„Ehrenkodizes sind in der heutigen Zeit nichts Ungewöhnliches“, meint Verbandsrechts-Experte Wolfgang Rebernig zu der Causa. „Allerdings stellt sich die Frage, ob Stelzmüller bei einer tatsächlichen Schieflage der Trainer-Zuwendungen nicht sogar im Sinne des Ehrenkodex‘ gehandelt hat.“

Das Fristen eines Pseudo-Daseins

Beim Zusammenkratzen der notwendigen Stimmen für eine Wiederwahl geht Zojer aber sogar noch weiter. Um den „Unruheherd“ Wien zu schwächen, gründete er einen zweiten Wiener Landesverband.

„Über die Subventionen der Stadt Wien wird versucht, den eigentlichen Verband auszuhebeln“, so Stelzmüller, die jedoch auf ein gutes Verhältnis zur verantwortlichen MA51 pocht und sich deshalb zumindest um die Gelder keine Sorgen zu machen braucht.

Daneben wurden in Wien zwei neue Klubs angemeldet: Florido Short Track Club und Blue Danube Speedskating Association. Wo diese trainieren, wisse die Landesverbands-Präsidentin, die in der Szene freilich bestens vernetzt ist, nicht. Zumal es mit dem Eisring Süd und der Albert-Schultz-Halle aktuell ohnehin nur zwei mögliche Lokalitäten in Wien gibt.

Es handelt sich dabei also um Vereine, die letztlich wohl nur dazu dienen, um bei der Wahl im September für ihren Schöpfer aufzeigen zu dürfen.

Den Vorwurf des Pseudo-Daseins vermögen auch ihre beiden Starter bei den österreichischen Juniorenmeisterschaften in Villach nicht zerstreuen. Denn laut einer Internet-Recherche handelt es sich bei beiden um gebürtige Villacher.

Wir gehen noch weiter und wollen ein Probe-Training beim Florido Short Track Club. Auf eine E-Mail bekommen wir die erfrischend ehrliche Antwort, dass es aktuell weder fixe Trainingszeiten noch einen qualifizierten Trainer gebe. „Wir versuchen unseren Kindern auch im Winter eine Möglichkeit zu bieten, Sport zu betreiben und sind erst mitten im Aufbau“, teilt uns Ansprechpartner Christoph Stelzer mit.

Nur noch eine Nebenrolle

Dass sich Menschen im Nachwuchssport engagieren, soll an dieser Stelle keineswegs in Misskredit gebracht werden. Jedoch gehört sichergestellt, dass dies nicht aus sportpolitischen Motiven heraus passiert, da die Kinder sonst Gefahr laufen, nach Umwälzungen als die großen Verlierer dazustehen.

Unterm Strich entsteht der Eindruck, dass im ÖESV der Sport aufgrund einiger (weniger) Funktionäre nur mehr eine Nebenrolle spielt. Leider kein Einzelfall in unseren Breiten.

Fortsetzung demnächst…

 

Reinhold Pühringer