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Schlierenzauer: "Ich glaube, ich bin eine Legende"

Schlierenzauer:

Gregor Schlierenzauer ist der erfolgreichste Athlet in der Geschichte des Skisprung-Weltcups.

Der gerade einmal 23 Jahre alt gewordene Tiroler landete am Sonntag beim Skifliegen in Harrachov seinen 47. Einzelsieg und übertraf damit die bisherige Rekordmarke des Finnen Matti Nykänen (46).

"Jetzt darf ich es sagen. Ich glaube, ich bin eine Legende", sagte der sichtlich emotionalisierte Überflieger.

47. Weltcupsieg in Harrachov

Schlierenzauer setzte sich in einem von schwierigen Windbedingungen beeinträchtigten Krimi 0,3 Punkte vor Robert Kranjec durch.

Danach ließ er einen Jubelschrei los, der erahnen ließ, wie viel ihm der Rekord bedeutet.

Die bedeutsame Nummer 47 war alsdann auch bald auf den Sprungski geschrieben.

Am Sonntagnachmittag (14.00 Uhr) hat Schlierenzauer sogar noch die Chance, seine Marke in einem weiteren Fliegen nach oben zu schrauben.

"Es ist unglaublich schön"

Skiflug-Weltmeister Kranjec hatte ihm ein packendes Duell geliefert.

Nach 193,5 Metern und knapper Führung im ersten Durchgang segelte Schlierenzauer im Finale auf 211 Meter, musste nach einem Kacherl-Aufsprung aber zittern.

"Es ist unglaublich schön", jubelte der Stubaier, der 12 seiner 47 Weltcupsiege auf Skiflug-Schanzen eingefahren hat.

"Das ist etwas, das man nicht planen kann. Das Leben ist ziemlich geil zur Zeit."

Den Rekord fixierte er auf den Tag genau 74 Monate nach seinem ersten Weltcupsieg am 3. Dezember 2006 in Lillehammer.

Mit seinen jungen Jahren scheinen Schlierenzauer keine Grenzen gesetzt. Kein Springer vor ihm hat dem Weltcup in dieser Manier seinen Stempel aufgedrückt.

"Alles, was jetzt noch kommt, ist gut für meine Fotogalerie", sagte der begeisterte Fotograf. Die nordische WM in zwei Wochen in Val di Fiemme etwa.

Vorsprung im Weltcup ausgebaut

Zahlreiche Topspringer hatten das Skifliegen in Tschechien ausgelassen, um sich bestmöglich auf das Großereignis vorzubereiten - darunter auch die ÖSV-Asse Thomas Morgenstern und Andreas Kofler, der Deutsche Severin Freund oder die stärksten Norweger.

Auf der schwierigen Certak-Schanze traten nur vier der besten zehn Athleten im Weltcup an.

Schlierenzauer nutzte es, um seinen Vorsprung im Gesamtweltcup weiter auszubauen. Der im Vorjahr knapp verpasste Titel scheint dem zweifachen Sieger der Vierschanzentournee kaum mehr zu nehmen.

Selbst eine schwierige Situation im ersten Durchgang meisterte er, als wegen starken Aufwindes mehrmals der Anlauf verkürzt werden musste.

Für Schlierenzauer wurde Luke verkürzt

ÖSV-Chefcoach Alexander Pointner ließ für seinen Star sogar noch einmal eine Luke verkürzen - ein Schachzug, der aufging. Schlierenzauer landete bei 193,5 Metern, erhielt aber mehr als 52 Anlauf-Punkte gutgeschrieben und übernahm die Führung.

"Man benötigt nicht nur gute Sprünge, sondern auch das Quäntchen Glück", erklärte der Sieger. "Wenn satter Aufwind ist, kommt man gleich einmal ins Fliegen."

Das war im ersten Durchgang auch bei Wolfgang Loitzl der Fall, der mit 212 Metern den weitesten Sprung des Bewerbes stand und am Ende Rang sieben belegte.

Martin Koch zeigte mit Platz zehn eine leicht ansteigende Tendenz, Youngster Lukas Müller holte mit Rang 25 hinter Teamkollege Michael Hayböck (23.) sein bestes Saisonergebnis.

Tepes vom Winde verweht

Für die spektakulärste Szene sorgte der Slowene Jurij Tepes, der beim ersten Flug vom Wind erfasst wurde und weit in den Radius hinuntersegelte.

Der 23-Jährige stürzte, blieb aber unverletzt und jubelte ausgelassen.

Tepes hatte sogar die Video-Weitenmessung übertroffen, in die Wertung kamen 220 Meter.

"Es war noch weiter als 220 Meter", versicherte Tepes. "Es war ein bisschen gefährlich, aber ich mag solche Flüge." Am Ende reichte es trotz Sturzes zu Rang neun.