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Sotschi 2014: Ist Österreich Olympia-reif?

Sotschi 2014: Ist Österreich Olympia-reif?

Am 7. Februar 2014 fällt der Startschuss zu den XXII. Olympischen Winterspielen in Sotschi.

In exakt zwei Jahren wird in Russland auf Skipisten und Langlaufloipen, in Eiskanälen, auf Skisprungschanzen und Eisflächen um Gold, Silber und Bronze gekämpft.

Grund genug für eine Halbzeit-Analyse. In welchen Sportarten ist Österreich schon jetzt Olympia-reif? Wo können wir mit Medaillen rechnen?

Welche Bewerbe treiben den Verantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn und in welchen sind Medaillenchancen so gut wie nicht vorhanden? Wir bringen dich auf den neuesten Stand:

Ski Alpin Damen

Österreichs Ski-Ladies scheinen gerüstet zu sein für die Olympischen Spiele in Sotschi. Die aktuelle Saison kann ohne Weiteres in die Kategorie "Es läuft wie am Schnürchen" eingestuft werden. Im Slalom ist der ÖSV dank der Siegesserie von Marlies Schild und des Premiere-Triumphs von Michaela Kirchgasser noch ungeschlagen, in der Super-Kombi gab es in zwei Bewerben zwei Podestplätze durch Niki Hosp. Eine Medaille dürfte man sich zudem im Riesentorlauf erwarten, wo je ein erster, zweiter und dritter Platz zu Buche stehen. Im Super-G ist Anna Fenninger (vier Podestplätze) unser heißestes Eisen, in der Abfahrt zählt Lizz Görgl (ein Sieg, ein dritter Rang) zur absoluten Weltklasse.

Fazit: Olympia kann kommen!

Ski Alpin Herren

Acht Abfahrten, neun Podestplätze. Österreichs Downhiller haben die eingebaute Stockerlgarantie und wären heiße Medaillenkandidaten. In Slalom und Riesentorlauf marschiert Marcel Hirscher (sechs Saisonerfolge) voran und hat die Herren Matt, Reichelt, Schörghofer und Raich im Schlepptau. Romed Baumann gilt in der Super-Kombi als Österreichs schärfste Waffe. Einzige Schwachstelle ist ausgerechnet die einstige Paradedisziplin Super-G: In allen drei Rennen feuerten die rot-weiß-roten Fans Österreichs Aushängeschilder vergeblich an, am Stockerl standen immer ausländische Athleten.

Fazit: Olympia kann (mit einer Ausnahme) kommen!

Biathlon

Ein dritter Platz in der Staffel von Antholz - so lautet die dürftige Ausbeute der heimischen Skijäger im Winter 2011/12. Dominik Landertinger, Christoph Sumann und Kollegen jagen nicht nur der eigenen Form, sondern auch der übermächtigen Konkurrenz hinterher. Besserung ist kurz vor der WM in Ruhpolding nicht in Sicht. Mit Landertinger, Simon Eder und Sven Grossegger fallen gleich drei Athleten gesundheitsbedingt für die Generalprobe in Kontiolahti aus. Die Zeit läuft ihnen allmählich davon.

Fazit: Wir wären bei Olympia krasser Außenseiter!

Bob

Nach dem Rücktritt von Österreichs jahrelanger Nummer eins, Wolfgang Stampfer, ruhen die Hoffnungen auf Jürgen Loacker (samt Crew). Im Zweier kam er bislang nicht über einen zwölften Platz in Königssee hinaus, im Vierer wurde er an selber Stelle immerhin Siebenter. Medaillenverdächtiger wäre da schon unser Damen-Top-Duo. Christina Hengster und Inga Versen landeten zum Saisonstart in Igls auf Platz drei. Im Weltcup rangieren sie derzeit auf dem beachtlichen siebenten Platz.

Fazit: Stand heute wäre ein Medaillengewinn eine Überraschung!

Langlauf

Unsere Herren sind zumeist auf verlorenem Posten, die internationale Konkurrenz ist schlicht zumindest eine Klasse stärker. Beste Saisonplatzierung der ÖSV-Herren war ein sechster Platz im Freistil-Teamsprint von Davos. Blöd nur, dass der Teamsprint in Sotschi in der klassischen Technik durchgeführt wird. Bei den Damen hat Österreich mit Katerina Smutna einen Joker im Talon, der in der Ursprungs-Technik zur erweiterten Weltklasse zählt. Speziell im Sprint sind Top-10-Plätze keine Seltenheit, so überzeugte die gebürtige Tschechin als Fünfte in Otepää. Ihr Pech: In Sotschi wird im freien Stil gesprintet und für den Klassik-Teamsprint fehlt eine leistungsfähig Partnerin.

Fazit: Dabei sein ist in diesem Fall leider alles!

Freestyle

Slopestyle, in Sotschi erstmals olympisch, wird in dieser Saison nicht gefahren, in der Halfpipe gab es nur einen Bewerb (ohne ÖSV-Teilnahme). Die einzige Freestyle-Disziplin, die für Österreich aktuell relevant ist, ist Skicross. Hier wiederum stellen wir mit Andreas Matt einen absoluten Medaillenfavoriten. Der Olympia-Silberne von Vancouver hält bei einem Sieg und einem dritten Platz und zählt in jedem Rennen zu den Sieganwärtern. Auch bei den Damen stehen zwei Stockerlplätze auf der Habenseite, durch Katrin Ofner (einmal Zweite) und Andrea Limbacher (einmal Dritte).

Fazit: Eine Medaille wäre Pflicht!

Rodeln

Die Neuner-Schwestern, Markus Prock oder die Lingers: Unsere Rodler beschenkten sich und die österreichischen Wintersport-Fans regelmäßig mit Edelmetall. Und auch für Sotschi sieht es gut aus - zumindest im Doppelsitzer. Andreas und Wolfgang Linger führen den Weltcup an und waren nie schlechter als Dritte, Penz/Fischler standen zweimal am Podium. Noch ohne Top-3-Platzierung steht das ÖRV-Team da - der Mannschaftsbewerb steht 2014 erstmals auf dem Programm. Das Einzel war die Sache der Österreicher nicht. Nina Reithmayer, in Vancouver mit Silber dekoriert, war noch nie besser als Siebente, Manuel Pfister kam über den fünften Platz nicht hinaus.

Fazit: Rodeln ist noch immer Medaillengarant!

Nordische Kombination

Wie bei den Biathleten ist auch im Lager der Nordischen Kombinierer der Wurm drin. Lediglich zweimal (Stecher Dritter in Ramsau, Team Dritter in Oberstdorf) konnte man anschreiben, ansonsten herrscht im Lager des Doppel-Team-Weltmeisters von Oslo Tristesse. Hinzu kommt, dass die Zukunft der Routiniers mehr als unklar ist. Was, wenn Stecher und Co. sich Sotschi nicht mehr antun?

Fazit: Die einstige Vorzeige-Sportart kränkelt!

Skeleton

Das Aushängeschild im Skeleton ist und bleibt Matthias Guggenberger. Der 27-Jährige ist derzeit die einzige heimische Hoffnung auf eine Medaille. Nach holprigem Saisonstart lief es zuletzt deutlich besser, in Königssee gab es mit Rang drei gar den ersten Podestplatz. Zwar präsentieren sich die Letten und Deutschen als überaus konstant, eine Überraschung ist Guggenberger aber durchaus zuzutrauen.

Fazit: Die Hoffnung (auf eine Medaille) stirbt zuletzt!

Skispringen

13 Saisonsiege und 18 weitere Podestplätze im Weltcup. Erster, Zweiter und Dritter in der Gesamtwertung der Vierschanzen-Tournee. Erster und Zweiter im Gesamtweltcup. Wenn man in einer Sportart von einer Medaillengarantie sprechen kann, dann im Skispringen. Andreas Kofler, Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern begeistern die österreichischen Skisprung-Fans Woche für Woche aufs Neue. Unserer Wunder-Adler wären mehr als bereit, wäre Olympia schon 2012. Eine Bank ist auch Daniela Iraschko bei den Damen. Sie will bei der Olympia-Premiere groß abstauben.

Fazit: Die ÖSV-Adler sind mehr als Olympia-reif!

Snowboard

Benjamin Karl führt ein vor Selbstvertrauen nur so strotzendes Snowboard-Team an, der Silbermedaillegewinner von 2010 hält bei zwei Saisonsiegen, Oldie Sigi Grabner und Andreas Prommegger standen je einmal ganz oben. Nicht zu vergessen Julia Dujmovits, die den einzigen ÖSV-Sieg bei den Damen in trockene Tücher brachte. Weitere Medaillenaspiranten im Parallel-(Riesen-)Slalom sind Lukas Mathies und Marion Kreiner. Im Snowboardcross blieben unsere Boarder mit Ausnahme von Markus Schairer (einmal Zweiter) hinter den Erwartungen.

Fazit: Österreich ist Olympia-reif!

Weitere Disziplinen

Im Eishockey stehen alleine schon die Chancen, dass sich Österreich überhaupt qualifiziert, nicht zum Besten. Sollte der ÖEHV das Ticket im Qualifikationsturnier (7. bis 10. Februar 2013) lösen, wäre dies ein Erfolg. Von einer Medaille zu träumen, wäre des Guten zu viel. Veronika Windisch im Short Track und Anna Rokita im Eisschnelllauf peilen ebenfalls die Teilnahme in Sotschi an, auch hier gilt: Mehr darf man nicht verlangen! Weit von der Spitze weg sind unsere Eiskunstläufer Viktor Pfeifer und Miriam Ziegler, auch im Curling sind jegliche Wunschträume auf ein Olympia-Wunder Utopie.