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Snowboarder kämpf vor Gericht für Parallel-Slalom

Snowboarder kämpf vor Gericht für Parallel-Slalom

Erstmals in der Geschichte hat ein Athlet das Internationale Olympische Komitee (IOC) wegen der Streichung einer Sport-Disziplin geklagt.

US-Snowboarder Justin Reiter hat dies wegen des für die Winterspiele 2018 (Pyeongchang) und 2022 (Peking) aus dem Programm genommenen Parallel-Slaloms getan, die erste Anhörung geht diesen Freitag in Lausanne über die Bühne.

Nur kurz Teil von Olympia

Der Ausgang dieser Klage ist auch für Österreich interessant. Bei der Olympia-Premiere des Snowboard-Parallel-Slaloms 2014 in Sotschi holte Julia Dujmovits Gold und Benjamin Karl Bronze für den ÖSV.

Dass das IOC Anfang Juni 2015 den in Russland extrem gut angenommenen Slalom aber zugunsten anderer Snowboard-Disziplinen wie dem Big Air oder anderer Sportarten wie Massenstart-Eisschnelllaufen, Mixed-Team-Curling und dem gemischten Alpinski-Teambewerb sofort wieder gestrichen hat, hat für einen Aufschrei in der Snowboard-Szene gesorgt.

15.000 Unterstützer

Reiter sieht nun laut seiner auf einer Website unter http://tinyurl.com/oyn6o9q dargestellten Initiative eine Chance, per Gerichts-Klage die Entscheidung rückgängig zu machen.

Der 34-Jährige aus Steamboat Springs hat nicht nur eine innerhalb kurzer Zeit von 15.000 Sympathisanten unterschriebene Online-Petition gestartet, sondern auch einen Brief an das IOC geschrieben.

Nun geht er zudem gerichtlich gegen die in der Schweiz ansässige, mächtige Sportorganisation vor, obwohl er Kosten von zumindest 400.000 Dollar erwartet.

Entscheidung zu spät getroffen?

Gemeinsam mit zwei Anwälten beruft sich der Vizeweltmeister von 2013 vor allem darauf, dass das IOC die Entscheidung Anfang Juni 2015 und damit nicht wie in den eigenen Statuten fest gelegt, spätestens drei Jahre vor der Eröffnung der nächsten Spiele getroffen hat. Die Winterspiele in Südkorea beginnen am 9. Februar 2018.

Das IOC hatte 2014 den Slalom vor allem auf Bitte des russischen Verbandes ins Programm genommen. Prompt hatte der in den USA geborene Russe Vic Wild beide Goldmedaillen gewonnen.

Die Haupt-Argumente für den Erhalt des Slaloms als zweite Snowboard-Alpindisziplin neben dem schon länger im Programm befindlichen Parallel-Riesentorlauf liegen für die Verfechter auf der Hand: Man benötigt für beide Bewerbe nur einen Hang und es müssen keine zusätzlichen Sportler zu Olympia. Zudem ist das Format spannend und sehr TV-freundlich.

Keine Unterstützung durch FIS

Unterstützung darf sich Reiter offenbar nicht einmal vom Internationalen Skiverband (FIS) erwarten, der die Juni-Entscheidung des IOC bis heute unkommentiert gelassen hat.

"Man hat mir mehr oder weniger ausgerichtet, dass Snowboarden mehr Disziplinen als jede andere Sportart dazu bekommen hat und wir deshalb eher dankbar sein sollten", erzählte Reiter vom Treffen mit einem FIS-Funktionär.

ÖSV kämpft für Parallel-Slalom

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hingegen bemüht sich um den Slalom und hat gemeinsam mit Italien, der Schweiz, Deutschland und Frankreich einen Brief an die FIS geschrieben mit der Bitte, dass beide Alpin-Disziplinen im Snowboard erhalten bleiben mögen.

Der US-Ski- und Snowboard-Verband (USSA) hat in der Causa eine neutrale Haltung eingenommen. Man respektiere den Prozess im IOC, aber auch die Rechte von Athleten wie Justin Reiter, ihre Sorgen zum Ausdruck zu bringen, erklärte Vizepräsident Luke Bodensteiner.

"IOC ist Richter, Jury und Exekutive gleichzeitig"

Reiter selbst glaubt, dass sein Vorstoß weit über das Problem mit dem Parallelslalom hinaus geht.

"Es geht um die einzigartige Tatsache, dass das IOC beispiellose und unkontrollierte Macht über Olympia hat, weil man Richter, Jury und Exekutive gleichzeitig ist. Die Athleten hingegen haben keine Stimme." Er wolle deshalb eine Präzedenzfall schaffen, von dem alle Athleten profitieren würden, so Reiter.

"Das IOC überschreitet immer und immer wieder seine Grenzen aus dem einzigen Grund, weil die Athleten ihm ausgeliefert sind. Das ist nicht richtig."

Diese Woche geht auch die FIS-Inspektion der Olympia-Schauplätze in den Bergen Pyeongchangs über die Bühne. In Jeongseon gehen kommenden Februar (6./7.2.) die Weltcup-Testevents der Alpinski-Herren mit Abfahrt und Super-G über die Bühne. Vom 20. bis 28. Februar sollen im Bokwang Snow Park die Ski-Freestyler und Freestyle-Snowboarder die Anlagen für Olympia 2018 testen.