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Zurück in der Spur

Spiridonovic war violetter Hoffnungsträger, dann lief einiges schief.

Zurück in der Spur

Es war ein früher Samstagabend, an dem man sich auf der Tribüne der Generali Arena mit der Frage beschäftigt hat, ob man vielleicht doch noch die Kapuze über das sowieso schon mit einer Haube bedeckte Haupt ziehen sollte.

Wer darauf eine Antwort gefunden hatte, war in Gedanken wohl schon bei der Sitzheizung in seinem Auto. Und dann ein präziser Schuss ins lange Eck, Schockstarre bei den Austria-Fans, 1:1 in der Nachspielzeit, ein junger Mann reißt sich sein Trikot vom Körper und feiert oben ohne.

"Ein sehr emotionaler Moment"

„Die Kälte war mir in diesem Moment so etwas von egal“, grinst Srdjan Spiridonovic. Der 22-Jährige hatte sein erstes Tor in der Bundesliga erzielt. Da wurde auch Trainer Oliver Lederer warm ums Herz: „Großartig! Ich weiß, wie viel ihm das bedeutet hat, dieses Tor zu machen. Für ihn war das wunderschön.“

„Speedy“ kann das nur bestätigen: „Ich wollte dieses Tor erzwingen und ich habe es letztendlich auch erzwungen. Es war ein sehr emotionaler Moment. Das erste Bundesliga-Tor ausgerechnet gegen den Ex-Klub – das war schon ein schönes Erlebnis.“

Einst ein Hoffnungsträger

Der kleine Zangler und die Austria – eine komplizierte Geschichte. 2009 ist der Wiener in den Nachwuchs der Veilchen gekommen, nachdem er sieben Jahre lang für den Erzrivalen aus Hütteldorf gespielt hat.

In der Jugendabteilung der Violetten galt der ehemalige ÖFB-Nachwuchsteamspieler als eines der größten Talente. Spiridonovic brachte von den Anlagen her alles mit, was nötig war – sensationelle technische Fähigkeiten, pfeilschnell und mit einem guten Torriecher ausgestattet.

Dann lief einiges schief

In den Jugendligen und bei den Amateuren in der Regionalliga Ost stellte der Offensivspieler regelmäßig sein Können unter Beweis. Doch der Sprung zu den Profis wollte nicht so recht klappen. Im Sommer 2012 wurde das Talent zwar in den Kader der Kampfmannschaft hochgezogen, danach lief aber einiges schief.

Unrealistische Forderungen den Trainern, Respektlosigkeiten den Mitspielern gegenüber – es gibt viele Geschichten, die man sich in den zwei Jahren, die er bei den Profis war, hinter vorgehaltener Hand erzählt hat. Die harten Fakten: sieben Bundesliga-Spiele (244 Spielminuten), eine Viertelstunde Champions League und eine Aussortierung von Trainer Nenad Bjelica im Herbst 2013.

Über die Vergangenheit will „Speedy“ nicht mehr viele Worte verlieren. Er sei der Austria für alles sehr dankbar, aber: „Als ich gehen musste, habe ich von der Austria vieles als ungerecht empfunden. Ich will nicht ins Detail gehen.“

Italien statt Admira

Im Sommer 2014 begab sich der Youngster schließlich auf die Suche nach einer neuen Aufgabe. „Wir hätten ihn schon damals sehr gerne gehabt“, verrät Lederer. Der Kicker entschied sich aber für einen Wechsel nach Italien.

Ein halbes Jahr bei Vicenza Calcio in der zweiten Liga, ein halbes Jahr leihweise bei ACR Messina in der dritten Liga – glücklich wurde er bei keinem der beiden Klubs, die Einsätze waren nur sporadisch. „Fußballerisch habe ich dort nicht wirklich Chancen bekommen. Das hat aber nicht an mir gelegen, ich habe im Training meine Leistungen gebracht. Aber ich bin menschlich gereift“, versichert er.

Lederer sieht es ähnlich: „Ich glaube, dass es eine sehr schwierige Zeit für ihn war, ihn diese Zeit aber auch sehr geprägt hat. Es ist wichtig für einen Spieler, dass er nicht glaubt, dass es überall im Vorbeigehen geht.“

"Er hat in die Spur gefunden"

Ende August nahmen die Südstädter den Wiener auf. Lederer versichert, dass man genau gewusst habe, worauf man sich einlasse: „Er hat die Fähigkeiten, dass er bei vielen Klubs spielen könnte. Sein Problem ist nicht, dass er es fußballerisch nicht packt. Er war vielleicht nicht immer der Einfachste.“

"Das Wichtigste ist, dass wir ihn mit beiden Beinen fest am Boden halten – dann kann er eine richtige Granate werden"

Oliver Lederer

Bei der Admira sei Spiridonovic mittlerweile im Mannschaftsgefüge angekommen: „Er hat nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten seine Spur gefunden und ist jetzt auf einem sehr guten Weg. Es ist der Verdienst der Mannschaft. Wir haben eine Truppe, die es einem leicht macht, sich zu integrieren, wenn man ihr den einen oder anderen Schritt entgegenkommt.“

Acht Spiele hat der 22-Jährige seit seiner Rückkehr in die Bundesliga gemacht. „Seit ich bei der Admira bin, geht es nur bergauf“, freut er sich. Lederer lobt: „Wir sind mit seiner Entwicklung sehr zufrieden. Er hat sich in die Stammformation gekämpft.“

„Speedy“ läuft heiß. Doch ein kühler Kopf ist gefragt. „Wenn er auf dem Trip bleibt, auf dem er momentan ist, werden wir noch sehr viel Freude mit ihm haben. Das Wichtigste ist, dass wir ihn mit beiden Beinen fest am Boden halten – dann kann er eine richtige Granate werden“, meint Lederer.

Harald Prantl

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