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"Mache das, was ich in Kapfenberg gemacht habe"

Kurt Russ ist Co-Trainer von Ivica Vastic. Offiziell. Ex-KSV-Coach erklärt LAOLA1 seinen Wechsel.

Mattersburg, der Osten des Landes, das schwarze Loch der Liga.

Informationen vom burgenländischen Aushängeschild des Klubfußballs dringen nur selten an die Öffentlichkeit. Und wenn, dann kann man sie nicht immer sofort nachvollziehen. 

So war das auch Anfang Juni, als feststand, dass Kurt Russ offiziell als neuer Co-Trainer von Ivica Vastic vorgestellt wurde.

Jener Kurt Russ, der zuletzt drei Jahre lang Cheftrainer in Kapfenberg war, rückt in die zweite Reihe zurück. Oder doch nicht?

In der Obersteiermark war die finanzielle Lage extrem, der Klub musste in jeder Transferzeit seine besten Spieler abgeben, um über die Runden zu kommen. Das wurde Russ nun zu viel, wie er im Gespräch mit LAOLA1 rückblickend erzählt.

"Ich habe mir das drei Jahre angetan, eine neue Mannschaft zusammen zu stellen. Wir haben schon jeden hochgezogen, bei dem es möglich war. Ich habe gesagt, dass wir die Qualität nicht halten können und gewusst, dass im Endeffekt immer der Trainer schuld ist, wenn der Erfolg ausbleibt." 

"Habe gehofft, dass sich was tut"

Die Unsicherheit war dem ehemaligen ÖFB-Teamspieler zu groß. Schon im abgelaufenen Frühjahr spielte Kapfenberg mit dem jüngsten Kader der Vereinsgeschichte. Eine weitere Verjüngungskur mitzutragen, dazu sah sich Russ nicht imstande.

Die beachtlichen Leistungen mit den Falken - immerhin hielt man sich in den letzten Jahren stets vom Abstiegskampf in der Ersten Liga fern - blieben jedoch nicht unbemerkt.

"Ich habe gehofft, dass sich etwas tut. Dann ist Franz Lederer auf mich zugekommen und wir haben gute Gespräche geführt. Jetzt bin ich zwar nicht Cheftrainer, kann aber mitarbeiten", sagt Russ.

Russ, der Unterstützer

Am Papier ist Vastic der Boss, aber sein neuer Assistent sieht sich nicht als klassischen "Co" - im Gegenteil: "Im Prinzip mache ich das, was ich schon in Kapfenberg gemacht habe. Ich habe die Planung gemacht und kann mich zu 100 Prozent einbringen. Ivo hat die Verantwortung über die Aufstellung, aber ich werde ihm meine Ideen natürlich immer mitteilen." 

Das klingt fast danach, als hätte man Vastic einen Trainer-Lehrer vorgesetzt, an dem er sich nun orientieren soll. "Er hat meine volle Unterstützung und es ist wichtig, dass er das weiß", so Russ.


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Für den Neuen scheint diese Konstellation verständlicherweise gut zu funktionieren. Über einen baldigen Aufstieg zum Cheftrainer zu sprechen, wäre aus seiner Sicht überstürzt, allerdings geben die Verträge der beiden Coaches einen Hinweis darauf.

Während Vastic noch für diese Saison Vertrag besitzt, hat Russ für zwei Jahre inklusive vereinsseitger Option unterschrieben.

Der neue Reiz

Nicht zuletzt nahm man auch auf Anraten des früheren Abwehrspielers eine Systemänderung vor. Ab sofort will man im 4-3-3 agieren. Das kennt Vastic aus der Aufstiegssaison und hat auch Russ erfolgreich in der Obersteiermark praktiziert.

"Man merkt noch immer Verunsicherung."

Der Grund dafür ist für ihn einfach erklärt: "Man musste einen neuen Reiz setzen. Wir haben viele Tore bekommen, wenig Punkte gemacht uns sind trotz eines guten Saisonbeginns fast abgestiegen. Ich glaube, wenn man höher steht und agiert anstatt nur zu reagieren, dann sind die Spieler viel eher mit dem Kopf dabei, dann ist das einfacher für sie."

Auf die Psyche wird es ganz besonders ankommen nach dem abgelaufenen Frühjahr. So richtig verdaut hätten die Unserie von zwei Punkten aus den letzten neun Spielen nicht alle.

Neue Spieler? Selber schnitzen!

"Dass die letzte Saison abgehakt ist, würde ich nicht sagen. Man merkt ab und zu noch immer Verunsicherung", sagt Russ.

Allzu gerne hätte er bei seinem neuen Klub auch frische Kräfte begrüßt. Abgesehen von Manuel Seidl, der im Mittelfeld Manuel Prietl ersetzen soll, ist bis dato nichts passiert: "Ich habe immer wieder betont, dass uns ein, zwei Spieler noch gut tun würden, damit mehr Dynamik ins Team kommt. Im Endeffekt ist das aber Vereinssache."

Diese Ausgangslage ist ihm zumindest nicht fremd: "In Kapfenberg habe ich auch gesagt, dass ich einen rechten Verteidiger brauche und habe keinen bekommen. Dann habe ich mir selbst einen zurechtschnitzen müssen."




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