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Ärger mit den Anzügen, Freude mit den ÖSV-Adlern

Ärger mit den Anzügen, Freude mit den ÖSV-Adlern

Da ist es auch schon wieder vorbei.

Das Auftakt-Wochenende der Skispringer und Nordischen Kombinierer wandert in die Kategorie „abgehakt“.

Sechs Wettkämpfe wurden in Lillehammer, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1994, ausgetragen.

Vier Podestplätze für den ÖSV

Für Österreich lief es höchst erfolgreich, Springer und Kombinierer durften sich über vier Podestplätze freuen.

Da bekanntlich nicht alles Gold ist, was glänzt, gab es auch Bereiche, die weniger Freude hervorriefen.

Das Start-Wochenende der Nordischen im Rückblick:

*) Der Damen-Weltcup hat noch einmal eine deutlich Aufwertung erfahren. Zwar verlief der Mixed-Bewerb aus österreichischer Sicht schwer enttäuschend, doch allein die Möglichkeit, gemeinsam mit den Herren den einen oder anderen Bewerb zu bestreiten, wertet die noch junge Sportart auf. Zudem kann der ÖSV erstmals davon sprechen, eine Mannschaft an den Start gestellt zu haben. Neben den Etablierten, Daniela Iraschko und Jacqueline Seifriedsberger, waren auch Katharina Keil, Cornelia Roider, Sonja Schoitsch und Chiara Hölzl mit in den hohen Norden gereist, um Weltcup-Luft zu schnuppern. Ein besonders Lob gilt hier Sponsor OMV, der den Ladies mit seinem Engagement einen ordentlich Schub verpasste.

 

*) Die Dichte bei den Damen ist deutlich größer als angenommen. Nicht weniger als 15 Nationen stellten Vertreterinnen, die ersten sieben Plätze waren auf ebenso viele Verbände aufgeteilt. Zum Vergleich: Bei den Herren waren auf der Kleinschanze 13 Nationen vertreten, die Top-8 kamen aus drei Nationen. Für die rot-weiß-roten Ladies blieben die Ränge sechs (Iraschko) und neun (Seifriedsberger). „Es geht sicher noch mehr, aber für den Anfang war es okay“, urteilte Iraschko und auch Seidfriedsberger gab zu Protokoll, „zufrieden“ zu sein.

 

 

*) Von der Begeisterung, die 1994 dank Olympia herrschte, war wenig bis gar nichts zu spüren. Der Mixed-Bewerb fand nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit, auch am Wochenende verirrten sich nur wenige Zuschauer zum Lysgardsbakken. Die Atmosphäre litt dadurch beträchtlich. Umso größer wird dadurch die Vorfreude auf Heim-Weltcups, da hierzulande die Begeisterung für die Springer und Kombinierer um ein Vielfaches größer sein wird.

*) Bernhard Gruber gibt im Team der österreichischen Kombinierer derzeit klar den Ton an. Der Salzburger überzeugte im hohen Norden sowohl auf der Loipe als auch am Bakken. Ein dritter und ein sechster Platz zeigen, dass er aktuell der heimische Leader ist. Mario Stecher, der sich im Penalty-Race voll in den Dienst seines Kollegen stellte, bewies starke Laufform, hat aber auf der Schanze noch einige Reserven. Die etablierten Wilhelm Denifl und Christoph Bieler zeigten am Samstag solide Leistungen, Tobias Kammerlander und Tomaz Druml ergatterten am Sonntag Top-20-Plätze.

 

*) Das Penalty-Race hat sich die Chance verdient, dauerhaft im Weltcup etabliert zu werden. Zwar muss sich die FIS noch eine Methode überlegen, um dem TV-Zuschauer besser zu vermitteln, wer wie häufig in die Strafrunde muss, doch die Idee an sich hat Potenzial. Taktisches Geplänkel und Team-Arbeit kommen zum Tragen, was für zusätzliche Spannung sorgt.

 

*) Die Anzug-Thematik wird uns wohl noch länger beschäftigen. Mikko Kokslien (hatte den Reißverschluss offen) wurde ebenso einmal disqualifiziert wie Andreas Kofler (zu weiter Anzug). Die FIS gestand den Athleten nach einer ersten Testphase zwei Zentimeter an zusätzlichem Umfang zu, doch es bleibt ein schmaler Grat am Rande der Legalität. Für Verwirrung sorgt zudem der sogenannte „Red Button“. Die Bezeichnung irritiert, den einen Knopf gibt es gar nicht. Mithilfe dieses Buttons hat der Trainer eines Athleten allerdings die Chance, von sich aus zu sagen: Ich will verkürzen. Das soll laut FIS der Sicherheit der Athleten zugutekommen, andererseits eröffnet es aber auch die Chance auf taktische Spielchen.

 

*) Die heimischen Adler geben auch weiterhin den Ton an. Nach zwei Bewerben führt Thomas Morgenstern den Gesamtweltcup vor Gregor Schlierenzauer an. Die beiden Ausnahme-Adler waren es auch, die mit den Plätzen zwei und drei (Morgenstern) sowie eins (Schlierenzauer) für die Podestplätze des ÖSV verantwortlich zeichneten. Ein besonderes Jubiläum feierte Cheftrainer Alexander Pointner, unter dessen Ägide nun bereits 100 Weltcup-Erfolge errungen wurden. Angesichts der Stärke seiner Mannen wird wohl der eine oder andere schon bald dazukommen ...

 

Christoph Nister