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ÖESV spielt auf Zeit und geht in Berufung

ÖESV spielt auf Zeit und geht in Berufung

Der Höhepunkt in Sotschi ist Geschichte.

Für Österreichs Eisschnellläufer brachte das Spektakel unter den – wenn man so möchte –  viereinhalb Ringen Licht und Schatten. Einer beachtlichen B-Final-Teilnahme von Short Trackerin Veronika Windisch stand ein unglücklicher Bändereinriss bei der Eröffnungsfeier von Anna Rokita gegenüber. Ein 24. Platz von Küken Vanessa Bittner war im Rahmen der Erwartungen.

„Was unsere Athleten bei Olympia gezeigt haben, war stark“, meint Michael Hadschieff, der selbst Olympia-Silber und -Bronze (beides 1988) sein Eigen nennen darf. Besonders angetan haben es ihm die Short Tracker. „Was da abgegangen ist, war schon beeindruckend. Eine actionreiche Disziplin, die einen bei den Spielen mitgerissen hat.“

Windisch bricht nach den Spielen ihre Zelte in Dresden, wo sie die vergangenen Jahre aus Mangel an Perspektiven in der Heimat trainierte, ab und geht nach Graz, um dort mitzuhelfen, etwas aufzubauen. Für die notwendigen Rahmen-Bedingungen könnte auch Hadschieff sorgen. Doch noch ist es nicht soweit.

Auf den letzten Abdruck

Denn noch heißt der Präsident des ÖESV Manfred Zojer. Einer, der den Sitz an der Spitze nicht gerne hergibt. Ab 1984 saß der 75-Jährige knapp 20 Jahre dem ÖESV vor und seit 2006 tut er es erneut. Dabei schreckt der Kärntner auch vor juristischen Handkniffen nicht zurück. Wie es eben auch aktuell der Fall ist.

Wie LAOLA1 berichtete, untersagte Zojer den Kassa-Prüfern zuletzt die Einsicht in die Verbands-Finanzen, woraufhin diese von ihrem statutengemäßen Recht Gebrauch machen wollten, einen außerordentlichen Verbandstag einzuberufen. Da sich der ÖESV-Zampano dagegen wehrte, musste zunächst das interne Schiedsgericht und später sogar ein ordentliches Gericht angerufen werden.

Beide gaben dem Antrag Hadschieffs Recht. Doch eine außerordentliche Generalversammlung gibt es noch immer nicht - weil Zojer Berufung einlegte.

„Er hat das zum letztmöglichen Zeitpunkt gemacht“, berichtet Hadschieff, der die dahintersteckende Strategie sehr genau kennt. „Zojer versucht auf Zeit zu spielen. Umso länger er es hinauszögert, desto mehr kann er versuchen, in unser Lager einen Keil zu treiben.“ Als die Gruppe hinter Hadschieff am Anfang des Weges stand, war sie eine eingeschworene Einheit. Mittlerweile treten beim einen oder anderen aber Einzel-Interessen an die Oberfläche.

„Insofern hoffe ich, dass das möglichst rasch vonstatten geht.“ Der Fall liegt nun beim Landesgericht Wien, wo im März der Prozess beginnen soll. „Ich hoffe, dass Zojer dann spätestens in drei Monaten einen außerordentlichen Verbandstag einberufen muss.“ Dort könnte es dann zu einer Kampfabstimmung zwischen Hadschieff, dessen erstmalige Kandidatur vor zehn Jahren von Zojer nicht anerkannt worden war, und dem aktuellen Amtsinhaber kommen.

Hunyady signalisiert Bereitschaft

Hunyady signalisiert Bereitschaft
Neuanfang mit Michael Hadschieff und Emese Hunyady?

Sollte der neue Präsident dann tatsächlich Hadschieff heißen, könnte das auch die Rückkehr der Grande Dame des Eisschnelllaufsports – Emese Hunyady – bedeuten.

Die Olympiasiegerin von Lillehammer, die derzeit in der Schweiz lebt, hatte bereits anklingen lassen, dass sie sich dann eine Mitarbeit als Sportdirektorin vorstellen kann. Wie die 47-Jährige zuletzt gegenüber LAOLA1 bereits anklingen ließ, sei dies für sie unter der aktuellen Führung undenkbar.

Hadschieffs Ambitionen auf den Chefsessel halten sich laut eigenen Angaben in Grenzen. Nach Herstellung von geordneten Verhältnissen könnte er sich sogar vorstellen, das Amt zu übergeben: „Wichtig ist jetzt einmal, das Bisschen Eisschnelllaufsport, was wir haben, zu pflegen und zu fördern.“

Zojer lehnte es indes neuerlich ab, mit LAOLA1 zu sprechen.

 

Reinhold Pühringer