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Lederer: "Wollen unabhängig vom Gegner auftreten"

Noch fehlt die UEFA-Pro-Lizenz, aber Oliver Lederer gibt den sportlichen Weg bei der Admira vor:

Lederer:

Oliver Lederer ist noch nicht der Chef – und irgendwie doch schon.

Seit Sommer 2013 ist der 38-Jährige maßgeblich an den Leistungen der Admira beteiligt. Zwar nicht als Chefbetreuer, weil ihm dazu noch immer die UEFA-Pro-Lizenz fehlt, aber als Trainer.

„Da geht es nur um Bezeichnungen“, sagt Lederer beim Interview-Termin mit LAOLA1 in Belek.

Gemeinsam mit Ernst Baumeister hat er die Admira im Herbst sensationell auf Platz fünf geführt.

LAOLA1: Haben Sie die Unterlagen für den Kurs zur UEFA-Pro-Lizenz fristgerecht abgegeben?

Oliver Lederer (grinst): Fristgerecht abgegeben und jetzt voller Hoffnung, dass es funktioniert. Die definitive Zusage liegt nun in den Händen des ÖFB. Diese Information kommt Ende Februar oder Anfang März und ich bin zuversichtlich, dass es klappt.



LAOLA1: Warum hat Baumeister/Lederer im Herbst so gut funktioniert?

Lederer: Es hat auch Knaller/Lederer sehr gut funktioniert, das war ein Verhältnis, das sehr von gegenseitigem Respekt gelebt hat. Der „Baumi“ ist natürlich ein ganz anderer Typ. Er hat die Qualität, Menschen zum Lachen zu bringen und das Gefühl zu geben, dass er ihnen vertraut. Das haben Michael Horvath, mein Co-Trainer, und ich auch. Deswegen hat diese Konstellation auch in den ersten sechs, sieben Monaten gut funktioniert.

LAOLA1: Sofern alles mit der UEFA-Pro-Lizenz klappt, wären Sie ab Sommer der Chef.

Lederer: Da geht es nur um Bezeichnungen. Wir drei haben alle unsere Verträge bei der Admira verlängert, wie dann die Bezeichnungen genau sind, wird man rechtzeitig bekanntgeben. Fakt ist, dass wir alle eine Funktion haben werden. Mir geht es einfach um die 10-Prozent-Regel: Ich will jeden Spieler um zumindest zehn Prozent besser machen. Das betrifft das ganze Trainer-Team, das ist unsere Arbeit und die ist spannend. Wenn wir die Spieler um 10 Prozent besser machen, haben wir alle einen guten Job gemacht.

LAOLA1: Apropos: Wie konnte die Admira die Herbstsaison als Fünfter abschließen?

Lederer: Es war sicher ein Vorteil, dass man uns als Abstiegskandidat Nummer eins abgestempelt hat. In den ersten Runden hat man auch gesehen, dass uns die Gegner nicht zu 100 Prozent für voll genommen haben. Dadurch haben wir mit unserer Spielanlage erfolgreich starten können. Das hat sich gegen Ende des ersten Viertels gewandelt, die Mannschaften haben uns dann sehr wohl ernst genommen. Sie haben ihr Spiel an unseres angepasst und wir sind froh, dass wir zeitgerecht reagiert haben. Wir wussten, dass wir so nicht über einen längeren Zeitraum erfolgreich agieren könnten.



LAOLA1: Zehn Punkte auf Platz 10, acht auf Platz 1. Wohin blickt die Admira?

Lederer: In erster Linie wollen wir den Klassenerhalt schaffen, dann ist die Frage, wann wir ihn schaffen. Aber es geht uns weniger darum, jeden Tag auf die Tabelle zu schauen. Es geht darum, dass wir unser Spiel, dass wir im Herbst ganz gut hinbekommen haben, über den Winter verbessern. Wenn uns das gelingt, wird sich das automatisch in der Tabelle niederschlagen.

LAOLA1: Und der Weg der Admira ist, weiterhin junge Spieler zu entwickeln.

Lederer: Man kennt unsere Philosophie, die trage ich zu 100 Prozent mit. Wir setzen vermehrt auf junge Spieler, natürlich würde ich mir wünschen, dass der eine oder andere routiniertere Spieler länger beim Klub bleiben könnte, weil auch die Jungen davon profitieren würden. Fakt ist aber, dass wir eine Philosophie vertreten und wirtschaftlich viel investieren, um die Akademie und die Amateur-Mannschaft so auszustatten, dass ein dementsprechender Output kommt. In letzter Zeit gelingt uns das gut, aber das ist sicher noch verbesserungswürdig.

LAOLA1: In welchen Bereichen konkret?

Lederer: Wir verfolgen bei der Admira eine Spielphilosophie, die noch nicht seit Jahrzehnten geprägt ist. Wir haben diese vor ein paar Jahren begonnen, damals im Nachwuchs unter Walter Knaller, jetzt weitergeführt von Harald Suchard. Da habe ich auch mitgearbeitet. Das braucht Zeit. Aber es kommen schon Spieler, die mit dieser Philosophie aufgewachsen sind. Wir müssen aber unsere Trainer immer noch mehr davon überzeugen, dass das der richtige Weg ist. Manuel Maranda ist das jüngste Spiel, er ist der Innenverteidiger, so wie wir ihn ausgebildet haben – einer mit Akademie-Prägung. Das ist ein total interessanter Spieler, da freue ich mich auf die Zusammenarbeit.  



LAOLA1: Was wird den Jugendlichen in der Akademie mitgegeben?

Lederer: Die Schlagworte unserer Ausbildung sind sicher der Ballbesitz und das Positionsspiel. In weiterer Folge kommen Defensiv-Strategien wie Gegenpressing genauso dazu. Aber Ballbesitz soll durch Positionsspiel verbessert werden, um unabhängig vom Gegner spielen zu können und auch unabhängig auftreten zu können. Das gelingt uns in der Akademie über weite Strecken gut, in der Kampfmannschaft ist es freilich schwieriger, etwa gegen Red Bull dominant aufzutreten.

LAOLA1: Können Sie durch die Duelle im Nachwuchs auch Schlüsse ziehen?

Lederer: Ich schaue mir das eine oder andere Akademie-Spiel an und bei Red Bull ist tatsächlich die Durchgängigkeit gegeben. Angriffsspiel und Gegenpressing sind hier durchwegs gegeben. Da ist es natürlich spannend: Wie verhalten sich unsere Akademie-Mannschaften dagegen? Da sind wir auf einem guten Weg. Klar ist auch, dass Red Bull die besten Jugendspieler zusammen hat. Aber ich denke, wir sind da auch sehr konkurrenzfähig.

LAOLA1: Die Admira steht für „Herzblut“. Ist die Identifikation mit dem Verein das Erfolgsrezept?

Lederer: Es ist das absolute Rezept unseres Vereins. Baumeister war hier Spieler, Amateur-Trainer, Trainer, ich war Spieler, unser Physiotherapeut hat in unserer Akademie begonnen und so geht es fast allen hier. Wenn wir jemanden hochziehen, schauen wir zuerst bei uns. Das ist ein Teil unserer Identität und ich hoffe, dass wir das auch entsprechend transportieren können und die Leute das mitbekommen. Der Begriff "Herzblut" ist fast schon überstrapaziert, aber wir wollen beweisen, dass wir für den Verein leben.

LAOLA1: Wünschen Sie sich mehr Zuspruch?

Lederer: Das ist bei der Admira so eine Geschichte. Aber wir finden uns nicht damit ab, wir versuchen immer wieder in allen Bereichen Aktionen zu starten, damit die Leute ins Stadion kommen. Zumeist ist aber der Hauptgrund die Leistung bzw. die Tabellenposition, dass sie kommen.

LAOLA1: Vielleicht braucht es einen Aufruf: Kämpft die Admira im Frühjahr um einen Europacup-Platz?

Lederer (wartet): Wenn wir den Kader so zusammenhalten, ein wenig Glück haben und von Verletzungen und Sperren verschont bleiben, können wir das bestätigen, was wir geleistet haben. Wo das hinführen kann, ist bekannt.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler

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