten 15 Runden gezeigt haben, fortführen können", so Köck über die Erwartungen an die letzten sieben Runden.

Das aktuelle Tabellenbild darf die Mannschaft aber nicht in falscher Sicherheit wiegen, warnt Köck eindringlich. "Wichtig wird sein, dass wir unsere Leistung weiterhin bringen, uns nicht irgendwo einlullen lassen, und entsprechend noch Punkte einfahren".

Silberberger "absolute Führungspersönlichkeit"

Für seinen Trainer und dessen Stab hat der Manager noch ein Sonderlob übrig. "Thomas Silberberger hat wesentlichen Anteil am Erfolg. Als absolute Führungspersönlichkeit und Cheftrainer ist das natürlich in seiner Hand", so der Manager der WSG, der festhält, dass die Veränderungen im Trainerstab im Sommer bis jetzt erfolgreich sind.

"Bis zum heutigen Tag greifen sie. Sie müssen aber auch in den nächsten Wochen und Monaten greifen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass Thomas Silberberger das mit seinem Team weiterhin hinbekommt und wir performen."

Stefan Köck persönlich wäre es jedenfalls zu wünschen, denn dann wäre der kommende Sommer um einiges entspannter für den WSG-Manager.

Kommentare