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Legenden, Tops, Flops: Die Dänen in der Bundesliga

Von Johnny Bjerregaard über Baden Frederiksen zu Jacob Laursen. Ein Rückblick:

Legenden, Tops, Flops: Die Dänen in der Bundesliga Foto: © GEPA

38 Dänen kamen in der Historie der österreichischen Bundesliga bis dato zum Einsatz. Fünf von ihnen sind in der laufenden Saison bei den Klubs in der obersten Spielklasse engagiert.

Der von Borussia Mönchengladbach ausgeliehene Andreas Poulsen kickt für die Wiener Austria, Juventus-Leihgabe Nikolai Baden Frederiksen hat bei der WSG Tirol groß eingeschlagen, Mads Emil Madsen erarbeitet sich beim LASK immer mehr Spielzeit. Bei Salzburg steht mit Verteidiger Rasmus Kristensen und Talent Maurits Kjaergaard ein Duo aus dem skandinavischen Land unter Vertrag.

Während die Johnny Bjerregaard oder Finn Laudrup mangels Profiliga in Dänemark nach Österreich gekommen sind, hat sich das Beuteschema der Bundesliga-Klubs geändert. In den vergangenen Jahren wurden hauptsächlich junge Spieler und formbare Talente forciert.

Vor dem Heimspiel des ÖFB-Teams in der WM-Qualifikation gegen Dänemark (Mi., 20:30 Uhr im LIVE-Ticker) beleuchtet LAOLA1 einige dänische Fußballer in der österreichischen Bundesliga:

Legenden/Dauerbrenner

Johnny Bjerreaard

Ein in der österreichischen Bundesliga beiheimateter Däne, der das Prädikat Legende definitiv verdient hat, ist Johnny Bjerregaard. Der heute 78-Jährige wechselte 1966 im Alter von 23 Jähren von Aarhus zu Rapid Wien und blieb bis auf ein kurzes Intermezzo in Dänemark als Trainer bei seinem Jugendklub stets in Österreich.

Johnny Bjerregaard (ganz links) im Jahr 2019.
Foto: © GEPA

Für die Hütteldorfer erzielte der Stürmer während seiner sechs Jahre im Verein in 151 Pflichtspielen 96 Tore. Sein berühmtestes Tor schoss Bjerregaard zweifellos an 4. Dezember 1968 vor 90.000 bei Real Madrid. Zwei Wochen zuvor gewann Rapid im Praterstadion mit 1:0 nach einem Tor von Günter Kaltenbrunner das Hinspiel gegen die "Königlichen". Bjerregaards Treffer im Estadio Santiago Bernabeu stellte bei der 1:2-Niederlage den zwischenzeitlichen Ausgleich und das entscheidende Auswärtstor dar, womit die Hütteldorfer ins Viertelfinale des Europapokal der Landesmeister einziehen konnte.

Letztendlich verließ Bjerregaard Rapid nach sechs Jahren Richtung Eisenstadt. Mit den Hütteldorfern stehen unter dem Strich zwei östereichische Meisterschaften, drei Cuptitel und die Auszeichnung als Torschützenkönig der Saison 1967/68.

Kurt Stendal

Der 2019 verstorbene Kurt Stendal wird bei Sturm Graz zurecht als Legende angesehen. 1971 schloss sich der Mittelfeldspielern den "Schwoazen" an und blieb diesen – mit Unterbrechungen – bis 1982 treu.

Kurt Stendal (links) im Jahr 2017.
Foto: © GEPA

In 260 Spielen erzielte der im Alter von 20 Jahren in die steirische Landeshauptstadt gekommene Stendal ingesamt 85 Tore. Ein Titel mit den Grazern blieb dem Dänen allerdings verwehrt. 1975 scheiterte Sturm im Cup-Finale nach Hin- und Rückspiel an Wacker Innsbruck. Auf dem Weg in die Endspiele erzielte Stendal sechs Tore in fünf Spielen.

Ähnlich wie Johnny Bjerregaard blieb auch Stendal Österreich nach der aktiven Karriere verbunden. Die Töchter der Sturm-Legende wuchsen in der Steiermark auf, alljährlich ging es für einen Kurzurlaub nach Graz.

Kjeld Seneca

In gewisser Weise ebnete der Erfolg Stendals anderen Dänen den Weg nach Graz. So auch Kjeld Seneca, der sich den Grazern 1972 anschloss. Seneca war mit seinen Leistungen maßgeblich für den Aufstieg und die Etablierung der Grazer in der Bundesliga verantwortlich, weswegen er 1975 vom FC Bayern verpflichtet wurde.

Seneca im Jahr 2019 (rechts).
Foto: © GEPA

Eigentlich hätte Max Merkel, der vom Dänen begeistert war, Trainer der Bayern werden sollen, doch Dettmar Cramer rettete mit einem Erfolg im Europapokal der Landesmeister seinen Job.

In einer Mannschaft vom Format des FC Bayern mit Karl-Heinz Rummenigge, Ulli Hoeness oder Gerd Müller konnte sich Seneca aber nicht durchsetzen, weshalb der Däne nach zwei Jahren wieder zurück zu Sturm wechselte.

Doch die zweite "Amtszeit" in Graz dauerte nur ein Jahr. Eine Knieverletzung zwang Seneca zum Karriereende. In weiterer Folge arbeitete der heute 70-Jährige als Trainer, ehe er 1988 abermals bei Sturm Graz anheuerte. Von 1988 bis Herbst 1991 war Seneca Sportdirektor in der Murstadt.

Ove Flindt

Drei österreichische Meisterschaften holte Ove Flindt in seinen viereinhalb Jahren mit dem FC Wacker Innsbruck (1972, 1973 und 1975). Zwischen 1971 und 1975 absolvierte der Däne 142 Pflichtspiele für die Tiroler, schrieb dabei 51 Mal an.

Foto: © GEPA

1975 schloss sich Flindt dem Karlruher SC an. Nach Stationen in Aalborg und San Jose heuerte der Mittelfeldspieler 1980 31-jährig bei VOEST Linz an, wo er in zweieinhalb Spielzeiten 82 Partien bestritt. Eine ähnliche Karriere war seinem Sohn Christian Flindt nicht vergönnt. Der in Innsbruck geborene Mittelfeldspieler war in der Saison 1996/97 Ergänzungsspieler beim FC Tirol.

Nach der aktiven Karriere war Ove Flindt als Trainer, Sportdirektor und Scout tätig. 1998 kehrte der Däne als Sportlicher Leiter zum FC Tirol zurück. Nach zwei Jahren in Tirol bekleidete der Däne die selbe Position bei Schwarz-Weiß Bregenz.

Aktuell ist der heute 72-Jährige als Scout bei Borussia Mönchengladbach angestellt.

Thomas Ambrosius

Mehr Dauerbrenner als Legende ist Thomas Ambrosius, der 2000 unter Flindt nach Bregenz wechselte.

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Ein Jahr und 14 Bundesliga-Tore für die Vorarlberger später zog es den Stürmer zum FC Kärnten, wo er bis Sommer 2004 blieb.

Die Torquote war in Klagenfurt nicht aufrecht zu erhalten, in 79 Spielen traf Ambrosius nur mehr elf Mal. Insgesamt 113 Bundesligaspiele stehen am Ende zu Buche.

Junge Wilde

Morten Hjulmand

Im Juli 2018 wechselte der damals 19-jährige Morten Hjulmand aus der U19 des FC Kopenhagen zur Admira.

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Der Däne wurde auf Anhieb zur Stammkraft der Südstädter, absolvierte in zweieinhalb Spielzeiten 74 Pflichtspiele für die Niederösterreicher.

Dem allgemeinen Niveau der Admira ist geschuldet, dass der Mittelfeldakteur keine großen Erfolge feiern konnte, dafür wurde zweimal der Abstieg verhindert. Im Jänner diesen Jahres zog es Hjulmand zu Lecce in die italienische Serie B.

Jens Stryger Larsen

Ebenfalls in Italien landete Jens Stryger Larsen nach seinen drei Jahren bei der Wiener Austria. Der Rechts-Verteidiger wechselte im Sommer 2014 vom FC Nordsjaelland zu den Veilchen an den Verteilerkreis, wo er 85 Pflichtspiele absolvierte.

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Einen Titel in Östereich konnte auch Stryger Larsen nicht gewinnen. Die Vize-Meisterschaft in der Saison 2016/17 war das höchste der Gefühle für den 32-fachen dänischen Nationalspieler. In der selben Spielzeit absolvierte der Verteidiger alle sechs Gruppenspiele in der Europa League, wo die Austria Gruppenletzter hinter der AS Roma, Astra Giurgiu und Viktoria Pilsen wurde.

Im August 2017 zog es Stryger Larsen schließlich zu Udinese Calcio, wo der mittlerweile 30-Jährige immer noch unter Vertrag steht und zur Stammkraft reifte.

Rasmus Kristensen

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern in dieser Kategorie ist Rasmus Kristensen in Österreich bereits mehrfacher Titelträger. Kein Wunder, ist man fast verleitet zu sagen, wechselte der Verteidiger doch im Sommer 2019 von Ajax Amsterdam zu Red Bull Salzburg.

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In der Vorsaison gewann der für den laufenden Lehrgang der dänischen Auswahl nicht berücksichtigte 23-Jährige das Double.

Kristensen war zu Beginn seiner Salzburg-Laufbahn nicht immer unumstrittener Stammspieler, auch aufgrund von Verletzungen. In der laufenden Saison hat der Däne allerdings einen Fixplatz im Team von Trainer Jesse Marsch.

Maurits Kjaergaard

Davon ist Maurits Kjaergaard noch weit entfernt. Der 17-Jährige gilt als eines von vielen Talenten, das in der Mozartstadt auf seinen Durfbruch wartet. Kjaergaard durfte bei der 1:2-Niederlage gegen Sturm Graz schon 22 Bundesliga-Minuten absolvieren.

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Der Däne wechselte im Sommer 2019 im Alter von 16 Jahren aus der Jugendabteilung von Lyngby BK um kolportierte 2,7 Millionen Euro zu den "Roten Bullen".

Beim FC Liefering in der 2. Liga stand der Mittelfeldspieler in 17 Pflichtspielen in der Startelf, drei Tore und fünf Assists stehen zu Buche.

Mads Emil Madsen

Für weniger Geld als Kjaergaard wechselte Mads Emil Madsen im Sommer 2020 aus Silkeborg zum LASK.

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Der Mittelfeldspieler wurde als Perspektivspieler geholt, wie Trainer Dominik Thalhammer im November gegenüber LAOLA1 angegeben hat.

Der Däne musste in der Hinrunde auch Geduld aufbringen, absolvierte meist nur Kurzeinsätze für die Linzer. Doch die Rolle des 23-Jährigen scheint zu wachsen. In den letzten vier Ligaspielen stand Madsen stets in der Starftelf, in der 22. Runde gegen Red Bull Salzburg verdrängte er sogar Peter Michorl aus der Startelf.

Nikolai Baden Frederiksen

Einen Fixplatz hat Nikolai Baden Frederiksen bei der WSG Tirol schon längst fix in der Tasche. Die Juventus-Leihgabe war mit seinen zehn Ligatoren einer der hauptverantwortlichen Akteure für den sensationellen Einzug des nominellen Absteigers der Vorsaison in die Meistergruppe.

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Seine grandiose Form in der Bundesliga brachte dem 20-Jährigen die Nominierung für die U21-Europameisterschaft ein, wo er bis dato in beiden Gruppenspielen zum Einsatz kam.

Dass der Stürmer auch in der kommenden Saison für die Tiroler aufläuft, erscheint unwahrscheinlich. Mit seinem Beitrag zum vorzeitig fixierten Klassenerhalt hat der Däne aber definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Flops

Jacob Laursen

Einen bleibenden Eindruck im positiven Sinne kann Jacob Laursen hingegen nicht für sich reklamieren. Der damals 31-Jährige wechselte im Jänner 2003 vom englischen Zweitligisten Derby County ablösefrei zu Rapid Wien. Doch der 24-fache dänische Nationalspieler wusste in Wien-Hütteldorf nicht zu überzeugen, nach acht Spielen über 90 Minuten zu Beginn wurde Laursen von Trainer Josef Hickersberger nicht mehr berücksichtigt.

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Einen Tag nach der 0:3-Niederlage in Pasching am 16. April 2003, die gleichzeitig Laursens letzten Einsatz darstellen soll, gab Rapids Stefan Ebner, damals Team-Manager – heute Direktor Sportmanagement bei den Hütteldorfern – zu, dass Laursen vom Verein vor seiner Verpflichtung kein einziges Mal beobachtet wurde. Der Däne wurde lediglich von "mehreren namhaften Personen empfohlen", sagt Ebner damals.

Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass diese "namhaften Personen" gewaltig irrten. Der Teilnehmer an der EM 1996 und WM 1998 wurde im Sommer 2003 nach nur sechs Monaten wieder an dessen Jugendklub Velje BK abgegeben.

Peter Enevoldsen

Nicht erfolreicher verlief die Zeit von Peter Enevoldsen beim LASK. Der Mittelfeldspieler schloss sich den Linzern im Juli 1986 von Borussia Mönchengladbach an, wurde aber schon im Dezember wieder geschasst.

Enevoldsen stand nur in elf von 29 möglichen Pflichtspielen im Kader von Trainer Johann Kondert, meist absolvierte er aber nur Kurzeinsätze. Der Mittelfeldspieler stand nur beim 3:0-Sieg über die ursprüngliche Austria Klagenfurt und einem 0:0 im UI-Cup gegen Lech Posen über die gesamte Spielzeit auf dem Platz.

Heute ist der 59-Jährige als Sportdirektor tätig.

Asger Sörensen

Seltener als Laursen und Enevoldsen kam Ex-Salzburger Asger Sörensen zum Einsatz. Der heute 24-Jährige wechselte im Jänner 2014 für kolportierte 670.000 Euro aus der Jugend des FC Midtjylland zu den "Roten Bullen".

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Während er für den FC Liefering 41 Mal in der zweithöchsten Spielklasse zum Einsatz kam, reichte es nur für sechs Einsätze in der ersten Mannschaft von Red Bull Salzburg.

Sörensen wurde in Salzburg vom Verletzungsteufel heimgesucht, insgesamt 514 Tage war der Verteidiger rekonvaleszent.

Um Spielpraxis zu sammeln, wurde der Däne für insgesamt zwei Spielzeiten an den SSV Jahn Regensburg in die 2. Deutsche Bundesliga verliehen. Der 1. FC Nürnberg ließ letztendlich knapp 500.000 Euro springen, um Sörensen fest zu verpflichten. Am Ende wohl das beste Szenario für Sörensen und Red Bull Salzburg.

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