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Michael Hayböck in neuer Rolle

Michael Hayböck in neuer Rolle

Österreichs Skisprung-Mannschaft befindet sich derzeit in einem Wandel.

Thomas Morgenstern hat seine Karriere beendet, Gregor Schlierenzauer ist auf der Suche nach dem optimalen Setup.

Auch der zuletzt wenig konstante Andreas Kofler und der formschwache Wolfgang Loitzl können aktuell nicht an alte Erfolge anknüpfen.

Stefan Kraft und Michael Hayböck sind zwei, die die Chance am Schopf packen und ins Rampenlicht drängen.

Fixpunkt seit der Tournee

Letzterer war vor einem Jahr noch im Conti-Cup, der zweiten Liga des Skispringens, unterwegs, ehe es ab der Vierschanzen-Tournee kontinuierlich nach oben ging.

Olympia-Silber mit der Mannschaft in Sotschi war sein vorläufiges Highlight, doch der 23-Jährige ist längst noch nicht am Plafond seines Leistungsniveaus angekommen.

"Blöd, alles umzuschmeißen"

Im Gegenteil: Nicht wenige Experten gehen davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, ehe ihm der große Wurf gelingt.

So sieht es auch Hayböck selbst, weshalb er sich vom bislang noch fehlenden ersten Weltcupsieg nicht stressen lässt.

„Ich wäre ja blöd, alles umzuschmeißen“, erklärt er beim Gespräch im Hotel Birkebeineren unweit der Schanzenanlage in Lillehammer, in dem die ÖSV-Adler während des Weltcups im hohen Norden ihr Quartier aufschlagen.

Kräfte sparen

Im Weltcup ist er derzeit Siebenter, mit Tendenz nach oben. Das Selbstbewusstsein des Österreichers ist so groß, dass er auf die Qualifikation verzichtete.

Hayböck gelangen zwei starke Trainingsdurchgänge, weshalb es „Energieverschwendung“ gewesen wäre, sich noch einmal vom Bakken zu stoßen. Die gesparten Körner will er am Samstag im ersten Bewerb (ab 16:15 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker) einsetzen.

Mit der nötigen Nervenstärke

Dass ihm für ganz oben die nötige Nervenstärke fehlt, glaubt er nicht. „Ich glaube, dass ich da mittlerweile gut bin“, hat er an sich gearbeitet und macht sich „dahingehend keine Sorgen“.

Mit dem nötigen Killerinstinkt („Den kann man erlernen“) will er „All in“ gehen, wie es beim Pokern so schön heißt, und alles riskieren. Ein schmaler Grat, dem er sich gewachsen sieht. Es sei das Ziel, trotzdem die Kontrolle zu behalten.

Ein stabiles System

Im Weltcup gibt es einige Athleten, die aufgrund ihres Stils eher dazu geneigt sind, es zu übertreiben. Er gehört nicht dazu. „Ich habe einen Stil, der selbst dann sicher ist, wenn ich am Limit bin.“

Mit jedem guten Sprung wächst bei Hayböck das Selbstvertrauen, dadurch befindet er sich aktuell in einer neuen Rolle. Die Routiniers schwächeln, er soll in die Bresche springen.

Positive Energie ausstrahlen

Die Rolle als Leistungsträger ist zwar neu für ihn, er will sich ihr allerdings stellen. Zwar müsse er zunächst auf sich schauen, wolle aber auch „versuchen, meine Teamkollegen mitzuziehen. Ich sehe es als meine Aufgabe, wenn ich da eine führende Rolle habe, dass positive Energie von mir ausgeht.“

Die Stimmung im Team sei – verglichen zum letzten Jahr – anders. „Anders heißt in diesem Fall besser“, ergänzt Hayböck.

Aus den Streitereien während Olympia hat er sich bewusst rausgehalten, besonders geholfen hat ihm Mentor Patrick Murnig, sodass er stets sein eigenes Ding durchziehen konnte.

"Da kann ich nur verlieren"

So sicher und selbstbewusst Hayböck inzwischen auch ist, aus dem Fenster lehnen will er sich trotzdem nicht. „Ich haue nicht groß Sachen raus, die ich erreichen will. Klar setze ich mir Ziele, aber die hänge ich nicht an die große Glocke.“

Immerhin lässt er sich entlocken, dass er bei der Tournee eine wichtige Rolle spielen will – oder wie Hayböck es sagt: „Da möchte ich meine sieben Zwetschken zusammen haben.“ Auf mehr lässt er sich nicht ein, “da kann ich nur verlieren“.

Darauf hat Hayböck keine Lust. Der Oberösterreicher will schließlich zum ersten Mal siegen. Und endgültig den Wandel im ÖSV-Team vollziehen.


Aus Lillehammer berichtet Christoph Nister