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Matt: "Muss Unglück erst realisieren"

Matt:

Der Slowene Filip Flisar bzw. die Kanadierin Marielle Thompson haben sich nach dem Todessturz des Kanadiers Nick Zoricic und der folgenden Rennabsage am Samstag beim Finale in Grindelwald die Gesamtsiege im Ski-Cross-Weltcup 2011/12 gesichert.

Gewertet wurde nur die Qualifikation, dadurch überholte Qualisieger Flisar noch zwei Konkurrenten und gewann vor Brady Leman (CAN). Thompson war schon vorher in Führung gelegen.

"Muss Unglück erst realisieren"

Für Österreich gab es durch Andreas Matt und Andrea Limbacher jeweils Platz fünf als beste Endresultate. Matt war vor dem Finale noch aussichtsreich im Kampf um eine erfolgreiche Titelverteidigung gelegen, hatte nach Platz sieben in der Qualifikation und der folgenden Absage aber keine Chance mehr.

Auch für den Olympia-Zweiten war das klare Nebensache. "Für mich ist das alles noch unwirklich. Ich muss das Unglück erst realisieren", war der Tiroler am Tag nach dem Unglück noch schockiert.

Gedenkfeier in Jeans

Das ÖSV-Team beteiligte sich am Sonntag an der Trauerfeier für Zoricic. Praktisch die gesamte Ski-Cross-Familie fuhr in Jeans nochmals den Kurs ab, weil der 1983 in Sarajevo geborene Nick Zoricic sein erstes Weltcuprennen in diesen Hosen bestritten hatte.

Im Ziel gab es Blumen, ein Bild sowie zwei von Kerzen gesäumte Kondolenztafeln. Das kanadische Team bedankte sich für die Anteilnahme. IOC-Präsident Jacques Rogge kondolierte aus der Ferne. "Das ist ein trauriger Tag für die gesamte olympische Bewegung", erklärte der Belgier.

Tödlicher Sprung

Zoricic hatte am Samstag im vierten Achtelfinallauf eine finale Attacke beim Zielsprung gestartet, war dabei aber zu weit nach rechts gekommen.

Die Strecke war gegenüber dem Vortag deutlich schneller geworden, die Sprünge gingen daher extrem weit. Zoricic prallte nach der Landung ungebremst in einen Fangzaun, überschlug sich mehrmals und blieb anschließend regungslos liegen.

Nach Wiederbelebungsversuchen an der Piste und dem Hubschrauber-Transport ins Krankenhaus Interlaken wurde Zoricic wegen eines schweren Neurotraumas um 12.35 Uhr für tot erklärt.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Veranstalter sagten danach alle restlichen Bewerbe ab. Die Staatsanwaltschaft hat wie bei solchen Vorfällen üblich Ermittlungen eingeleitet.

Es gilt zu klären, ob es sich um einen reinen Fahrfehler gehandelt hat oder ob auch organisatorische Mängel vorgelegen sind. Für FIS-Generalsekretärin Sarah Lewis war das "eine ganz normale Prozedur". Auf dem Prüfstand steht aber wohl die gesamte Sportart an sich.

Zweiter Todesfall im Team Kanada

Die Freestyle-Szene und schon wieder das kanadische Team des österreichischen Verbandspräsidenten Max Gartner ("Die Sicherheit unserer Athleten ist uns ein großes Anliegen") trauern damit nur zwei Monate nach dem ebenfalls tödlich verlaufenen Trainingssturz von Sarah Burke neuerlich um ein Mitglied. Beide Sportler wurden nur 29 Jahre alt.

In beiden Fällen handelt es sich um Teilnehmer relativ junger FIS-Disziplinen. Das spektakuläre Ski Cross, bei dem wie im Snowboard-Cross vier Rennfahrer auf Alpinski jeweils gleichzeitig auf einem mit Sprüngen, Wellen und Kurven versehenen Kurs in direkten Duellen unterwegs sind, wurde erst 2010 erstmals bei Olympia vorgestellt. Die vierfache X-Games-Siegerin und Ex-Weltmeisterin Burke war Halfpipe-Spezialistin.

Sie verstarb neun Tage nachdem sie beim Training in Park City/USA schwer mit dem Kopf aufgeschlagen war. In derselben Superpipe war im Dezember 2009 Snowboard-Ass Kevin Pearce ins Koma gestürzt. Der US-Amerikaner, bis dahin härtester Konkurrent von Szene-Superstar Shaun White, kämpft heute noch mit den Sturzfolgen.

Name Nation Punkte
1. Filip Flisar SLO 482
2. Brady Leman CAN 443
3. Alex Fiva SUI 434
4. Christopher Delbosco CAN 396
5. Andreas Matt AUT 393
25. Patrick Koller AUT 105
31. Christoph Wahrstötter AUT 61
32. Thomas Zangerl AUT 60
Name Nation Punkte
1. Marielle Thompson CAN 590
2. Ophelie David FRA 530
3. Katrin Müller SUI 423
4. Sanna Luedi SUI 389
5. Andrea Limbacher AUT 388
7. Katrin Ofner AUT 317