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So "leiwand" war Hofmanns Debüt als Rapid-Trainer

Nervosität beim Coach, Verunsicherung bei Spielern, aber wichtiger Trainereffekt.

So Foto: © GEPA

Erstes Spiel, erster Sieg.

Die Premiere auf der Trainerbank der Profis des SK Rapid ist dem interimistischen Übergangsduo Steffen Hofmann und Thomas Hickersberger geglückt. Der befreiende 1:0-Heimsieg gegen den SCR Altach (Spielbericht >>>) war nach dem Trainerwechsel Balsam auf die Seelen, aber aufgrund einer durchwachsenen Leistung nicht mehr - obwohl der ehemalige SCR-Regisseur ein "leiwandes Spiel" prophezeite.

"Am leiwandsten war das Ergebnis, so ehrlich muss man sein", gab auch Ex-Profi Hofmann zu, der an die Öffentlichkeit tritt und auch an der Seitenlinie die erste Geige spielt, während sich Hickersberger dezent zurückhält. "Mit dem Ergebnis bin ich nicht ganz zufrieden, weil wir mehr Tore machen hätten können. Aber mit den drei Punkten bin ich überglücklich."

Kein Wunder! Hinten stand die Null, vorne machte ausgerechnet Filip Stojkovic in seinem 80. Pflichtspiel nach zweieinhalb Jahren sein erstes Tor für die Hütteldorfer. In der Krise zählt aber an erster Stelle das Ergebnis und die Reaktion der Mannschaft. Wunderdinge könne man ohnedies nicht nach wenigen Tagen vom Interimsduo erwarten.

"Natürlich ist im Spiel noch Luft nach oben, aber ich habe nicht erwartet, dass es vom einen auf den anderen Tag so ausschaut, wie wir uns das vorstellen. Das wird ein bisschen Zeit brauchen, aber der Sieg war mal wichtig, um Selbstvertrauen zu tanken und die nächsten Schritte gemeinsam machen zu können", bestätigt Hofmann.

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Überraschende Aufstellung mit geplanter Flexibilität

Umgestellt wurde dafür schon relativ viel. Erstmals seit vielen Jahren wurde mit Srdjan Grahovac nur ein echter Sechser aufgeboten, während sich Christoph Knasmüllner und Robert Ljubicic deutlich offensiver orientierten. An vorderster Front spielten Taxiarchis Fountas, Ercan Kara und Marco Grüll fast auf einer Linie wie drei nominelle Stürmer.

Eine spannende Variante, die wohl Taktikfuchs Hickersberger aus dem Hut zauberte. So entwickelte sich ein Spiel mit besseren und schlechteren Phasen, in dem bei weitem nicht alles aufging, was man sich vorgenommen hatte.

"Phasenweise hat man Dinge aus dem Training wiedererkennen können, aber natürlich war heute nicht alles gut oder so wie wir uns das vorstellen. Aufgrund der Situation, dem Trainerwechsel und so weiter ist es ganz normal, dass nicht alles auf Anhieb so funktioniert, wie wir uns das vorstellen. Ich glaube trotzdem, dass der Sieg absolut in Ordnung geht. Das war heute das Wichtigste", bekräftigt Hofmann und nimmt seine Spieler in Schutz.

Knasmüllner kippt etwa oft ab, um sich Bälle tief zu holen. Was der Plan dahinter war? "Wir wollten es ein bisschen flexibel anlegen, so dass Knasmüllner, Ljubicic und Grahovac immer wieder die Positionen tauschen. Bei Knasi war es dann so, dass der gegnerische Trainer darauf reagiert hat, wenn er sich in den seitlichen Halbraum abkippen hat lassen, da war dann immer ein Spieler da. Deshalb ist Knasi immer weiter zurückgefallen. Aber für dieses Spiel ist er wichtig, weil er Ruhe hat, keine Fehler macht und immer wieder gute Ideen hat."

"Man hat die Verunsicherung bei den Spielern gemerkt"

Bei Spielunterbrechungen wanderten beide Trainer die Linie auf und ab, tauschten Worte mit den Spielern aus, gaben ihnen Ratschläge und aufmunternde Worte mit auf den Weg. Die Harmonie scheint gegeben zu sein, der Eifer und Einsatz ist den Chefbetreuern anzusehen.

Die Mannschaft, die diesmal mit Startelf-Debütant Martin Moormann oder dem spät eingewechselten Marko Dijakovic wieder zwei extrem unerfahrene Spieler inkludierte, brauchte auch die Führung von außen und neue Impulse.

"Man hat natürlich schon die Verunsicherung bei den Spielern gemerkt, wenn man gesehen hat, wie wir Bälle geklärt haben - mehr hoch als weit. Dann merkt man einfach, dass sie den Sieg unbedingt wollten und als Spieler hat man dann ein bisschen Angst vor dem Verlieren, aber gerade deswegen ist der Sieg umso wichtiger für uns", erklärt der "Fußballgott" der grün-weißen Anhänger.

Bereits nach 30 Sekunden hätte Taxi Fountas Rapid in Führung bringen können, eine riesige Triple-Chance hätte einen Traumstart bedeuten können. Da diese vergeben wurde, hatte man danach nicht immer das richtige Konzept gegen aufopfernd kämpfende Altacher.

"Wir haben richtig gut begonnen, dann haben wir uns gegen massiv verteidigende Altacher relativ schwer getan, haben ein bisschen zu wenig Ruhe in manchen Situationen gehabt. Aber wir haben es nach Hause gespielt, mit einer schönen Aktion verdient das 1:0 gemacht und dann noch die eine oder andere Chance oder Halbchance liegengelassen", analysiert Hofmann.

Der Glaube des "Fußballgotts" an die Gerechtigkeit

Deshalb wurde es am Ende trotz Überzahl ab der 58. Minute nach Rot für Noah Bischof doch noch brenzlig. Ercan Kara ließ mit dem verschossenen Elfmeter die Chance auf die Vorentscheidung aus, in Folge schwamm Rapid und musste dann noch bei Altacher Chancen und einer Standardsituation in der 94. Minute zittern.

Auch Hofmann hätte sich diese bangen Minuten mit Sicherheit gerne erspart. Beim "Fußballgott" überwog jedoch der Glaube - der Glaube an Gerechtigkeit. "Der Standard war erstens kein Foul für mich, dann habe ich an Gerechtigkeit geglaubt und war mir sicher, dass wir das verteidigen werden, weil wir heute richtig gut verteidigt haben."

Zum Matchwinner avancierte deshalb unerwartet Stojkovic, der wie bereits erwähnt, lange auf sein Erfolgserlebnis warten musste, dies dann aber auch ausgiebig feierte. "Das ist natürlich eine Besonderheit, dass Stojko mal ein Tor macht. Er hat auch den Ball von allen Mitspielern unterschrieben bekommen, normalerweise gibts das nur nach einem Hattrick. Aber ein Tor von Stojko ist seltener als ein Hattrick von allen anderen, deshalb hat er sich den verdient. Wir wissen was wir an ihm haben, er ist normalerweise nicht zuständig fürs Tore schießen, aber für viele andere Dinge enorm wichtig in der Mannschaft. Ich bin sehr zufrieden mit ihm", lobt Hofmann den 28-jährigen Routinier.

Dieser gab nach dem Spiel bei "Sky" zu, dass sein Torschuss eigentlich als Vorlage gedacht war. "Im ersten Moment wollte ich den Assist machen, als ich den Ball gestoppt habe, wollte ich nur schießen. Nach zweieinhalb Jahren endlich das erste Tor - das ist unglaublich, vor allem auch weil wir gewonnen und die drei Punkte haben."

Stojkovic über nervösen Hofmann: "Mit Steffen kommt neue Energie"

Der Ersatzkapitän verriet aber nach dankenden Worten an Ex-Trainer Didi Kühbauer: "Jetzt kommen neue Trainer. Steffen ist eine Legende bei Rapid, mit ihm kommt neue Energie. Alle Spieler sind motiviert und starten bei Null."

Wie es der 41-jährige Deutsche schon als Kapitän immer vorlebte, hat er auch nun scheinbar schnell einen Draht zu seinen Spielern gefunden. Aufgeregt war er trotzdem vor der Feuertaufe bei den Profis.

In den nächsten Spielen, bis ein neuer Cheftrainer feststeht, soll sich das legen. "Ich werde hoffentlich nicht mehr so nervös sein wie heute, da war schon eine Anspannung da. Es war aber auch wirklich der Glaube da, dass wir gewinnen werden. Das hat das meiste wieder wettgemacht und ich war nicht so nervös, wie ich mir das vorgestellt habe."

Das Trainerdebüt kann somit als geglückt bezeichnet werden. Dass noch viel Arbeit bevorsteht, um die Vorstellungen des Trainerteams umzusetzen, ist aber allen bewusst. Der Heimsieg gegen Altach war nur einmal ein Anfang.


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