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Kuttin und das Wechselbad der Gefühle

Kuttin und das Wechselbad der Gefühle

Heinz Kuttin hat eine Achterbahn der Gefühle hinter sich.

Der Kärntner erwischte einen denkbar schlechten Start als Trainer des österreichischen Skisprung-Nationalteams und hatte zum Auftakt in Klingenthal mit Rang acht die schlechteste Platzierung in einem Teambewerb aller Zeiten zu verantworten.

Nur rund 20 Stunden später stand er allerdings schon wieder freudestrahlend im Auslauf, nachdem Stefan Kraft die Ehre der ÖSV-Adler wiederherstellte und mit Rang zwei seine beste Weltcup-Platzierung aus Lahti im Februar egalisierte.

Eine Erklärung für das Wechselbad der Gefühle fand er auf die Schnelle nicht. „Wenn wir das so genau wissen würden, wäre es einfach“, nahm er die Niederlage vom Samstag dennoch schon wieder gelassen hin und vergaß nicht, sich bei seinen Mitstreitern zu bedanken.

Kompliment ans Team

„Ich muss dem ganzen Team ein Kompliment aussprechen“, erklärte der Ex-Weltmeister, der die positive Einstellung seiner Truppe hervorhob. „Wir sind nie negativ geworden, haben sachlich und nüchtern geredet. Es war eine Aufbruchsstimmung da.“

Kuttin betrachtet die „Watschn“ aus dem Teambewerb als „guten Weckruf für das gesamte Team“, sie war wichtig, damit auch jeder versteht, dass man Vollgas geben muss.

Absolut am Limit war Kraft, der zum dritten Mal in seiner Karriere das Podest eines Weltcup-Einzelbewerbs enterte. „Es hat alles zusammengepasst. Es waren zwei richtig coole Sprünge, es war ein geiler Wettkampf.“

"Bayern verliert auch mal"

Bereits im Ländervergleich erwies sich der Salzburger als stabilster heimischer Adler. Den mannschaftlichen Rückschlag nahm er gelassen hin. „Einer hat gesagt, der FC Bayern verliert auch einmal, so haben wir das dann auch gesehen. Wir haben eine drauf gekriegt“, analysiert er, um anzufügen, dass die Saison für die rot-weiß-roten Skispringer eben erst mit dem Einzel so richtig startete.

Während Kraft und auch Michael Hayböck, der als Neunter den angestrebten Top-10-Platz sicherstellte, mit einem Erfolgserlebnis aus Deutschland abreisten, sah es beim Rest der Truppe mager aus.

„Die Phase der Technikumstellung ist noch nicht ganz abgeschlossen, es fehlt ein wenig die Selbstverständlichkeit“, weiß Gregor Schlierenzauer (Einzel-15.), woran es noch hakt. Sorgen macht sich der Tiroler vorerst keine.

 „Es besteht kein Grund, Panikattacken zu bekommen“, lässt er wissen. Die Arbeit im Sommer sei sehr gut gewesen, Kraft habe bereits erste Früchte geerntet, was auch ihn selbst zuversichtlich stimme.

Spreu trennt sich vom Weizen

Thomas Diethart und Andreas Kofler verpassten gar den zweiten Durchgang und damit Weltcuppunkte, Wolfgang Loitzl kam erst gar nicht über die Qualifikation hinaus. „Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen“, erklärt Kuttin.

Der 43-Jährige glaubt zu wissen, warum es bei einigen seiner Mannen nicht nach Wunsch verlief. „Wer nicht gut drauf und zu hundert Prozent auf sich fokussiert ist, der hat sich schwer getan. Wenn du dann noch in einem Arbeitsprozess bist und viel auf dein Gefühl horchst, springst du nicht so frei. Das hat man bei ihnen gesehen.“

Zweifel hegt er dennoch keine. Bis Kuusamo – am 28. und 29. November finden zwei Einzelbewerbe statt – will er seine Adler wieder auf Vordermann gebracht haben. „Wir werden gut trainieren und regenerieren, damit der Kopf frei ist.“

Die ÖSV-Mannschaft fliegt am Mittwoch nach Finnland, bereits am Donnerstag steht die Qualifikation auf dem Programm.


Christoph Nister