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Ernst Vettori: "Das System funktioniert"

Ernst Vettori:

Seine zweite Vierschanzen-Tournee als Sportlicher Leiter der ÖSV-Skispringer und Kombinierer verläuft für Ernst Vettori bisher wie aus einem Guss.

Rot-Weiß-Rot scheint der neuerliche Sieg bei der Skisprung-Traditionsserie kaum noch zu nehmen zu sein.

Das Halbzeit-Fazit Vettoris fällt dementsprechend positiv aus. Natürlich wolle man den Erfolgslauf auch bei den anstehenden Heimbewerben fortsetzen, so Vettori.

Drei Eisen im Feuer

"Wir haben drei heiße Eisen im Feuer, das ist natürlich überaus erfreulich. Die beiden Österreich-Stationen und auch das folgende Skifliegen am Kulm sind für uns eine ganz wichtige Phase", erklärte der Tiroler, dessen Duo Gregor Schlierenzauer und Andreas Kofler die Tournee anführt.

Thomas Morgenstern ist vor dem dritten Bewerb am Mittwoch in Innsbruck Vierter.

Keine 'gmahte Wiesn'

Dennoch sei der Tourneesieg noch keineswegs in trockenen Tüchern, betonte der 47-jährige Vettori.

Das ganz ist sicher keine gemähte Wiese. Die Siege sind nicht selbstverständlich, das als Selbstläufer zu sehen, ist ein bisschen die Gefahr", sagte Vettori am Dienstag im Gespräch mit der APA.

Der zweimalige Tourneegewinner verwies darauf, dass in Garmisch-Partenkirchen der derzeit drittplatzierte Japaner Daiki Ito (zweimal Höchstweite) gewonnen hätte, wenn er Telemarks gesetzt hätte. "Aber ich zweifle natürlich nicht, dass wir in Innsbruck und Bischofshofen wieder ganz vorne dabei sein werden."

Seit 1999 im ÖSV tätig

Vettori leitet die Geschicke der Springer im ÖSV als Nachfolger von Toni Innauer seit dem Frühjahr 2010, zuvor war er ab 1999 Marketingleiter im Skiverband gewesen.

Seit seinem Amtsantritt hat er mit dem Vierschanzentournee- und Gesamtweltcupsieg von Thomas Morgenstern, der Medaillenschwemme bei der Rekord-WM in Oslo und den auch in dieser Saison anhaltenden Weltcup-Erfolgen jede Menge Positives erlebt.

"Für alles offen sein"

Seine Aufgabe sei es, die "Kultur" seiner Vorgänger Baldur Preiml, Paul Ganzenhuber und Innauer fortzuführen. Dabei habe er anfangs natürlich sehr von der zehnjährigen, erfolgreichen Vorarbeit Innauers profitiert, bekräftigte der Olympiasieger.

Dennoch müsse man sich ständig etwas Neues einfallen lassen. "Man muss für alles offen sein und diese Dinge dann auch weiterentwickeln." Das reiche vom Materialbereich, über das Neuro-Coaching bis zur Mentalbetreuung, so der Sportliche Leiter.

"Das System funktioniert"

Hinter den Erfolgen stecke ein über Jahre ausgeklügeltes System mit jeder Menge Know-how bis tief in den Nachwuchsbereich hinein, bemerkte Vettori. Seine Aufgabe sei es, alle Bereiche zu vernetzen und weiterzuentwickeln.

"Wir haben angefangen von der Basis bis zur Nationalmannschaft gute Lösungen gefunden. Wir haben zwar nicht so viele Springer wie Norwegen oder Deutschland, aber das System funktioniert", betonte Vettori und verwies auf die exzellente Nachwuchsarbeit.

"Wir haben verteilt auf Österreich gute Keimzellen. In jedem Verein gibt es ein gewisses Know-how, die Arbeit dieser Leute ist extrem wichtig. Und die Zentren in Stams, Saalfelden und Eisenerz haben professionelle Trainer und Lehrer."

Abwanderer kein Problem

Dass dieses Know-how durch die Trainer-Tätigkeiten der ehemaligen Stams-Coaches Werner Schuster (Deutschland), Alexander Stöckl (Norwegen) und Richard Schallert (Russland) vermehrt ins Ausland abfließt, sei eine Tatsache, aber kein Problem.

"Das hilft nur bedingt, denn du musst dich immer weiterentwickeln, Inhalte verbessern, neue Sachen finden und auch ausprobieren."