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Roberto Pätzold: Seine Nähe zum Rangnick-Fußball

Der neue Admira-Trainer hat große Vorbilder und etwas zu beweisen.

Roberto Pätzold: Seine Nähe zum Rangnick-Fußball Foto: © GEPA

Sein Debüt in der Admiral 2. Liga wird sich Roberto Pätzold bestimmt anders vorgestellt haben.

Das 1:2 beim SV Lafnitz war ein früher Nackenschlag, der den neuen Admira-Trainer zur Selbstkritik zwang (HIER nachlesen >>>). Dem Deutschen wurde mit dieser Partie schnell klar, dass Österreichs zweithöchste Spielklasse wahrlich kein Honigschlecken ist.

Absteiger aus der Admiral Bundesliga haben es in ihrem ersten Jahr seit jeher schwer, auch weil oft ein größerer Umbruch im Verein stattfindet. Dem ist auch in der Südstadt der Fall, wo dem eigenen Nachwuchs künftig wieder das Vertrauen ausgesprochen werden soll.

"Back to the roots", nannte es Pätzold kürzlich im Interview mit LAOLA1. Die Admira will wieder zu einem der größten und besten Ausbildungsklubs Österreichs werden. Und mit dem 43-Jährigen wurde für dieses Unterfangen der perfekte Trainer geholt.

LAOLA1 stellt den hierzulande noch unbekannten Mann vor, der bald wieder für Bundesliga-Fußball in Maria Enzersdorf sorgen soll.

Rangnick, Wenger, Mourinho - und Streich

Roberto Pätzold ist seit seinen Kindsheitstagen absoluter Sport-Fanatiker.

Schon als Kind hatte er großes Fußball-Interesse, "war aber selber nie das große Talent, um bis ganz oben Fußball spielen zu können", erzählt der 43-Jährige, der in seiner Jugend auch mit "gesundheitlichen Einschränkungen" zu kämpfen hatte.

Diese habe er "gerne als Ausrede hergenommen, warum es nie für ganz oben gereicht hat", lacht Pätzold. Der Berliner entschied sich daher, Sportwissenschaften zu studieren, "weil ich besessen davon war und in diesem Bereich beruflich meinen Weg gehen wollte."

Die Sporthochschule Köln schloss er als diplomierter Sportwissenschaftler ab, in Folge arbeitete er ein Jahr beim Hessischen Fußball-Verband und anschließend beim Badischen Fußball-Verband. Im Zuge dessen war er in Sinsheim tätig, wo er die damalige Ära von Ralf Rangnick bei der TSG Hoffenheim hautnah miterlebte.

Die Kraichgauer überzeugten 2008/09 als Bundesliga-Aufsteiger auf ganzer Linie, wurden vor dem großen FC Bayern sogar Herbstmeister. Das imponierte Pätzold: "Ich habe mich sehr damit befasst, weil Hoffenheim mit einer sehr innovativen, aggressiven und intensiven Spielweise erfolgreich war."

Viele Aspekte des Rangnick-Fußballs sind auch im Spielstil von Pätzold erkennbar, der zugibt: "Ich bin sehr nahe beim aktuellen ÖFB-Teamchef, der mit hohem Pressing dem Gegner immer wieder sehr viel Stress bereitet, hohe Ballgewinne erzielt und einfach eine sehr intensive und fordernde Art und Weise des Fußballs auf den Platz bringt."

Doch nicht nur Rangnick, auch vom FC Arsenal unter Arsene Wenger war der 43-Jährige ein großer Fan. "Vor allem was das Spieltempo anbelangt, einfach mit wenig Kontakten schnell in die gegnerische Hälfte zu kommen", schwärmt Pätzold, der als weitere Vorbilder Jose Mourinho und Christian Streich nennt.

Bei letzterem streicht er die menschliche Komponente heraus, die das Trainer-Urgestein des SC Freiburg mitbringt. "Ich habe ihn sehr dafür bewundert, wie er jedes Jahr mit sehr prominenten Abgängen dann mit jungen Spielern wieder eine neue Mannschaft, einen neuen Spielstil kreiert hat – ohne dabei seine eigene Identität zu verlieren."

"Der Umgang mit den Spielern, wie die Spieler über ihn geredet haben, das fand ich nacheifernswert. Nicht nur sich selbst und das sportliche, sondern auch den Menschen in den Vordergrund zu stellen", erklärt der Trainer weiter.

Erfolgreich im Nachwuchs-Fußball

Pätzold wurde nach seiner Zeit beim Badischen Fußball-Verband vom DFB hauptangestellt und im September 2012 Stützpunktkoordinator für Nordbayern. Dort wurde der bayrische Regionalligist Eintracht Bramberg auf ihn aufmerksam, Pätzold ging im Sommer 2014 seine ersten Schritte im Vereinsfußball.

"Ich habe viele junge Spieler in den Profi-Bereich gebracht und mir so einen Namen gemacht."

Admira-Coach Roberto Pätzold

Allerdings nicht lange, denn nach einem Sieg aus 16 Liga-Spielen stellte der Klub ihn wieder vor die Tür. Es folgte eine kurze Pause, ehe ein halbes Jahr erst die U16 des Hamburger SV trainierte und in Folge ins Nachwuchsleistungszentrum in Ingolstadt gng.

Bei den "Schanzern" verantwortete er hauptsächlich die Entwicklung des U19-Teams, war dort auch sehr erfolgreich. "Ich habe viele junge Spieler in den Profi-Bereich gebracht und mir so einen Namen gemacht", ist Pätzold stolz.

Er arbeite auch gerne mit "vermeintlich älteren Spielern, die haben dieses Gen, hochmotiviert und ehrgeizig zu sein, immer gewinnen zu wollen. Aber es ist diese Energie, die junge Spieler auf den Platz bringen", die Pätzold so begeistert.

Der Berliner sei selbst "ein sehr emotionaler und leidenschaftlicher Mensch" und mag es, "temporeichen und intensiven Fußball spielen zu lassen. Das tragen Spieler mit der richtigen Mentalität deutlich mehr als jemand, der eine ruhige Kugel schieben möchte", streicht der Deutsche die Vorzüge junger, energetischer Spieler hervor.

Missglückter Einstand als Profi-Trainer

Trotzdem ließ er den Jugendfußball nach sechs Jahren im Sommer 2021 hinter sich, stieg zum Profi-Trainer des FC Ingolstadt auf, der soeben erst den Aufstieg in die zweite deutsche Bundesliga geschafft hatte. Warum er diesen Schritt wagte?

"Weil man sich als Mensch und auch im Berufsbereich als Trainer weiterentwickeln möchte", erklärt er. "Wir haben im Verein eine Philosophie entwickelt, mit jungen Spielern zu arbeiten, die weiterzuentwickeln, ihnen das Vertrauen zu geben. Da habe ich mich voll drinnen gesehen, auch um meine Arbeit weiterentwickeln zu können."

Lange war ihm dies aber nicht vergönnt, nur neun Begegnungen hielt seine kurze Ära an. Die Bilanz: Zwei Siege, ein Remis und sechs Niederlagen. Groll hegt Pätzold aber auch ein knappes Jahr nach seinem Aus in Ingolstadt nicht.

(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

"Leider hat es nicht so funktioniert, wie alle Seiten sich das vorgestellt haben", sagt der nunmehrige Admira-Coach. "Das gehört im Fußball dazu. Wir Trainer müssen genauso wie die Spieler lernen, mit Rückschlägen und Nicht-Nominierungen umzugehen", so Pätzold weiter, der diese persönliche Enttäuschung trotzdem erst einmal aufarbeiten musste.

In seiner Familie fand er einen großen Rückhalt, doch schnell packte ihn wieder die Lust, sich weiterzubilden. Unter anderem hospitierte er in der deutschen Bundesliga beim VfB Stuttgart und bei Union Berlin, "aber auch im Basketball bei Brose Bamberg." Unüblich, "aber ich wollte mir genau das einmal ansehen", meint Pätzold, der viel mitnehmen konnte.

"Wie in einem anderen Sport das Training gesteuert wird, was für eine Belastungsstruktur dahinter steckt, wie das Coaching stattfindet. Basketball ist aufgrund der Spieleranzahl eine sehr reduzierte Sportart, es gibt sehr viele Code-Wörter und Spielzüge. Da macht man sich schon seine Gedanken, wie übertragbar das auf den Fußball ist."

Pätzold hat etwas zu beweisen

Und irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, an dem der 43-Jährige wieder an die Seitenlinie zurückkehren wollte. Er habe es vermisst, Spieler weiterzuentwickeln, die Anspannung, Ergebnisse zu liefern. Daher sollte seine nächste Station "ein guter Verein, im Idealfall im Profi-Fußball" werden.

Warum? "Um mich beweisen und zeigen zu können, dass ich mehr bin als diese neun Spiele", stellt Pätzold klar. Schließlich ergab sich im Juni die einmalige Chance bei der Admira, der er nun seinen Stempel aufdrücken darf.

Dabei will er keine Mourinho-, Rangnick- oder Wenger-Kopie sein. Pätzold bestätigt: "Ich habe eine eigene Idee vom Fußball entwickelt und möchte, dass wenn man meine Mannschaften sieht, es nicht von irgendjemand anderem der Stil ist, sondern unser eigener, den wir entwickelt haben."

Im ÖFB-Cup gegen Purgstall und in Lafnitz waren schon gute Ansätze zu sehen, wenngleich es natürlich auch noch Zeit benötigt, "eine gewisse Konstanz hineinzubekommen", sagt Pätzold. Nun gelte es, "jene Spieler zu identifizieren, die das im größtmöglichen Maße umsetzen und ihre Stärken dort einbringen können."

Und dann wird sich der Erfolg wohl von alleine einstellen.


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