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Kulm: Keine Weiten, Pech und Pannen

Kulm: Keine Weiten, Pech und Pannen

Man könnte fast meinen, der Skisprung-Gott hatte an diesem Wochenende etwas gegen Österreich.

Während die Veranstalter tagelang fast vergeblich gegen Wind und Wetter kämpften, waren auch die ÖSV-Adler am Kulm nicht unbedingt vom Glück verfolgt.

Mit Ausnahme von Thomas Morgenstern, der mit den Plätzen zwei und vier die rot-weiß-rote Ehre rettete, gab es fast nur unzufriedene Gesichter.

Reißverschluss verhindert Sieg

Allen voran bei Gregor Schlierenzauer.

Im ersten Bewerb am Vormittag, der in nur einem Durchgang ausgetragen wurde, hatte der Tourneesieger Pech mit dem Wind und wurde nur Siebenter, am Nachmittag hatte er dann Pech mit dem Material.

Kurz vor seinem finalen Flug bemerkte der Tiroler, dass der Reißverschluss seines Anzugs kaputt und ein regelkonformes Zumachen daher nicht möglich ist.

„Das Reglement schreibt vor, dass der Anzug ganz geschlossen sein muss. Ich habe versucht, das Problem mit Klebeband und Sicherheitsnadel provisorisch zu beheben“, erklärte der 22-Jährige, der schließlich disqualifiziert wurde.

Kein Kontakt zwischen FIS und ÖSV

Zeit, um einen Reserveanzug nach oben zu bringen, blieb nicht mehr. Auch, weil die ÖSV-Betreuer nicht mehr eingreifen konnten.

„Man sieht natürlich, dass es ein Problem gibt. Aber es war kein Verantwortlicher der FIS mehr oben, der uns per Funk hätte Bescheid geben können“, ärgerte sich Cheftrainer Alexander Pointner, „schade, dass es keine Kommunikation zwischen FIS und ÖSV gegeben hat. Es hätte vielleicht die Möglichkeit bestanden, den Anzug zu tauschen.“

Letztlich sprang Schlierenzauer („Runterfahren wollte ich auch nicht“) aber mit dem regelwidrigen Material und wurde unter Buhrufen der 30.000 Zuschauer von Rang eins auf 30 zurückgereiht.

Morgenstern fühlt mit

Morgenstern konnte mit seinem enttäuschten Teamkollegen gut mitfühlen.

2010 in Engelberg hatte der Kärntner ähnliche Probleme mit dem Anzug, konnte sie aber mittels Schere beheben und am Ende sogar noch gewinnen.

„Man kriegt eine ziemliche Panik, weil du da oben keine Zeit hast. Ich weiß daher, wie bitter es für Schlieri war.“

Morgenstern als Gewinner

Bitter war es für den 22-Jährigen auch deshalb, weil er durch die Disqualifikation die Führung im Gesamtweltcup verpasste.

„Wir werden noch einmal genau über alles reden“, sagte Pointner, „immerhin sind uns da 100 Punkte flöten gegangen.“

Als großer Gewinner des durchwachsenen Wochenendes darf sich lediglich Morgenstern bezeichnen.

Spannung im Gesamtweltcup

Der 25-Jährige war nicht nur zwei Mal bester Österreicher, sondern rückte Gesamtweltcup-Leader Andreas Kofler mit seinen 130 errungenen Punkten gefährlich nahe.

„In dieser Hinsicht war es ein extrem wichtiges Wochenende. Ich bin nur mehr 89 Punkte hinten, der Gesamtweltcup ist wieder im Bereich des Möglichen“, so Morgenstern.

Kommendes Wochenende gibt es in Zakopane schon die nächste Möglichkeit, um wieder Punkte zu sammeln.

Österreichs Athleten reisen ins streng gläubige Polen mit der Hoffnung, den Skisprung-Gott dann wieder auf ihrer Seite zu haben.

Aus Bad Mitterndorf berichtet Kurt Vierthaler