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Und dann kommt Salzburg...

Die Konkurrenz hofft und wird dann erst wieder bitter enttäuscht.

Und dann kommt Salzburg... Foto: © GEPA

Das Leben des österreichischen Fußball-Fans ist in der Regel von zweierlei Gefühlslagen geprägt – der Hoffnung und der Enttäuschung.

Da gibt es jene, deren Hoffnung im Laufe einer Sommerpause zum zarten Pflänzchen heranwächst, gedüngt von einem neuen Trainer und/oder vielversprechenden Kaderveränderungen. Die ersten zwei, drei Saisonspiele lassen dieses Pflänzchen dann jäh verwelken, schon früh stellt sich Enttäuschung ein.

Dann gibt es jene, deren Hoffnung vom zarten Pflänzchen zu einer stattlich blühenden Pflanze wird. Doch kurz bevor der Frühling ins Land zieht, verwelkt die Blüte und die Pflanze trägt überraschend doch keine Früchte. Der Kampf um den Strich wurde verloren, Quali-Gruppe statt Meister-Gruppe.

Und dann gibt es noch jene, deren Pflänzchen sich derart prächtig entwickelt, dass die Erntezeit praktisch schon gekommen scheint. Die Hoffnungen wachsen in den Himmel. Der ganz große Coup, sprich Meistertitel scheint schon zum Greifen nah. Aber es scheint eben nur so. Denn dann kommt das titelentscheidende Duell mit Red Bull Salzburg – und die ganz große Enttäuschung.

Weil jede Regel auch ihre Ausnahme hat, seien der Vollständigkeit halber die Fans des Serienmeisters aus der Mozartstadt erwähnt. Ihre Hoffnung ist vielmehr Erwartung. Diese Erwartung wird nicht enttäuscht. Da gibt es maximal den Anflug eines wohligen Kribbelns der Spannung, wenn sich wieder mal ein Konkurrent anschickt, die Bäume in den Himmel wachsen zu lassen.

Die Bundesliga befindet sich in ihrer dritten Saison nach der Reform. Die Halbierung der Punkte nach dem Grunddurchgang sorgt inzwischen jährlich für einen Spannungsmoment im Titelkampf. Doch das inzwischen jährlich grüßende Murmeltier hält diesbezüglich längst keine Überraschung mehr parat. Denn am Ende gewinnen die Salzburger den Titel-Schlager ja doch wieder.

VIDEO: Highlights von Salzburgs Sieg bei Rapid

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

In der Saison 2018/19 war es der LASK, der gehofft hat. Ein 2:0-Auswärtssieg der „Bullen“ im direkten Duell in der 24. Runde sorgte letztlich für einen Sechs-Punkte-Vorsprung des Titelverteidigers und damit die Vorentscheidung.

In der Saison 2019/20 hat Rapid geträumt – nachdem sich der LASK durch die verbotenen Mannschaftstrainings während des ersten Lockdowns und den damit einhergehenden Punkteabzug selbst ins Aus befördert hatte. Ein 7:2-Sieg der Salzburger in Hütteldorf in der 28. Runde bedeutete einen Polster von acht Punkten auf den ersten Verfolger. Das Rennen war entschieden.

In der laufenden Spielzeit hat Rapid wieder gehofft. Geliefert hat aber wieder Salzburg. Ein souveräner 3:0-Sieg beim SCR und somit ein Vorsprung von sieben Zählern nimmt dem Kampf um die Meisterschaft die Spannung für die kommenden Wochen.

Freilich, es mag auch ein wenig Unvermögen der Herausforderer sein, in erster Linie ist es aber eine Qualität der „Bullen“, in Do-or-Die-Spielen am Punkt da zu sein. Wenn es wirklich um die Wurst geht, sind die Salzburger da und traditionell titelhungriger als ihre Konkurrenten.

Statistisches Kuriosum am Rande: In jedem der drei genannten Partien war die Startelf der Salzburger im Durchschnitt plus/minus ein Jahr gleich alt wie jene des Gegners. Das lässt folgende Schlussfolgerung zu: An der (mangelnden) Erfahrung hat es weder für das eine noch das andere Team gelegen.

Jedenfalls haben es die Salzburger in den vergangenen Jahren stets geschafft, ihre kurzen Schwächephasen so zu legen, dass sie nicht ins Gewicht fallen, wenn es um die nationalen Titel geht. Die überaus beeindruckende Bilanz aus allen Meister-Gruppenspielen der Salzburger: 18 Siege, drei Remis (2x WAC, 1x St. Pölten) und nur eine Niederlage (WAC). Nach der Punkteteilung hat der Serienmeister 57 von 66 möglichen Punkten eingefahren. Wer die „Bullen“ stürzen möchte, muss also durchgehend auf allerhöchstem Niveau agieren.

Dazu kommt, dass die Herausforderer in den direkten Duellen kein Land sehen. Die Bilanz der vergangenen drei Jahren gegen den LASK: Sieben Siege, zwei Remis, eine Niederlage. Die Bilanz gegen Rapid aus der Vorsaison und der aktuellen Saison: Sechs Siege, ein Remis, keine Niederlage.

Die Erbarmungslosigkeit, mit der die Salzburger ihren jeweiligen Gegnern im ÖFB-Cup gegenübertreten, ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Mannschaft in K.o.-Duellen – und jenen, die in der Meisterschaft als solche zu werten sind – einfach eine Klasse für sich ist.

Und mit jedem fast schon beängstigend souveränen Auftritt in solch entscheidenden Spielen wächst die Gewissheit der Salzburger, am Punkt die Bestleistung abrufen zu können.

Der Konkurrenz bleibt die Enttäuschung. Und natürlich auch die Hoffnung – bis zu einem gewissen Punkt in der Saison.

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