news

Nur Freund stärker als Kraft

Nur Freund stärker als Kraft

Der Weltmeister hat dem Tourneesieger auf dem Kulm den Sieg weggeschnappt.

Severin Freund (227,5/210 m) feierte am Samstag auf der Riesenschanze in Bad Mitterndorf einen überlegenen Sieg vor Stefan Kraft (224/197,5), der aber mit seiner weitaus besten Platzierung im Skiflug-Weltcup seine Topform prolongierte. Michael Hayböck blieb nach dem 16. Rang Weltcup-Spitzenreiter.

Der Salzburger Kraft nützte vor 20.000 Zuschauern seinen aggressiven Sprungstil zu einem weiteren Spitzenresultat. "Ich habe immer weniger Respekt vor der Schanze und traue mich mehr, das macht mich glücklich. Die Flüge waren genial", freute sich der 21-Jährige, der seine Bestmarke von zuvor 208 Metern auf dem Kulm über 212,5 auf 224 m verbessert hat.

Stegierung möglich

Am Sonntag sei sogar eine weitere Steigerung möglich, sagte Kraft. "Die 224 Meter waren ganz einfach zu stehen. Ich werde schauen, ob noch so eine Bombe möglich ist wie im ersten Durchgang."

Die Strapazen der vergangenen zwei Wochen sind an dem Schwarzacher offenbar spurlos vorübergegangen. "Wenn man so in Form ist und alles locker geht, ist es vielleicht weniger anstrengend als im Vorjahr", betonte Kraft.

Vom Rückenwind, der freilich bei ihm etwas weniger stark war als etwa bei seinen Teamkollegen, ließ er sich nicht beirren. "Ich bin einer, der die Ski fast hinter den Ohren hat, da macht mir das nicht so viel", erklärte der aktuelle "Überflieger".

Tepes mit Tagesbestweite

Der Slowene Jurij Tepes flog im Finale auf die Tagesbestweite von 231 Meter, kam Kraft aber als Dritter nur noch auf 4,2 Punkte nahe.

Der Pongauer hatte 26,1 Punkte Rückstand auf den Sieger, der nach der WM in Harrachov im März erstmals auch im Skiflug-Weltcup triumphierte.

Der 26-jährige Bayer hat mit der umgebauten Kulmschanze auf Anhieb Freundschaft geschlossen. Nach dem Schanzenrekord von 237,5 Metern im Training am Freitag - nur 9 Meter unter dem Weltrekord - gelangen ihm im Bewerb bei enorm wechselhaften Rückenwind-Bedingungen erneut weite Flüge.

Hyböck unter Geschlagenen

"Es hat hier von Anfang an funktioniert, aber man muss auch die Bedingungen haben, die ich heute hatte. Andere, die auch sehr gute Skiflieger sind, hatten Pech und konnten nichts ausrichten", meinte der faire Freund nach seinem elften Weltcupsieg. "Bei mir hat alles ziemlich gut zusammengespielt."

Geheimnis gebe es keines. "Ich habe es mir über die Jahre hinweg erarbeitet."

Zu den Geschlagenen an diesem Tag gehörte auch Michael Hayböck. Vier Tage nach seinem Erfolg in Bischofshofen musste sich der 23-Jährige, der zuvor in 13 Bewerben immer unter den Top 9 war, mit seiner schlechtesten Saisonplatzierung begnügen. Hayböck rettete aber mit sieben Punkten Vorsprung auf Kraft das Gelbe Trikot. Dieser hat freilich Gusto bekommen. "Das Gelbe Trikot hätte ich schon auch gerne einmal."

Enttäuschung bei Schlierenzauer

Hayböck (153/191) kam wie schon am Vortag noch nicht optimal mit der Schanze zurecht. Das Problem lag im Anlauf, seine Topform hat der Tournee-Zweite keineswegs eingebüßt. "Im steilen Anlauf sind im Radius Ecken drinnen, da habe ich die Balance verloren", meinte der Oberösterreicher, der aber schon für Sonntag eine Steigerung erwartete.

Der dreifache Kulmsieger Gregor Schlierenzauer (169/153) wollte den Fans Großes bieten, kam aber nicht ins Fliegen. Völlig enttäuscht verließ der 25-jährige Rekord-Gewinner im Weltcup (53 Siege/14 im Skifliegen) den Auslauf. Es brauchte keine Worte, der Gesichtsausdruck sprach Bände.

Auch Ex-Tourneesieger Thomas Diethart (21.) und Manuel Fettner (20.) sowie Manuel Poppinger, der als 32. das Finale verpasste, hatten nicht mehr Glück. Fettner nahm das Positive mit. "Ich habe Erfahrung gesammelt, wäre gerne weiter vorne, bin aber ganz zufrieden mit mir. Man sieht es bei Skiflug-Größen wie Schlieri, es streut halt total."