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Johannes Kreidl: Via Ried zurück ins Ausland?

von Peter Altmann

Zwölf Jahre lang hörte der Tormann der SV Ried auf den Namen Thomas Gebauer.

Die Vereins-Legende wechselte im vergangenen Sommer ausgerechnet zum LASK, sein Nachfolger wurde mit Johannes Kreidl ein hierzulande eher unbeschriebenes Blatt.

Dabei hatte der Tiroler zu diesem Zeitpunkt immerhin schon den Hamburger SV und den 1. FC Nürnberg als Arbeitgeber im Lebenslauf stehen, wo er in jungen Jahren wertvolle Erfahrungen sammelte.

Für den 22-Jährigen wurde es jedoch Zeit, höherklassig Spielpraxis zu sammeln – und dies gelang im Herbst gut. An Kreidl lag es nicht, dass die bisherige Saison der Innviertler nicht ganz nach Wunsch verlief.

Er kassierte nur zehn Gegentore, in acht von 15 Spielen stand die Null – darunter in sechs der letzten sieben Liga-Spiele. Seit Ende September musste er nur beim 1:3 gegen Blau-Weiß Linz hinter sich greifen.

Im LAOLA1-Interview berichtet er von den großen Fußstapfen in Ried, den Lerneffekten von Mentoren wie Rene Adler, seinem Finnland-Abenteuer und seinem Traum von der Premier League.

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LAOLA1: Inwiefern hat sich der Schritt zurück nach Österreich bezahlt gemacht?

Johannes Kreidl: Für mich persönlich auf jeden Fall. Ich bin sportlich wie privat sehr zufrieden in Ried, es hat alles gut funktioniert. Ich habe eine gute Hinrunde gespielt – und mit meinem Dialekt komme ich auch besser durch als im Norden (schmunzelt).

LAOLA1: Du bist in Ried in die Fußstapfen von Thomas Gebauer getreten. War es spürbar, dass du einer Vereins-Legende folgen musstest?

Kreidl: Ja, schon. Nach den vielen Jahren, die „Gebi“ in Ried war, war es schon eine riesige Veränderung für die Fans und die ganze Umgebung. Er war schließlich der langjährige Kapitän des Vereins. Da war mir schon klar, dass die Torwart-Position jetzt für jeden ein bisschen ungewohnt ist.

LAOLA1: Nur zehn Gegentore in 15 Liga-Spielen beziehungsweise acht Mal zu Null zu spielen, hilft beim Etablieren.

Kreidl: Ich bin super zufrieden. Aber nur als Tormann alleine geht es natürlich nicht, dass man zu Null spielt, da gehört die komplette Defensive dazu. Ich bin sehr zufrieden mit meiner persönlichen Leistung, aber ich will natürlich immer noch besser werden und Kleinigkeiten besser machen im Spiel.

LAOLA1: Die Torhüter-Situation in Ried ist generell eine interessante. Wie groß ist die Rivalität mit Filip Dmitrovic?

Kreidl: Es ist nicht unbedingt Rivalität. Wir kommen im Training super miteinander aus, pushen uns gegenseitig. Es ist auf jeden Fall ein guter Konkurrenzkampf, der uns beide zu besseren Tormännern macht.

LAOLA1: Wie wichtig wäre es für deine Karriere, wenn es doch noch mit dem Aufstieg in die Bundesliga klappen würde?

Kreidl: Das wäre natürlich das Beste, was passieren kann, wenn ich als junger Tormann in meinem ersten Jahr im Profi-Fußball in Österreich den Aufstieg miterleben könnte. Das könnte mir niemand mehr nehmen.

2014 übersiedelte Kreidl in den Nachwuchs des HSV

Das Gefühl des Aufstiegs kennt Kreidl. Im Frühjahr 2014 absolvierte der Zillertaler ein Spiel für die zweite Mannschaft des FC Wacker Innsbruck, davor wurde er in der Akademie Tirol ausgebildet. Im Sommer 2014 wagte er im Alter von 18 Jahren den Sprung zum Hamburger SV, wo seine Deutschland-Jahre begannen. Im Jänner 2017 ging er zum 1. FC Nürnberg. Insgesamt bestritt er in Deutschland 21 Regionalliga-Partien und 18 Spiele in der A-Junioren-Bundesliga. 2017/18 saß er in der Nürnberger Aufstiegs-Saison elf Mal als Ersatz-Goalie auf der Bank.

LAOLA1: In der vergangenen Saison hast du als Kadermitglied des 1. FC Nürnberg bereits einen Aufstieg miterlebt, und zwar jenen in die deutsche Bundesliga. Wie nahe warst du in Nürnberg am Profi-Team dran?

Kreidl: Beim Aufstieg war ich sehr nahe dran. Ich bin in der Aufstiegs-Saison bei den Profis elf Mal auf der Bank gesessen und war natürlich auch bei den Meisterfeiern dabei. Als wir nach dem Aufstieg aus Sandhausen zurückgekehrt sind, haben uns vor der Trainingsanlage 6000 oder 7000 Fans mit Bengalos empfangen. Das war schon ein Wahnsinn, einen Aufstieg in die deutsche Bundesliga miterleben zu dürfen. Das werde ich nie wieder vergessen.

LAOLA1: Begonnen haben deine Deutschland-Jahre beim Hamburger SV. Was war damals das Motiv für diesen Schritt – die gute deutsche Torhüter-Schule?

Kreidl: Wenn man sich die deutsche Bundesliga anschaut, hat jeder Verein einen guten Tormann, alle haben eine super Ausbildung genossen. Sie sind einfach auch in der Welt angesehen. Ich habe mir schon früh das Ziel gesetzt, nach Deutschland zu kommen. Das war schon in der Kindheit ein Gedanke von mir. Als ich dann die Chance bekommen habe, zum HSV zu gehen und oben bei den Profis mitzutrainieren, war es schwierig Nein zu sagen.

LAOLA1: Mit Rene Adler und Jaroslav Drobny verfügte der HSV damals über zwei bekannte Namen. Was konntest du von diesen Routiniers lernen?

Kreidl: Vom Torwartspiel, also von den Bewegungsabläufen oder der Technik her, sind die beiden natürlich total verschieden. Aber charakterlich waren sie beide super. Es war eines der besten Dinge, die mir passieren konnten, dass die zwei über mir gewesen sind. Denn sie haben mir viele Tipps gegeben, was ich neben dem Training machen muss, sie haben mir viele Übungen gezeigt. Das war sicherlich sehr wichtig für meine Karriere.

"Ich habe mir schon früh das Ziel gesetzt, nach Deutschland zu kommen. Das war schon in der Kindheit ein Gedanke von mir. Als ich dann die Chance bekommen habe, zum HSV zu gehen und oben bei den Profis mitzutrainieren, war es schwierig Nein zu sagen."

Johannes Kreidl

LAOLA1: Beim Hamburger SV scheint Ruhe ein Fremdwort zu sein. Was nimmt man mit, wenn man dieses Trara um einen Verein aus nächster Nähe beobachten kann?

Kreidl: Also Ruhe habe ich in Hamburg wirklich nicht viel miterlebt. Es ist immer bergauf oder bergab gegangen. Der HSV musste in meiner Zeit dort zwei Mal in die Relegation. Das ist für den Kopf schon sehr, sehr hart, das hat man manchem Spieler auch angesehen. Denn wenn es im Job einfach nicht gut läuft, ist es etwas ganz anderes, als wenn du um den Aufstieg spielst. Das war schon eine harte Zeit, wenn man wie beim HSV einige Jahre immer im Keller sitzt. Das ist sehr zach.

LAOLA1: Nach eineinhalb Jahren in Nürnberg hast du deine Zelte in Deutschland abgebrochen. Musstest du die Chance auf Spielpraxis nutzen?

Kreidl: Mit dem Aufstieg waren in Nürnberg die Kaderplanung und die Personalplanung im Tor wieder etwas ganz anderes, als wenn du in eine weitere Saison in der 2. Bundesliga gehst. Ich habe meine Chance, vielleicht in einem halben Jahr in der Bundesliga zu spielen, nicht so gesehen. Und das Regionalliga-Level in Deutschland wollte ich nicht mehr machen. Ich wollte Herren-Fußball auf einem höheren Niveau spielen. Deswegen ist Ried natürlich die perfekte Lösung für mich gewesen.

Zwischen seinen beiden Deutschland-Stationen ließ sich Kreidl im Kalender-Jahr 2016 nach Finnland zu KuPS verleihen. In Kuopio bestritt er 24 Erstliga-Spiele – davon immerhin zehn zu Null. Schlagzeilen schrieb er im Mai 2016, als er immerhin sechs Spiele in Folge ohne Gegentor blieb.

LAOLA1: Finnland ist natürlich kein exotisches Land, aber die Veikkausliiga eine eher exotische Destination für österreichische Fußballer. Wie hast du die Zeit in Kuopio erlebt?

Kreidl: Es war auf jeden Fall ungewohnt, auch weil man die deutsche Sprache nicht mehr hatte – sowohl im Job als auch in der Freizeit. Aber ich bin jemand, der gerne Herausforderungen annimmt, und ich habe in der Zeit in Finnland viel für mein Leben dazugelernt. Ich weiß nicht, ob es jeder machen würde, in dieses Land zu gehen, aber für mich kann ich sagen: Vom Fußballerischen her war es auf jeden Fall ein gutes Jahr. Und persönlich war es auch positiv – meine Freundin ist immer noch in Finnland, sie studiert dort. Das heißt, ich bin weiter jedes Jahr ein, zwei Mal in Finnland. Mir taugt es dort.

Wenn man im Sommer zum Fischen am See ist, hat man um Mitternacht immer noch den Sonnenschein im Gesicht. Aber der Winter, muss ich zugeben, ist nicht so meins, wenn die Sonne fast gar nicht aufgeht und du sie für zwei Monate fast nicht siehst.

Johannes Kreidl

LAOLA1: Kuopio liegt ein gutes Stück im Landesinneren. Wie war das Leben dort?

Kreidl: Die Sonne macht schon einen großen Unterschied (lacht). Wenn man im Sommer zum Fischen am See ist, hat man um Mitternacht immer noch den Sonnenschein im Gesicht. Aber der Winter, muss ich zugeben, ist nicht so meins, wenn die Sonne fast gar nicht aufgeht und du sie für zwei Monate fast nicht siehst. Davon bin ich nicht der größte Fan. Ansonsten ist es eine Skisprung-Hochburg, wobei sie jetzt keine Weltcup-Springen mehr haben, die sind nur noch in Lahti und Ruka. Und von der Natur her finde ich es wunderschön. Rund um die Stadt gibt es hunderte, wenn nicht gar tausende Seen.

Laut Ried-Trainer Gerald Baumgartner bringt Kreidl „alles mit, was ein guter Tormann haben muss“. Vor allem die fußballerischen Vorzüge des 22-Jährigen überzeugen ihn. Für seine weitere Karriere traut er dem 1,94-Meter-Hünen den erneuten Sprung über die Landesgrenzen hinaus zu – diesmal jedoch nicht als Zweier- oder Dreier-Tormann. Die Einschätzung von Baumgartner siehst du im folgenden Video:

Auch Kreidl selbst hat natürlich weitere Auslands-Stationen im Visier. Außerdem ist die Teilnahme an der U21-Europameisterschaft im Juni ein großes Ziel. Am Ende der Saison 2017/18 hat er seine ersten beiden U21-Länderspiele absolviert, im Endspurt der EM-Quali hatten jedoch Alexander Schlager (LASK) und Patrick Pentz (Austria) bei Werner Gregoritsch die Nase vorne. Für das Turnier in Italien darf der U21-Teamchef jedoch drei Torhüter nominieren.

LAOLA1: Trainer Baumgartner traut dir zu, dass der HSV, KuPS und Nürnberg nicht deine letzten Auslands-Stationen waren. Wie groß ist das Ziel, dass man wieder ins Ausland kommt, wenn man schon in jungen Jahren Legionär war?

Kreidl: Ich schaue jetzt einmal darauf, wie die Saison mit der SV Ried verläuft. Aber ich kann es mir auf jeden Fall vorstellen, in Zukunft wieder einmal im Ausland Fußball zu spielen – auf einem höheren Level natürlich.

Kreidl hofft auf eine Teilnahme an der U21-EM

LAOLA1: Gibt es eine Wunsch-Destination? Bei deiner Statur wäre die Premier League als Traum aufgelegt.

Kreidl: Die Premier League wäre für mich natürlich ein Traum. Ich glaube, England ist noch einmal etwas ganz anderes, als ich es bis jetzt miterlebt habe. Nach der Premier League wäre eigentlich schon Deutschland das nächste Ziel.

LAOLA1: Im Weltfußball gibt es durchaus interessante Torhüter. Wer taugt dir besonders?

Kreidl: Seit ich ein kleines Kind war, bin ich ein Fan von Gianluigi Buffon. Er ist inzwischen natürlich nicht mehr der Jüngste, aber für mich ist er vom Charakterlichen und seiner Persönlichkeit her immer noch das größte Idol.

LAOLA1: Nach der Saison steht mit der U21-EM ein Highlight auf dem Programm. Welche Chancen rechnest du dir aus, dass du dabei sein kannst?

Kreidl: Ein bisschen dauert es noch bis dahin. Im März haben wir einen Lehrgang mit dem Nationalteam. Es kann bei den anderen Torhütern im Verein noch etwas passieren, sei es durch Konkurrenzkampf oder eine dumme Verletzung, was ich natürlich keinem wünsche. Ich schaue einfach auf mich, dass ich in den Spielen und im Training mein Bestes gebe und mich präsentiere. Dann wird man sehen, wie es am Ende ausschaut.

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Textquelle: © LAOLA1.at