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Bernhard Gruber: "Der Zug ist abgefahren"

Bernhard Gruber:

Sucht man nach einem Synonym für Konstanz, würde sich Bernhard Gruber anbieten.

Der Salzburger ist ein Wunder an Beständigkeit und gehört seit Saisonbeginn der Nordischen Kombinierer permanent zu den Besten.

Seine Platzierungen sprechen Bände, die Ränge 3, 6, 8, 7, 8, 11, 2, 9, 5, 4, und 6 stehen beim 30-Jährigen zu Buche.

Am Samstag und Sonntag geht es für Gruber und den Kombinierer-Zirkus bei der Olympia-Generalprobe erneut um Weltcup-Zähler.

LAOLA1 hat ihn zuvor zum Gespräch gebeten und mit Gruber über die Weltmeisterschaft, Schwierigkeiten auf der Loipe und die Leistungsexplosion von Willi Denifl gesprochen.

LAOLA1: Bernhard, ihr bestreitet die Olympia-Generalprobe in Sotschi. Wie oft hast du bereits russischen Boden betreten?

Bernhard Gruber: Ich war beim Sommer-Grand-Prix im Juli zum ersten Mal dabei. Im Vorjahr waren wir beim Weltcup in Almaty, da waren wir kurz in Moskau am Flughafen. Ich habe gute Erinnerungen an Sotschi und mich hier sehr wohl gefühlt. Im Sommer war es recht warm, daher habe ich das mit Urlaub verbunden und die Stimmung hat sich gelockert. Auch auf der Schanze lief es dann auf Anhieb gut, sodass sich das gute Gefühl gefestigt hat.

LAOLA1: Die lockere Stimmung ist hoffentlich geblieben, das Urlaubsfeeling dürfte dem Weltcup-Alltag gewichen sein?

Gruber: Natürlich. Es liegt inzwischen etwas Schnee hier – wenngleich es nicht viel ist. Wir kennen aber nun das Terrain und die Umgebung. Jetzt wollen wir rausfinden, wie sich die Schanze mit Schnee anfühlt.

LAOLA1: Wie sieht es bezüglich der sportlichen Gegebenheiten aus? Muss man auf Besonderheiten achten? Ist die Ski-Präparierung eine andere als in Zentraleuropa?

Gruber: Es wird sicher nicht leicht und eine echte Challenge für das Wachs-Team. Es ist relativ feucht hier, aber unsere Leute haben das gut im Griff. Unser Service-Team ist gut aufgestellt. Es kann aber gut sein, dass der Schnee etwas schmutzig ist. Hier liegt nicht viel, sodass es leicht möglich ist, dass welcher herbeigeschafft werden muss. Ich denke trotzdem, dass das kein allzu großes Problem darstellen sollte.

LAOLA1: Du bist ein Wunder an Konstanz und warst mit einer Ausnahme (Rang elf in Schonach) in jedem Weltcup in den Top 10. Wie hältst du Form derart lang so hoch?

Gruber: Es ist wichtig, seine Hausaufgaben gut zu erledigen. Dann kann man seine Leistungen auch ständig abrufen. Damit ist die Vorbereitung auf einen Wettkampf gemeint, aber auch, während des Bewerbs bei sich zu bleiben und sich nicht ablenken zu lassen. Der Fokus muss gegeben sein, dazu die Regeneration nach dem Wettkampf und dann beginnt schon wieder die Vorbereitung für den nächsten Weltcup.

Gruber glaubt an einen WM-Einsatz Stechers

LAOLA1: Wie sehr fehlt ein Teamleader wie Mario Stecher?

Gruber: Marios Ausfall schmerzt uns sehr. Wir brauchen ihn unbedingt. Er will schnellstmöglich zurückkommen und bald wieder dabei sein. Er ist ein Kämpfer und weiß, was zu tun ist. Ich bin mir sicher, dass er rechtzeitig für Val di Fiemme wieder fit ist.

LAOLA1: Du hast Willi Denifl bereits angesprochen. War im Training absehbar, dass ihm ein derartiger Leistungssprung gelingen würde?

Gruber: Durchaus. Bei den kurzen Intervalleinheiten hat er brutal stark gewirkt. Es war nur eine Frage Zeit, bis er richtig abgeht. Er zeigt auch mir die Grenzen auf.

LAOLA1: Abschließend noch kurz zum Gesamtweltcup. Das Hauptziel ist freilich die WM, doch was nimmst du dir als Gesamtvierter im Kampf um die Kristallkugel noch vor?

Gruber: In erster Linie wird das Augenmerk auf die WM gelegt. Es wäre sicher lässig, auf das Treppchen des Weltcups zu kommen, für ganz vorne ist der Zug aber schon abgefahren. Ich werde allerdings die Bewerbe in Almaty auslassen, um mich optimal für die WM vorzubereiten.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Christoph Nister

LAOLA1: Zuletzt gab es für dich in Klingenthal die Plätze vier und sechs. Grundsätzlich starke Leistungen, doch du warst mit deiner Laufform nicht zufrieden. Woran hapert es?

Gruber: Mich verlassen auf der letzten Runde immer ein bisschen die Kräfte. Schon zuvor muss ich immer so viel Energie investieren, dass mir die Power am Ende fehlt. Die Muskulatur macht zu, der Körper lässt mich nicht mehr schneller laufen. Es war wieder eine Grenzerfahrung für mich – am zweiten Tag war ich richtig ausgeknockt, da bin ich eine Weile hinterher im Ziel gelegen -, bin nun aber gut aufgestellt und konnte gut regenerieren. Das Setup sollte passen, die Renntaktik auch, sodass ich für Sotschi optimistisch bin. Die Strecke ist richtig anspruchsvoll, wir werden wohl wieder an unsere Grenzen gehen müssen. Ich weiß jetzt aber auch, wie die Deutschen attackieren und will dagegenhalten.

LAOLA1: Bis zur WM willst du diese kleine läuferische Schwäche ausgemerzt haben. Wie stellt man es an, die Form bis dahin perfekt zu timen?

Gruber: Ich habe schon erlebt, innerhalb einer Woche brutal gut in Schuss gekommen zu sein. Ich bin der Typ, der schnell in, aber genauso schnell auch außer Form kommen kann. Die Coaches haben einen strikten Trainingsplan entworfen und sie sehen überhaupt kein Problem, dass ich derzeit noch kleine Probleme habe. Im Hinblick auf die WM passt der Aufbau genau.

LAOLA1: Die deutsche Mannschaft hat zuletzt fast nach Belieben dominiert und einen Zwei- sowie einen Dreifach-Sieg gefeiert. Was macht die DSV-Athleten so stark?

Gruber: Sie haben es gut getimt für Klingenthal. Sie haben – wenn man auf die WM blickt – eine Frühform. Die Deutschen müssen versuchen, diese nun zu konservieren. Wir sind sprungmäßig sehr gut aufgestellt, läuferisch ist es so geplant, dass wir noch ein Schäuferl zulegen können. Wenn uns das gelingt, sind wir konkurrenzfähig für die WM.

LAOLA1: In Sotschi stehen ein Team- und ein Einzelbewerb auf dem Programm. Was nimmst du dir vor? Welche Ziele hat das Team?

Gruber: Ich bin der Meinung, dass für uns wirklich vieles möglich ist. Willi Denifl hatte zuletzt Top-Laufzeiten, so stark habe ich ihn fast noch nie gesehen. Er hat sich das echt verdient. Dazu zeigen auch andere einen Aufwärtstrend. Lukas Klapfer läuft sehr stark und entwickelt sich auch beim Springen, was für das Team wichtig ist. Es ist wünschenswert, dass noch der eine oder andere noch nachlegen kann. Auch Tobias Kammerlander und Tomaz Druml können gut laufen, sie haben es aber auch auf der Schanze drauf. Sie brauchen nur ein Aha-Erlebnis, dann geht es dahin. Wenn dann Christoph Bieler und zur WM hoffentlich auch Mario Stecher wieder dabei sind, haben wir wirklich ein tolles Team.