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Warum findet der SK Rapid nicht in die Spur?

Offene Fragen, offensichtliche Probleme. Suche nach Antworten vor dem Salzburg-Spiel.

Warum findet der SK Rapid nicht in die Spur?

Der Karren ist festgefahren!

Rapid taumelt in der Liga eher abwärts, als im Frühjahr die Aufholjagd einzuläuten. Im Jahr 2017 konnten die Hütteldorfer noch keinen einzigen Sieg einfahren. Und jetzt kommt auch noch Seriensieger und Tabellenführer RB Salzburg ins Allianz Stadion.

Nicht gerade die einfachste Aufgabe, um zurück in die Spur zu finden. Derzeit gibt es bei den Grün-Weißen viele Gründe und zahlreiche offene Fragen, warum es nicht läuft.

LAOLA1 geht auf die Brennpunkte ein:

  • Wie prekär ist die Lage des SK Rapid wirklich?

Spielen dürfen sich die Hütteldorfer nicht mehr. Auch wenn nicht anzunehmen ist, dass die Grün-Weißen tatsächlich in den Abstiegskampf rutschen, ist alleine die Tatsache, nur neun Punkte vom Gang in die Erste Liga entfernt zu sein, Warnung und Ernüchterung genug. Die Saison ist verkorkst, das Ziel eines internationalen Startplatzes über die Bundesliga so gut wie sicher nicht mehr zu erreichen. Einziger Rettungsanker bleibt der ÖFB-Cup, in dem man im Viertelfinale auf den SKN St. Pölten trifft. Aufgrund der titellosen 21 Jahre in diesem Bewerb wäre es schon eine Punktlandung, genau diese Seuchen-Saison mit dem Serien-Ende zu verknüpfen. Ansonsten verpasst Rapid den Europacup, wichtige Einnahmen und Weiterentwicklungs-Möglichkeiten gingen damit verloren. Vielleicht kann man dadurch aber auch wirklich einen Neuanfang mit Konzentration auf das Wesentliche starten.


  • Liegt es tatsächlich nur an der Chancenverwertung?

Immer wieder berufen sich die Betroffenen auf die Tatsache, dass der Ball nicht ins Tor will. Die Chancenverwertung ist tatsächlich ein großes Manko, deckt aber mit Sicherheit nicht alle Baustellen der Hütteldorfer ab. Die Zahlen sind jedoch verheerend. Rapid benötigt 8,21 Schüsse, um ein Tor zu erzielen. Nur Admira (11,62), Mattersburg (9,68) und Ried (8,79) weisen eine schlechtere Quote auf, vor den Hütteldorfern liegen zudem Teams wie St. Pölten (7,52) oder der WAC (5,93). Am kaltschnäuzigsten agiert Altach (5,34). Rapid gibt aber nach RB Salzburg die zweitmeisten Torschüsse ab. 279 Mal versuchten die Wiener ihr Glück, nur 34 Mal zappelte der Ball im Netz. Im Herbst wurde vor allem Joelinton kritisiert. Mit 39 gab er die meisten Torschüsse ab, traf aber nur 3 Mal, braucht also 13 Torschüsse pro Volltreffer, der nur alle 538,67 Spielminuten gelingt. Vor allem aber waren es die ausgelassenen Großchancen, welche Kritik aufkommen ließen. Eine bessere Quote weist Giorgi Kvilitaia auf. 31 Torschüsse, 4 Tore, 7,75 Torschüsse pro Tor und alle 240,25 Minuten ein Treffer. In gewisser Weise hat Sportchef Fredy Bickel schon recht, wenn er behauptet: "Unser größter Gegner sind wir selbst." Doch es geht derzeit noch weit darüber hinaus.

  • Halten die Spieler dem Druck stand?

Die Nerven sind angespannt, der Druck groß. Die Negativserie der Hütteldorfer zieht sich nun schon über Monate. Lichtblicke wurden durch neuerliche Nackenschläge zunichte gemacht. Immer wenn Optimismus aufkeimte, wurde die Stimmung erneut getrübt. Das schlägt sich mental nieder und ist jedem Spieler anzusehen. Nicht zu ignorieren ist der immer wieder betonte Fakt, dass es für viele Spieler die erste Misere in ihrer Karriere ist und sie erst lernen müssen, damit umzugehen. Teilweise schlägt sich dies auf die Leistungen nieder, teilweise sind aber andere Gründe dafür verantwortlich, dass die Leistungsträger ihrer Form hinterherhinken. Etwa Stefan Schwab, auf dem nach dem verfrühten Comeback nach langer Verletzungspause viel Druck lastet, obwohl er sich erst langsam wieder herantasten müsste. Oder Louis Schaub, der im Herbst einer der Aktivsten war und auch bei schlechten Mannschafts-Performances Leistung geboten hat. Dass er wie gegen den WAC komplett von der Rolle ist, sollte verziehen werden. In Phasen wie dieser wird aber erst offensichtlich, wie sehr Rapid die Leader in der Mannschaft braucht, um sich an diesen anzuhalten und zu orientieren.

  • Ist der Fan-Unmut kurz davor zu eskalieren?

Rapids Fan-Seele kocht! Zuerst die Negativserie, durch welche die Saisonziele Meistertitel bzw. internationaler Startplatz in weite Ferne rückten. Dann die Proteste, die schließlich in der Ablöse von Sportdirektor Andreas Müller und Trainer Mike Büskens gipfelten. Dann neu aufkeimende Hoffnung unter Nachfolger Damir Canadi und die Berg- und Talfahrt bis in den Winter. Und nun der erneute Fehlstart ins Frühjahr. Unmutsäußerungen gab es nun schon gegen die Admira und beim WAC, bisher wurde die Mannschaft bei der Verabschiedung weggeschickt. Wie im Herbst könnte sich der Frust beim anhaltenden Negativlauf jedoch schnell wieder gegen den Trainer, Sportdirektor und die Vereinsführung richten. Schon gegen die "Bullen" sind Protestaktionen der Fans durchaus vorstellbar. Geht es in dieser Tonart weiter und bleiben die Erfolge aus, kann es dann schnell gehen. Der Geduldsfaden ist mit Sicherheit kurz davor zu reißen.

  • Wann findet Canadi seinen Stamm?

Die 1:2-Niederlage beim WAC war in zweierlei Hinsicht eine Premiere. Erstmals überhaupt seit seiner Installierung Anfang November bot Damir Canadi eine Aufstellung auf, die er schon einmal in dieser Konstellation spielen ließ. Und zweitens war dies gleich in zwei aufeinanderfolgenden Spielen gegen die Admira und eben zuletzt gegen den WAC der Fall. Insgesamt 31 Spieler kamen unter dem Ex-Altach-Coach bisher zum Einsatz. Deshalb ist die Frage berechtigt, wann der neue Mann seinen Stamm gefunden hat? Das Verletzungspech hat zweifelsohne Auswirkungen auf den Kader, darf aber aufgrund des einen oder anderen Rückkehrers in den vergangenen Wochen nicht mehr als Pauschal-Grund herhalten. Canadi probiert viel, packt unterschiedliche Konstellationen aus und reagiert auch auf den Gegner - so ganz zufrieden dürfte er aber noch nicht sein, sonst würde sich zumindest im Ansatz ein Stamm herauskristallisieren. Dieses Vertrauen könnte der Mannschaft wiederum einen Schub geben. Denn die zahlreichen Rotationen sind in der Phase der Ungewissheit wohl mehr hinderlich als förderlich.

  • Kann Canadi Salzburg?

Klingt komisch, könnte aber durchaus so sein. Nämlich, dass Canadis Ausrichtung ausgerechnet gegen Salzburg funktioniert. In Altach hatte er mit diesem System Erfolg - auch gegen den österreichischen Serienmeister. Der 46-jährige Wiener ging in 9 Duellen mit den Bullen 3 Mal als Sieger vom Platz, holte 2 Remis und kassierte 4 Niederlagen. Gegen RB Salzburg eine mehr als zufriedenstellende Bilanz. Das bisher einzige Duell als Rapid-Trainer in Salzburg kann nicht als Vergleichswert herhalten. Denn bei eben dieser saß Canadi erstmals auf der Trainerbank und vertraute auf eine Viererkette, ehe die Woche drauf die Dreierkette ihr Debüt in Grün-Weiß feierte. Die dadurch einhergehende Stärkung der defensiven Stabilität wurde trotz ausbleibender Ergebnisse hervorgestrichen und wird auch gegen Salzburg der Grundstein sein. Gegen einen so offensiven Gegner gilt es dann aber im Umschaltverhalten die freien Räume bestmöglich zu nützen. Genau darin lag bisher das Problem. Die "Bullen" sind aber wie die Austria oder Sturm Mannschaften, die selbst den Ball haben wollen und Rapid deshalb immer mehr zusagten als tiefstehende Gegner.


SK Rapid Wien - Red Bull Salzburg
Wien, Allianz Stadion, 16.30 Uhr/live ORF eins und Sky, SR Hameter. Bisherige Saisonergebnisse: 0:0 (h), 1:2 (a)

Rapid: Knoflach - Auer, Sonnleitner, M. Hofmann - Pavelic, Dibon, Schwab, Kuen - Schaub, Traustason - Kvilitaia

Ersatz: Strebinger - Schößwendter, Schrammel, Grahovac, Szanto, S. Hofmann, Joelinton

Es fehlen: Jelic (Riss in Wadenmuskulatur), Mocinic (Knieverletzung), Schobesberger (Knochenmarksödem), Wöber (erkrankt), Novota (Schulterverletzung), Murg (Innenbandzerrung im Knie)

Salzburg: Walke - Lainer, Miranda, Caleta-Car, Ulmer - Lazaro/Minamino, Laimer, Samassekou, V. Berisha - Hwang, Minamino/Oberlin

Ersatz: C. Stankovic - Wisdom, Rzatkowski, C. Leitgeb, Radosevic, Schlager, Wanderson

Es fehlen: Sörensen (Wadenverletzung), Tetteh (Knieprobleme)

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