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Die Tops und Flops der 60. Tournee

Die Tops und Flops der 60. Tournee

Nach vier spannenden Bewerben ist die 60. Ausgabe der Vierschanzen-Tournee wieder Geschichte.

Dominiert wurde die traditionsreiche Serie wie in den vergangenen Jahren von den ÖSV-Adlern, die erneut für die großen Glanzlichter sorgten.

Neben Schlierenzauer und Co. konnten aber auch noch andere Athleten überzeugen, andere wiederum enttäuschten auf ganzer Linie.

LAOLA1 zeigt in den Tops und Flops, wer es wohin geschafft hat.

TOPS

ÖSV-Adler

Was soll man über Österreichs Flugflotte noch großartig sagen? Die Superlative sind schon längst ausgegangen, am besten man lässt die nackten Zahlen sprechen: Die Pointner-Truppe gewann nicht nur wie 2009/10 alle vier Tournee-Springen, sie holte auch fast alle Podestplätze. Nur drei Mal (Ito, Takeuchi, Bardal) stand ein Nicht-Österreicher mit den ÖSV-Überfliegern am Stockerl. In der Gesamtwertung war dagegen kein Platz für die externe Konkurrenz: Schlierenzauer, Morgenstern und Kofler sorgten für den ersten ÖSV-Dreifachsieg seit 1974/75 und den dritten insgesamt. „Was gibt es Schöneres als ein Podium voller Österreicher. Das ist historisch“, sagte Kofler. Schlierenzauers Triumph war im Übrigen der vierte österreichische Tourneesieg in Folge – ein weiterer Rekord!

 

Japan

Die größte Überraschung bei der diesjährigen Tournee war mit Sicherheit Japan.  Vor allem Daiki Ito zeigte sich in ausgezeichneter Form und hätte in Garmisch-Partenkirchen die Phalanx der Österreicher beinahe gebrochen. Zwei unsaubere Landungen zerstörten aber trotz zwei Mal Höchstweite den Traum vom Sieg. Immerhin sorgten er und Landsmann Taku Takeuchi für zwei Podestplätze, was bei dieser Tournee fast einer Sensation glich. Denn insgesamt stand nur drei Mal ein Nicht-Österreicher am Podium. In der Gesamtwertung landeten Ito und Takeuchi schließlich auf den beachtlichen Rängen sechs und neun.

 

Tom Hilde

Da stürzt Tom Hilde beim Auftakt in Oberstdorf so schwer, dass man kaum hinschauen konnte. Da wird wenig später bekannt, dass er sich dabei einen Wirbelbruch, Prellungen und Abschürfungen zugezogen hat. Und was macht der Norweger? Er gibt zwei Tage später eine Pressekonferenz, bei der er schon wieder zu Scherzen aufgelegt ist. Der 24-Jährige unterhält die anwesenden Journalisten nicht nur, er nimmt auch alle Schuld auf sich. „Das war mein Fehler. Ich fahre seit ich vier Jahre alt bin Ski. Ich muss bei allen Bedingungen landen können.“ Der Tournee-Dritte von 2011 hat zum Abschluss alle Lacher und Sympathien auf seiner Seite, als er auch noch sagt: „Ich fühle mich wie ein Fußballer, der einen Elfmeter verschießt und sich dabei auch noch am Rücken verletzt. Das ist echt blöd gelaufen.“

 

Jury

Gescholten, verhöhnt, kritisiert. Ein Jury-Mitglied kommt in der Öffentlichkeit selten gut weg. Nach dieser Tournee haben sich die Mannen um Renndirektor Walter Hofer allerdings Lob verdient. Trotz schwierigster Wetter-Bedingungen wurden die vier Bewerbe über die Bühne gebracht, dabei Fairness und Sicherheit immer gewahrt. Beim Auftakt in Oberstdorf trafen Hofer und Co. zudem die mutige Entscheidung, den ersten Durchgang neu zu starten. Und in Bischofshofen war der Renndirektor sogar selbst im Einsatz, um mit einer Motorsäge an der Anlaufspur zu feilen. Großer Einsatz und viele richtige Entscheidungen - absolut top!

 

FLOPS

Wetter

Die Wind- und Wetterkapriolen begannen bereits in Oberstdorf und sollten bis Bischofshofen kein Ende nehmen. Mal war es der Wind, mal heftiger Schneefall, mal beides. Beim Abschluss verhinderte „Frau Holle“ nach stundenlangem Zuwarten sogar einen zweiten Durchgang. Für die Athleten, Fans und Medienvertreter war die 60. Tournee eine ordentliche Geduldsprobe.

 

 

Finnland

Janne Ahonen ist mit fünf Triumphen der Tournee-Rekordhalter. Insgesamt weitere elf Mal stellten die Finnen den Sieger bei der traditionsreichen Serie, was sie zusammen mit Deutschland zur Nummer eins macht. Bei der 60. Ausgabe war die einstige Skisprung-Nation allerdings nur mehr ein Schatten ihrer selbst.  Mit Anssi Koivuranta, Matti Hautamäki und Janne Happonen waren überhaupt nur mehr drei Athleten am Start, die Ergebnisse des Trios fielen aber in die Kategorie „ferner sprangen“. Zusätzlich zum Talente-Mangel soll es im Verband auch einen massiven Geld-Mangel geben. Keine rosigen Aussichten für die einst erfolgsverwöhnte „FinnAir“.

 

Simon Ammann

Er hatte seinen ganzen Fokus auf die Tournee gelegt, ließ dafür sogar den Weltcup-Auftakt in Kuusamo sausen. Ammann wollte endlich das letzte große Ding abhaken. Alles andere hat der Schweizer schon gewonnen. Doch auch seine 14. Tournee beendete Ammann wie immer: Als Verlierer. Gehandicapt von einer Erkältung, stieg er nach dem Innsbruck-Bewerb in aussichtsloser Position liegend vorzeitig aus dem Tournee-Geschehen aus. Spätestens im Frühjahr will der 30-Jährige entscheiden, ob er sich noch eine Saison antut.

 

Martin Schmitt

Die glorreichen Zeiten des einstigen Überfliegers sind ja schon längst vorbei. Und mittlerweile muss auch die Frage erlaubt sein, ob Schmitt nicht den richtigen Absprung verpasst hat. Bei der diesjährigen Tournee wurde dem fast 34-Jährigen jedenfalls deutlich vor Augen geführt, dass es für seriöse Weltcup-Ergebnisse nicht mehr reicht. DSV-Cheftrainer Werner Schuster strich den Ex-Weltmeister nach dem Bewerb in Garmisch-Partenkirchen aus dem Aufgebot, eine Rückkehr ist äußerst unwahrscheinlich. Die Entscheidung, ob und wann er seine Karriere beendet, scheint ihm nun abgenommen zu werden.

Kurt Vierthaler