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"Der Sieg führt immer über Österreicher"

Ein schrilles Kreischen weckt auch die letzten Morgenmuffel auf der Pressekonferenz der Snowboarder vor dem Wiener Riesenrad aus ihren Tagträumen: Kreischberg ist bereit für die erste Doppel-Weltmeisterschaft im Snowboard und Ski-Freestyle (15. bis 25. Jänner 2015).

Nach der Olympia-Saison ist somit vor der Heim-WM-Saison. „Wir warten auf Schnee, alles andere ist angerichtet“, so OK-Chef Hello Haas, der ebenso wie der sportliche Leiter für Snowboard im ÖSV, Christian Galler, auf fünf rot-weiß-rote Medaillen hofft.

„Wir haben in allen Teams Medaillenkandidaten. Es wäre eine tolle Sache, wenn wir bei der Heim-WM in allen drei Sparten Medaillen holen könnten.“ Dies war zuletzt 2009 im südkoreanischen Gangwon der Fall.

WM im Livestream

Die Vorbereitung in Kreischberg auf die WM läuft gut, das Medieninteresse ist groß. „Uns gehen die Moderatorenplätze aus“, so Haas.

Denn Snowboard boomt. Weltweit.

„Die gesamte WM wird erstmalig komplett live auf Youtube gestreamt. Das ist eine Premiere und ein großer Erfolg für die Sportart", freut sich Haas.

"Der Sport funktioniert"

„Wenn man sich die Einschaltquoten von Olympia anschaut, liegen wir mit durchschnittlich 42 Millionen Zusehern weltweit genau hinter einer Sportart und das ist Skispringen mit 48 Millionen. Bei der maximalen Zuschaueranzahl liegen wir mit 92 Millionen sogar weltweit auf Rang eins. Das ist für uns ein Zeichen, dass der Sport richtig gut funktioniert“, beschreibt Galler anhand von Zahlen das Interesse an seiner Sportart.

Die Konsequenz: Erstmals werden alle Bewerbe der Snowboarder auf ORF bzw. ORF Sport Plus übertragen.

„Wenn das so weitergeht mit dem zunehmenden Interesse am Snowboard-Sport, dann seid ihr mich bis 40 nicht los“, nimmt auch Olympia-Bronze-Medaillen-Gewinner Benjamin Karl das gesteigerte Interesse wohlwollend zur Kenntnis und spielt dabei vor allem auf die zahlreich erschienenen Journalisten im Prater an.

Harmonie und Innovation

Im ÖSV-Team gibt es in der neuen Saison einige Änderungen, bei den Parallel-Boardern ist der ehemalige Co-Trainer Bernd Krug neuer Chefcoach.

Auch im Freestyle wurde komplett umgebaut und die Trainer-Konstellation in der Gruppe geändert. Christian Scheidl ist der neue Headcoach, die Snowboard-Crosser haben hingegen an Tom Greil festgehalten.

„Aus der Vorbereitung habe ich gehört, dass wir insgesamt sehr gut und harmonisch aufgestellt sind“, so Galler, der sich auch darüber freut, dass erstmals seit langer Zeit alle Bundesländer im Kader vertreten sind.

"Lachberg kann nur gut werden, das lacht einen ja schon an", so Dujmovits

Gemeinsam sind wir stark

Neo-Freestyle-Coach Scheidl lässt die jungen Talente gemeinsam mit der Elite trainieren, erst bei Bewerben trennen sich die Wege der Weltcup- und der Europacup-Mannschaft. „Durch die Jungen gibt es einen frischen Wind bei uns im Team. Es ist gut, dass es nur noch eine Trainingsgruppe gibt", freut sich Mathias Weißenbacher.

Zwar wartet auf die Freestyler kein Weltcup vor der WM, doch Highlights wie das "Pleasure Jam" auf dem Dachstein (14.-16. November) und die City-Events in Wien (beim Fridge Festival auf der Donauinsel am 21. November) und Istanbul (am 20. Dezember steigt die Premiere auf türkischem Boden, erstmals fahren auch Damen um Weltcup-Punkte). „Da freuen wir uns sehr drauf, da sind immer die meisten Zuschauer", sagt Scheidl.

"Keine Ausreden mehr"

Sein Gegenstück bei den Snowboard-Crossern, Tom Greil, ist froh, dass die schwierige letzte Saison mit vielen Verletzungen Geschichte ist. „Die Olympia-Saison ist Gott sei Dank vorbei. Im letzten Jahr hat es leider jeden erwischt, aber mittlerweile haben sich alle gut erholt und es gibt keine Ausreden mehr.“

Zum dritten Mal findet der Weltcup-Start im Montafon statt, bisher gelangen zwei Heimsiege durch Maria Ramberger und Susanne Moll im Teambewerb sowie Markus Schairer, folgt heuer der Dritte? "Es ist wieder möglich, wir haben gute Kandidaten und gut trainiert", so Greil.

Während Ramberger und Schairer davon träumen, beim Heim-Weltcup erneut auf dem Podium zu stehen, hofft Nachwuchs-Talent Lukas Pachner darauf, im Montafon sein Weltcup-Debüt geben zu dürfen. „Dass ich so weit komme, ist grenzgenial. Ich freue mich sehr darauf.“

Große Fußstapfen

Seit Kreischberg 2003 haben die Raceboarder bei jedem Großereignis, also sechs Weltmeisterschaften sowie drei Olympischen Spielen, immer Medaillen gewonnen.

Neo-Headcoach Bernd Krug und seine neue Co-Trainerin Gitti Köck, die 1998 in Nagano die erste Snowboard-Medaille bei Olympischen Spielen gewann, sind sich den großen Fußstapfen, in die sie treten, durchaus bewusst. "In der Mannschaft gibt es ein Riesenpotential, der Sieg führt immer über Österreicher."

Zunächst stehen im nordamerikanischen Colorado vier NorAm-Rennen auf dem Programm, bevor am 13. Dezember in Carezza (Italien) der Weltcup beginnt. In Bad Gastein (9. und 10. Jänner) wartet mit dem Parallel-Teambewerb eine Weltneuheit auf die Athleten.

Spaß und hohe Erwartungen

Die WM in Kreischberg ist für die Steirerin Marion Kreiner, die im Lachtal vor zwei Jahren Staatsmeisterin wurde, "ein großer Ansporn. Dass sie in meinem Heimatbundesland ist, freut mich irrsinning."

Olympiasiegerin Julia Dujmovits hat auf Hawaii Abstand gewonnen, neue Motivation getankt und gemerkt, dass Snowboarden weiterhin das Richtige für sie ist. "Ich will nach wie vor schnell Snowboarden fahren – im Training und im Rennen."

In dieselbe Kerbe schlägt auch Benjamin Karl: "Mir macht es Freude wie eh und je. Trainieren ist eines meiner größten Hobbys und dass ich das jeden Tag ausüben darf und kann, ist sehr geil.“

Seine Erwartungen an die neue Saison sind keine geringen: „Generell erwarte ich, dass ich heuer stärker bin als im letzten Jahr.“

 

Daniela Kulovits / Henriette Werner