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Wird eSports 2024 olympisch?

von Lukas Bergmann Foto: © ESL
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eSports ist weltweit in aller Munde, da es eines der rasantesten Sport- und Wirtschaftsfelder im 21. Jahrhundert ist. In vielen Ländern wie in den USA, aber auch Schweden und Dänemark ist eSports als Sport anerkannt und im neuen Koalitionsabkommen der deutschen Regierung taucht auch der digitale Sport als Programmpunkt auf. Wie sieht es jedoch hier in Österreich aus? Und hätte eSports tatsächlich die Chance olympisch zu sein? 

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Das und vieles mehr haben wir Philipp Trattner, den stellvertretenden Ressortleiter des Sportministeriums, gefragt und haben dabei einige interessante Antworten bekommen.

LAOLA1: Hat sich das Sportministerium schon mit eSports beschäftigt? Wenn ja, in welcher Hinsicht?

Philipp Trattner: Natürlich haben wir uns damit schon beschäftigt. eSports ist ein Sport- beziehungsweise Wirtschaftszweig, der eigentlich ein steigendes Potenzial hat. Wir wissen, dass die neue deutsche Bundesregierung eSports in den Koalitionsbedingungen niedergeschrieben hat und es gibt auch eine sehr starke Orientierung aus der Wirtschaft. Wir wissen auch, dass mehrere Fußballvereine eSportler unter Vertrag genommen hat und somit haben wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt.

Was halten Sie von dem Trend, dass die jüngere Generation mittlerweile mehr eSports-Turniere konsumieren als herkömmliche Sport-Events?

Es ist ein Faktum, der vor der Tür steht, mit dem man sich beschäftigen muss. Natürlich ist das Ziel des Sportministeriums Kinder dazu zu bringen sich zu bewegen, damit sie eine Gesundheitsprävention gegenüber Krankheiten wie Fettleibigkeit oder Diabetes haben. Es ist ein schwieriges Thema und es ist auch schwierig zu vermitteln, dass Kinder auf der Couch sitzen oder vor dem Computer anstatt, dass sie rausgehen um Fußball zu spielen oder Ski zu fahren. Auf der anderen Seite ist aber auch klar, dass Computer spielen beziehungsweise eSports kognitive Fähigkeiten fördert. Klar ist auch, dass es ein stetig wachsender Freizeit- und Wirtschaftszweig ist, der vor allem aus dem asiatischen Raum zu uns schwappt und deshalb muss man sich mit diesem Trend genauer auseinandersetzen.

Das ist wohl derzeit die Gretchenfrage der Szene: Ist eSport für Sie Sport?

Es ist in gewisser Weise ein Denksport. Die körperliche Betätigung ist nicht vorhanden wie bei normalen Sportarten wo die Athleten auch schwitzen und sich bewegen. Ich habe jedoch auf eSports-Events gesehen, dass die Teilnehmer auch schwitzen, aber es fehlt in gewisser Hinsicht die Bewegung. Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen, ob Schach auch eine Sportart ist, aber nachdem sie ein Teil des BSO (Bundessportorganisation Anm. der Redaktion) und dadurch als Sport anerkannt ist, wird es wohl für eSports auch diese Lösung geben werden.

Für die olympischen Sommerspiele in Paris im Jahr 2024 stehen die Chancen sehr gut, da es auch ein starkes Lobbying gewisser Partner gibt und diese eSports gern als einen Teil des olympischen Programms sehen wollen.

Philipp Trattner, Stellvertrender Ressortleiter des Sportministeriums


Während den olympischen Turnieren in Pyeongchang wurde ein Starcraft 2 Turnier veranstaltet um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, dass eSports in naher Zukunft olympisch sein könnte. Haben Sie das verfolgt und glauben Sie, dass eSports für 2020 in Tokio oder 2024 in Paris olympisch sein könnte?

Ich habe das Turnier in Pyeongchang und auch das eSports Festival in Wien verfolgt, jedoch glaube ich nicht, dass es sich für 2020 in Tokio ausgehen könnte, da der Weg dorthin schon sehr kurz ist. Für die olympischen Sommerspiele in Paris im Jahr 2024 stehen die Chancen sehr gut, da es auch ein starkes Lobbying gewisser Partner gibt und diese eSports gern als einen Teil des olympischen Programms sehen wollen.

Was bräuchte es für den eSports in Österreich um als Sport anerkannt zu werden?

Die Anerkennung erfolgt nicht über das Sportministerium, sondern über die Bundessportorganisation, die auch gerade ihre Statuten durchforstet. Im Sommer wird man sich dann genauer mit dem Thema beschäftigen und in Abstimmung mit dem Sportministerium die Situation evaluiert und die Parameter werden abgestimmt. Sämtliche Sportfachverbände treten dann zu einer Abstimmung an und dann wird entschieden, ob eSports anerkannt wird, oder nicht. Das ist ein demokratischer Prozess, der eingehalten wird.

Der DFB investiert jetzt auch in den eSports, will aber mit dem Begriff eSports nichts zu tun haben, da es ihrer Meinung nach aufgrund den Egoshootern zu negativ behaftet sei. Ist für sie dieser Begriff deswegen auch eher negativ konnotiert?

Etwas muss schon klargestellt werden: Ich bin kein Mensch, der aufgrund eines Terminus unnötig herumreitet, aber wenn wir über eSports reden, dann kann es nur eine Anerkennung geben, bei denen der Sport prolongiert wird. Ein ganz klares nein gibt es zu den Shooter-Spielen. Diese wollen wir nicht, dass können wir auch nicht. Wir wollen keine Gewaltverherrlichung, deshalb wollen wir auch keine Counter-Strike Olympiasieger. Es gab in der Vergangenheit schon andere Fälle wie beim Paintball. Da wollte man Paintball mit dem Schützenbund gleichstellen, jedoch gibt es hier einen klaren Unterschied. Die Schützen schießen auf Zielscheiben und Paintball schießen auf Menschen. Deshalb wollen wir das auch nicht zulassen.

Viele aus der Szene kennen das Argument gegenüber Shootern. Die argumentieren, dass Kleinkaliber-Schießen und Boxen auch das Schießen beziehungsweise der Kampf Mann gegen Mann im Vordergrund steht. Was können Sie dieser Argumentation entgegnen?

Beim Schießen ist es ganz klar, da schießen sie auf Zielscheiben und Tontauben. Ich finde den Vergleich mit Boxen und Ringen ein bisschen überzogen, da diese zwei Disziplinen die ältesten im olympischen Programm sind mit einer langen Historie. Da fehlen den Kollegen des eSports ein paar Jahrzehnte und da wird auch keiner umgebracht. Bei den Shootern wird, wenn auch virtuell, auf Leute geschossen und auch umgebracht. Ich kann schon verstehen, dass man versucht ein Gegenargument zu finden, aber das zieht so nicht.

Wenn Österreich als Sport anerkannt werden würde. Wie sieht konkret das Förderungssystem aus und welche Vereine würde Unterstützung bekommen?

Es wäre ein ganz normaler Fachverband, der 63. Verband in Österreich, die über die Sport GesmbH ein Förderungsgesuch beantragen könnte und dann würde aus dem Förderungsschlüssel, der gerade erarbeitet wird, die dementsprechende Förderung bekommen.

Als abschließende Frage: Wo sehen Sie den eSport in fünf Jahren?

Ich glaube das eSport in der BSO anerkannt sein wird und 2024 in Paris olympisch sein wird. Man muss aber genau aufpassen, was im eSport prolongiert wird. Es ist aber auch ein wachsender Wirtschaftszweig und wird dadurch immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Textquelle: © LAOLA1.at