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Austrian Ice Racers starten neu durch

Austrian Ice Racers starten neu durch

Unter neuer Führung will der Österreichische Eisschnelllauf Verband zurück zu großen Erfolgen.

Obwohl Österreichs Nationalteam-Quartett derzeit großteils noch aus Junioren besteht, wird Olympia-Gold 2018 in Südkorea zur Parole erhoben.

"Das ist durchaus realistisch", gab sich Neo-Sportdirektor und Generalsekretär Michael Hadschieff am Donnerstag bei einer PK in Wien optimistisch.

Falger folgt Zojer als Präsident

"Auf die Kufen... Fertig... Gold!" lautet der PR-Slogan, unter dem sich die neue Führung im Kreis der vier Nationalteam-Läufer Vanessa Bittner (19), Armin Hager (20), Linus Heidegger (19) und "Teamsenior" Bram Smallenbroek (27) präsentierte. Im Frühjahr hatte der Tiroler Ernst Falger die jahrzehntelange ÖESV-Regentschaft von Manfred Zojer als Präsident beendet, mit Hadschieff ist nun der Olympia-Silbermedaillengewinner von 1988 und ehemalige Weltrekordler entscheidend mit am Ruder.

Zu tun ist genug, denn seit dem letzten rot-weiß-roten Eisschnelllauf-Wunder in den 1980er und 1990er Jahren mit Hadschieff und Emese Hunyady ist der schnelle Kufensport in Österreich wieder in den Dornröschenschlaf zurückgefallen.

"Es ist oft so, dass in kleinen Ländern große Wellenenzyklen stattfinden", erklärte Hadschieff den massiven sportlichen Rückfall. Fehler seien natürlich auch gemacht worden. So habe die alte Führung den Nachwuchs vernachlässigt und die neue habe bis zum Jahresende eine Finanz-Defizit von 30.000 bis 40.000 Euro wettzumachen, ehe man auch finanziell neu durchstarten könne.

Austrian Ice Racers statt Eisschnellauf-Verband

Man tut dies als "Austrian Ice Racers" (A.I.R.), so die nun neue englische Verbandsbezeichnung, mit der man "Neustart" und "Aufbruch" signalisieren will. "Wir sind angetreten, um wieder zu gewinnen", sagte Falger und Hadschieff ist überzeugt, dank Kooperationen und anderer sinnvoller Maßnahmen wieder an die große Eisschnelllauf-Geschichte anknüpfen zu können.

Bezüglich Förderung sei man unter den Top-25 Sportarten, "es wurde also nicht ganz schlecht gearbeitet", so Hadschieff. "Zudem haben wir jetzt aufgeräumt. Nun soll alles professioneller werden. Eisschnelllauf ist durchaus ein Teil Österreichs", verwies der Tiroler nicht nur auf die eigene Erfolgsgeschichte, sondern auch darauf, dass der erste dokumentierte ESL-Europameister 1892 mit Franz Schilling ein Österreicher gewesen sei.

Rund um die zweifache Junioren-Weltmeisterin Bittner sowie Vize-Junioren-Weltmeister Hager soll nun ein starkes Team für Pyeongchang aufgebaut werden. "Ich freue mich, dass wir mit Michael nun einen Sportdirektor haben, der als ehemaliger Sportler genau weiß, was wir brauchen", sagte Bittner, die als größtes österreichisches Schnelllauf-Talent seit 20 Jahren gilt. Mit Hunyady hat sie Kontakt, auch die mit der Familie in der Schweiz lebende Olympiasiegerin 1994 soll laut Hadschieff möglichst in den neuen Weg eingebunden werden.

"Wir sind gut aufgestellt"

Die ehemalige Eiskunstläuferin Hunyady ist ein gutes Beispiel, wie man in Österreich gedenkt, das Nachwuchsproblem anzugehen. Denn hinter dem National-Quartett und einer Nachwuchs-Sechsergruppe findet sich nicht viel. Man könne alle eislaufenden Kinder und Jugendliche in einen Topf geben und erst später entscheiden, wer sich für Kunstlauf, Schnelllauf, Short Track usw. eigne, so Hadschieff.

"Logisch, dass aus tausend Läufern eher ein Guter dabei ist", verwies er vor allem auf die Niederlande, die seit Jahren die Szene dominieren, was im Übrigen nicht gut sei. "Bei uns müssen wir schauen, dass wir aus zehn Leuten sechs finden, die gut sind."

Österreichs Sportler des Jahres 1986 ist aber überzeugt: "Wir haben so gute Athleten wie noch nie, noch nie gab es vorher Junioren-Weltmeister. Wir sind also extrem gut aufgestellt." Hannes Wolf sieht das ähnlich, ist als Nationalteam-Trainer aber nach wie vor Alleinunterhalter und daher realistisch.

Gold als Ziel

"Unsere Burschen hatten Matura, waren dann beim Bundesheer, wir haben also noch Defizite. Ich möchte niemand einen allzu großen Rucksack umlegen", blieb der Trainer sowohl hinsichtlich Olympia 2018 als auch vor dem Weltcup-Start kommende Woche in Obihiro (Japan) auf dem Boden. Bis auf den Massenstart (2 Plätze) starten alle Austrian Ice Racers vorerst in der B-Gruppe, nur Bittner wird zugetraut, sich bald in der A-Gruppe zu behaupten.

Bezüglich 2018 fordert Wolf daher ein Umfeld, "das nach wie vor nicht vorhanden ist". Zudem warnte der Coach auch. "Den Rucksack mit Olympiagold wollte ich eigentlich niemand aufbürden. Wenn man sich diese Ziele setzt, kann man die nächsten drei Jahre eigentlich nur noch verlieren. Wir haben aber sehr gute Sportler und eine Läuferin, die das Potenzial dafür hätte." Was man aber nicht vergessen dürfe: "Sie ist ein 19-jähriges Mädel, auf dem alles lastet. Sie braucht volle Unterstützung. Bis jetzt muss sie sich jeden Schuh selber zahlen."