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Was Österreichs Bundesliga von der NFL lernen kann

Was können wir vom US-Sport lernen?

Was Österreichs Bundesliga von der NFL lernen kann

Die National Football League (NFL) bricht Jahr für Jahr vor allem auch mit dem Super Bowl neue Rekorde. 2022 verzeichnete die NFL einen Umsatz von 12,2 Milliarden Dollar. Zum Vergleich verbuchte die Deutsche Fußball-Liga mit der 1. und 2. Bundesliga zuletzt "nur" 4,5 Milliarden Umsatz.

Doch nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in Sachen Spannung kann kaum eine Liga der NFL das Wasser reichen. In den letzten zehn Jahren brachte die umsatzstärkste Sportliga der Welt acht verschiedene Meister hervor. Mit Red Bull Salzburg und Austria Wien gab es im selben Zeitraum in der höchsten Spielklasse im österreichischen Fußball nur zwei Titelträger. Es stellt sich also die Frage: Was können wir vom US-Sport lernen?

Die Besonderheiten der NFL

Ein besonderer Punkt der NFL ist die Relevanz des Produkts an sich und das Feedback der Fans dazu. Während vor allem im europäischen Vereinsfußball jeder Wettbewerb aufgebläht wird, um mehr Einnahmen zu generieren, lautet das Motto der NFL eher: "Weniger ist mehr". Insgesamt hat jedes Team nur 17 Spiele Zeit sich für die Play-offs zu qualifizieren, wodurch jedes Spiel umso wichtiger wird. Des Weiteren sorgt auch das Regelwerk für Spannung in jedem Spiel.

Der Super Bowl treibt die Spannung letztendlich auf die Spitze, bei dem in nur einem einzigen Spiel der Titelträger der Saison ermittelt wird. Aufgrund dieser Brisanz und des hohen Interesses, sind dementsprechend auch die Werbegelder auf einem außergewöhnlich hohen Niveau. Allein ein 30-sekündiger Werbespot während der Halbzeit kostet dort rund 5,6 Millionen Dollar und die Halbzeitshow des Super Bowl ist jedes Jahr allein schon ein Highlight für sich.

Eine Besonderheit der NFL ist auch der Salary Cap, der zwar in den letzten Jahren in Europa immer diskutiert wurde, dessen Umsetzung sich allerdings durch die EU als schwierig bis fast unmöglich erweist. Genau dieser Salary Cap verhindert in der NFL allerdings reiche Franchises oder Besitzer, die sich mit den teuersten Spielern den Titel erkaufen wollen.

Free TV und einfache Abomodelle

Doch das sind nicht die einzigen Faktoren, die für solch ein ausgeglichenes Titelrennen in den letzten Jahren gesorgt haben. Anders wie hierzulande werden die TV-Gelder nämlich unabhängig vom sportlichen Erfolg gleichmäßig pro Team verteilt.

Auch bei der Vermarktung, vor allem bei den TV-Rechten, geht die NFL nicht den europäischen Weg. Als Zielgruppe hat die National Football League die 14- bis 34-Jährigen festgelegt. American Football wurde eben genau für das Mediennutzungsverhalten dieser Zielgruppe zugeschnitten, denn die Spiele erlauben eine parallele Mediennutzung, ohne dabei etwas zu verpassen.

Die Spiele der NFL sind auch anders als die nationale Bundesliga größtenteils im Free-TV erhältlich und zur Sendezeit gibt es kaum Konkurrenz. Zudem glänzt die NFL auch mit verschiedenen und individuelleren Varianten von Pay-TV Angeboten für ihre Kunden. Mit dem „Game Season Pro Pass“ für 163,99 Euro pro Jahr kann man bereits alle Live-Spiele, den NFL-Draft, die NFL-Redzone – ähnlich der Konferenz auf Sky – und weitere Eigenproduktionen sehen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch den „Season Essential Pass“ für 49,99 Euro pro Jahr, mit dem man ein Live-Match pro Spieltag und die NFL-Redzone streamen kann. Rechtzeitig zu den Play-offs ist dann noch ein zusätzlicher Pass exklusiv für diese Spiele verfügbar.

Wo ist die Fans-First-Mentalität

Das Regelwerk einzelner Sportarten kann selbstverständlich nicht auf den Kopf gestellt werden, aber es gibt sicher einige Punkte, die auch im europäischen Fußball umgesetzt werden könnten. Vor allem der Fokus auf die Bedürfnisse der Fans ist ein wichtiger Punkt in der Vermarktung der NFL. Wohingegen man im europäischen Vereinsfußball meist eine Entfremdung von den Fans beobachten kann. Getreu dem Motto: „Hauptsache das Geld stimmt“.

Von der Fans-First-Mentalität kann man sich hierzulande also einiges abschauen. Im Wirrwarr der TV-Rechte ist es eben für die Fans auch schwer geworden den Überblick zu behalten, wer was überträgt. Viele Menschen können und wollen sich die teuren zahlreichen Abos der Streamingdienste auch gar nicht leisten.

Mit der Meister- und Qualifikationsrunde wurde zwar in Österreich ein erster Versuch in Richtung spannendere Liga gestartet, doch auch dieses Modell scheint nicht die optimale Lösung zu sein. Das bewies Serienmeister Red Bull Salzburg auch in der Saison 2021/22.

Nicht alles Gold, was glänzt

Hier kommen wir aber schon zur Kehrseite der Medaille der NFL. Anders als in Europa bildet die NFL ein geschlossenes System ohne Auf- und Absteiger. Es geht also hauptsächlich nur um den Meistertitel und an einen Abstiegskampf ist gar nicht zu denken. In der NFL wird zudem wirklich (fast) alles dem finanziellen Erfolg unterworfen. Teams werden teilweise einfach in andere Städte umgesiedelt oder komplett verkauft, wenn der Umsatz nicht stimmt.

Das heißt, es würde definitiv keinen Sinn machen, alles blind aus der NFL zu kopieren. Doch der Sport, vor allem in Österreich und Deutschland, sollte zumindest evaluieren, wie die eigenen Wettbewerbe dahingehend optimiert werden können.

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