Es klingt wie die Neuauflage eines Disney-Klassikers.
Ein Schweizer Anwalt mit panamesischer Staatsbürgerschaft fuhr 2010 im Touristenbob erstmals die Natureispiste in St. Moritz herunter und war gleich von diesem Sport begeistert.
Im Hinterkopf hatte Christoph Zollinger die Bilder des jamaikanischen Bob-Teams aus dem Disney-Kultfilm "Cool Runnings".
Wenig später nahm der mit seiner Familie in Panama lebende Jurist mit dem zweifachen Schweizer Ex-Weltmeister Hans Hiltebrand Kontakt auf.
Hilfe vom ehemaligen Weltmeister
Der ehemalige Trainer, Sportchef und Schlittenbauer soll mit seiner umfassenden Erfahrung das eisige Projekt "Spirit of Panama" umsetzen - und einen Olympia-Start Panamas bei den Sotschi-Spielen 2014 möglich machen.
"Eigentlich wollte ich mich zur Ruhe setzen. Doch die Idee, mit Panama in Sotschi zu starten, reizte mich ungemein, vor allem weil es sehr seriös geplant ist", sagte der 67-jährige Hiltebrand der Nachrichtenagentur dpa vergangene Woche am Rande der Bob-WM in Lake Placid.
Casting-Suche nach Anschiebern
Nach dem Telefonat mit dem 42-jährigen Zollinger ging dieser auf Anschieber-Suche.
Zuerst wurde der Leichtathletik-Verband Panamas kontaktiert, danach unterstützte das staatliche Fernsehen eine Casting-Show. 85 Athleten nahmen daran teil, auch Mitglieder der Special-Forces-Einheit der Nationalpolizei.
Auf dem Programm standen Ausdauerlauf, Sprinttraining, Wurftraining und Weitsprung, was die Panamesen am besten können. Immerhin hatte Irving Saladino 2008 in Peking Olympia-Gold geholt.
Training wie im Film
Der zweitbeste Weitspringer des mittelamerikanischen Landes ist der 25-jährige Jonathan Romero. Er gehört nun wie Arsenio Caballero (29), Eduardo Fonseca (25) sowie 100- und 200-m-Landesmeister Andreas Rodriguez (27) zum Team von Pilot Zollinger.
Mit einem Bob auf Rädern - wie bei "Cool Runnings" - wurde im Leichtathletik-Stadion von Panama-Stadt der Start simuliert.
Zudem wurden ein Bob- und Wintersportverband gegründet und die Lizenzen des Weltverbandes (FIBT) und des IOC gelöst..
Noch nie Schnee gesehen
"Es gab auch Rückschläge", berichtete Hiltebrand, der als Aktiver, Trainer und Berater bei insgesamt neun Olympischen Spielen dabei war.
Anschieber Romeo hatte noch nie Schnee gesehen. "Kein Witz, er zitterte vor Kälte", erinnerte sich Hiltebrand und dachte: "Es wird nicht klappen."
Mittlerweile hat das Team Trainingsfahrten in Innsbruck/Igls, St. Moritz und Lake Placid absolviert - und sogar Sturzerfahrung gesammelt.
Team noch auf Sponsorensuche
Die ersten Rennen fuhren die Bob-Exoten im November 2011 im America's Cup. Zollinger kletterte in der FIBT-Weltrangliste inzwischen auf Platz 55 im Zweierbob - unter 98 Piloten.
Richtig ernst wird es aber kommende Saison. "Dann muss alles passen", betonte Hiltebrand, während Zollinger noch auf Sponsorensuche ist.
Das Budget wird mit rund 200.000 Euro beziffert, ist aber noch nicht komplett abgedeckt.