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IEM Katowice und die Liebe zu StarCraft

Foto: © Twitter/Trang Le
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Was macht Sportfans aus? Ist es die Bewunderung von sportlichen Leistungen, die weit außerhalb der eigenen Möglichkeiten liegen? Sind es die Emotionen? Oder definieren sich Sportfans über die Passion, die sie zu ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung zu zeigen wissen? Die endgültige Antwort oder eine finale Reihung wollen wir hier schuldig bleiben. Aber eines ist klar, all diese Facetten, der Respekt vor den Leistungen, die Emotionen und Passion, finden sich auch im Lager der eSport-Fans. 

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Das beweist unser Interview mit Trang Le, die schon zahlreiche eSport-Events in Europa besuchte. Wir sprachen kurz nach der letzten IEM Katowice 2018 in Polen mit ihr.

LAOLA1: Was kannst du uns über deine kürzliche Reise zum StarCraft II Event in Katowice erzählen. Wie kann man sich solch einen Trip vorstellen?

Trang: Durch meinen letztjährigen Besuch der IEM Katowice 2017 war nicht alles ganz neu für mich. Es fühlte sich eigentlich wie ein „nach Hause kommen“ an. Aber in diesem Jahr bekamen wir nur mehr ein Hotel in einer etwas abgelegenen Provinz und wir mussten immer das Taxi zum Stadion nehmen. Zu spät darf bei eSport Veranstaltungen nicht mehr gebucht werden – dann kann es nämlich teuer werden. Glücklicherweise sind Taxis in Polen günstig.

LAOLA1: Was hast du als erstes im Kopf, wenn du am ersten Tag des Events solch eine Arena betrittst?

Trang: Zuerst will man einfach die StarCraft Sektion finden. Die ruft direkt nach einem. Alles andere ist zweitrangig. Wenn dann der Platz in den Zuschauerreihen gefunden ist und vor einem auf der Leinwand StarCraft gespielt wird, dann geht einem direkt das Herz auf.

LAOLA1: Das klingt fast wie das Betreten eines Tempels.

Trang: Ganz genau. Die Stimmung, die Lichter und vor allem die Profi-Spieler hautnah zu erleben, ist fast so, als würde man einen Wunschtraum physisch betreten.

LAOLA1: Hattest du einen besonderen Favoriten unter den Spielern?

Trang: Ich kann nicht sagen, ob es eine StarCraft Sache ist oder eine Katowice Sache, aber wir lieben dort einfach jeden Spieler und jubeln für alle. Wir lieben einfach StarCraft 2. Das ganze Stadion bebte für jeden der Spieler. Für manche zwar ein wenig mehr, aber Respekt hatten wir für alle.

LAOLA1: An dieser Stelle passt wohl die Frage nach der Lieblingsrasse.

Trang: Über die Jahre hinweg hab ich das Spiel an sich so schätzen gelernt, dass mir jede Begegnung Freude bereitet. Sogar Mirror-Matches wie ZvZ (Zerg vs. Zerg) mit der ununterbrochenen High-Speed-Action.

LAOLA1: Was macht man in den Pausen zwischen den Spielen?

Trang: In keinem Fall sich vom Sitz weg bewegen. Vor der Halle standen zu jeder Zeit hunderte Fans an, die einen Platz ergattern wollten. Sogar beim Gang auf die Toilette musste ich der Security sagen, dass mir ein Sitz freigehalten wird und ich nur schnell auf das WC gehe. Im letzten Jahr war der Andrang nur bei Begegnungen mit polnischen Spielern so groß.

LAOLA1: Wie sah mit den Nationalitäten der Zuseher aus?

Trang: Natürlich kam ein Großteil aus Polen, aber so mancher Fan, mit dem ich sprach, ist bis zu 12.000 Kilometer mit dem Flugzeug angereist.

LAOLA1: Wie oder wann konntest du die Spieler oder Kommentatoren, die man auf Fotos mit dir sieht, treffen?

Trang: Sowohl Spieler als auch Kommentatoren konnte man nur am Ende des Spieltages erwischen. Wenn man jedoch noch ein wenig blieb, dann war es ganz einfach und die StarCraft Prominenz zeigte sich wie immer sehr zuvorkommend und freundlich. Selbst nach einem arbeitsreichen Tag hatten Leute wie Tasteless, Artosis oder Rotterdam immer noch Zeit für ein Foto und einige nette Worte. Diese Persönlichkeiten zu treffen ist immer ein wichtiger Grund, der mich zu diesen Events treibt. Da ist es natürlich schön, wenn man nicht in einer langen Schlange warten muss. Im letzten Jahr traf ich Artosis als er wirklich „zombie-müde“ war und er hatte trotzdem Zeit für ein Foto. Danach meinte er sogar noch, ich sollte Acht geben wegen der Kälte. Taseteless ist dafür der Meister der Umarmungen.

LAOLA1: Wie kamst du eigentlich zu den Schildern, die du einige Male im Stream hoch gehalten hast?

Trang: Die Community, besser gesagt die Netwars Typen, haben das unterstützt. Diese Crew treibt zum einen den Jubel an und händigt ebenso beschriebene Schilder aus, die dann bei passenden Gelegenheiten von den Kameraleuten eingefangen werden können. Dabei entsteht eine interessante Dynamik in der sich die Fans immer wieder übertrumpfen möchten. Gleichzeitig erzeugt diese Dynamik auch eine Art Freundschaft unter allen Fans in der Halle.

LAOLA1: Hast du keine der Schilder selbst verfasst?

Trang: Ich wurde einmal mit einem „StarCraft lives Forever“ Schild auf dem Stream gezeigt. Das stammt aus meiner Feder und hat eine kurze, interessant Hintergrundgeschichte. Ich wurde ein wenig von der #sc20 Aktion überrascht. Anlässlich des 20. Geburtstags von StarCraft wurde jeder aufgerufen, seine Geschichte mit StarCraft zu erzählen. Deshalb wollte ich eine Aussage da raus bringen, bei der wir uns alle einig sein konnten. Nur „StarCraft lives forever“ fühlte sich passend genug an. Denn selbst wenn StarCraft nicht mehr mehr wäre als ein paar Diamond-Liga Spieler, die gegeneinander antreten, würde ich noch zusehen und es lieben.

LAOLA1: Gab es auch etwas Negatives?

Trang: Ja, der Sonntag war leider viel zu schnell vorbei. Sogar Counter-Strike Spieler kamen an diesem Tag in unsere Halle und wir wollten ihnen natürlich die bestmöglichen Games zeigen. Doch die Begegnungen waren etwas zu einseitig. So hieß es auch etwas schneller diesen Traum zu verlassen und in die Realität zurück zu kehren.

LAOLA1: Willst du etwas Abschließendes sagen?

Trang: Ich danke, dass ihr in unsere kleine Ecke voller Liebe rein geschaut habt, die sich eSport StarCraft nennt.

Das Gespräch führte Patrick Berger

Textquelle: © LAOLA1.at