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Kurioser WM-Auftakt: Sumann & Schießanlage patzen

Kurioser WM-Auftakt: Sumann & Schießanlage patzen

Kurioser hätte der Start in die 45. Biathlon-Weltmeisterschaften nicht ausfallen können.

Die Mixed-Staffel von Ruhpolding hatte so einige Schmankerl zu liefern:

Der Erste im Ziel war am Ende nur Zweiter. Der sicher scheinende Sieger musste am Ende mit Bronze vorlieb nehmen.

Ein Superstar lief eine Runde zuviel und bekam anschließend eine Zeitgutschrift. Dazu vergaß ein alter Hase, einen Schuss abzugeben und verschuldete dadurch eine Zeitstrafe.

Doch der Reihe nach - der Rennfilm:

LEG 1:

Bei strahlendem Sonnenschein und fantastischer Atmosphäre in der Chiemgau-Arena machten sich die Startläufer auf. Besonders heiß schien Tora Berger zu sein.

Die Norwegerin schoss wie in Trance und lief beherzt. Das brachte den "Wikingern" die frühe Führung. Deutschland fing sich in Form von Andrea Henkel großen Rückstand ein, sie übergab 46,3 Sekunden hinter der Spitze.

Österreichs erste Athletin, Iris Waldhuber, lieferte eine starke Schießleistung (nur ein Nachlader) ab, hatte jedoch in der Loipe keine Chance. Der ÖSV lag daher schon zeitig in aussichtsloser Position.

LEG 2:

Synnöve Solemdal verteidigte liegend die norwegische Führung, musste diese jedoch im Stehendanschlag an Frankreich abgeben und wurde in der Loipe auch noch von einer groß auflaufenden Magdalena Neuner stehen gelassen.

Diese brachte die Gastgeber bis auf 7,2 Sekunden an die "Grande Nation" heran, für die wie erwartet Marie Laure Brunet und Marie Dorin Habert auf den ersten zwei Positionen zum Einsatz kamen.

Österreich, das im Feld der Geschlagenen landete und Platz 21 zu Buche stehen hatte, wurde derweil mit einer Zeitstrafe versehen. Der Grund: Routinier Christoph Sumann fabrizierte liegend einen Fehler, übersah diesen allerdings.

Der Steirer benutzte daher keinen der dafür vorgesehen drei Nachlader, was der rot-weiß-roten Auswahl eine sechsminütige Strafe einbrachte.

Stimmen zum Rennen:

Iris Waldhuber: "Es war brutal schwer heute. Durch die Hitze und die tiefen Loipenbedingungen sicher das härteste Rennen der Saison. Mit dem Schießen kann ich zufrieden sein, aber in der Loipe geht heuer einfach nicht mehr. Dafür war ich einfach zu lange krank."         

Ramona Düringer: "Das Schießen war zwar in Ordnung, aber mir haben schon nach der ersten Runde die Füße gebrannt. Da macht sich natürlich der Trainingsrückstand und damit die fehlende Wettkampfhärte bemerkbar. Ich hoffe, dass es am Samstag besser geht." 

Fritz Pinter: "Der Schießstand hier ist eigentlich nicht so schwer. Ich war selbst verwundert, dass es heute vor allem Liegend überhaupt nicht gepasst hat. Schade, dass so etwas ausgerechnet bei der WM passiert. Läuferisch habe ich mich nicht schlecht gefühlt. Ich hatte auch super Ski."       

Christoph Sumann: "Was, ein Schuss nicht abgegeben? Ich habe davon nichts bemerkt und eigentlich alle Schüsse als Treffer gesehen. Ich habe mich heute relativ spritzig gefühlt, hatte zwei sehr gute Runden und habe in der letzten dann etwas Gas rausgenommen, da nach hinten und vorne nichts mehr ging. Ich hatte top Material und glaube, dass mein Einsatz seinen Zweck erfüllt hat. Am Samstag sollte alles passen, denn man darf sich wirklich keine Schwächen erlauben, sonst wird man hier durchgereicht. Ich hoffe wirklich, dass bei den Schüssen alles gepasst hat, sonst krieg' ich heute noch eine auf den Deckel."

Magdalena Neuner: "Es ist keiner hier, dem das noch nicht passiert ist. Wir haben Arnd versucht zu trösten und gesagt: Super, wir haben Bronze gewonnen."

Andrea Henkel: "Es war nicht einfach für mich. Ich wollte gut starten, war aber ganz schön nervös. Das kenne ich so gar nicht von mir. Am Schießstand bin ich nicht zufrieden. Drei Nachlader waren unnötig, denn die Bedingungen waren optimal."

Andreas Birnbacher: "Ich habe mich heute beim Schießen super gefühlt. Beim Laufen war es dann nicht mehr so, nochmal hätte ich nicht laufen wollen."

Arnd Peiffer: "Ich hatte die Sonne genau im Visier und habe nichts gesehen. Ich hätte auch fünf Fehler schießen können, das war reines Glück."

LEG 3:

Simon Fourcade erwischte einen rabenschwarzen Tag, patzte liegend und stehend und beförderte Frankreich aus den Spitzenplätzen. Auch Ole Einar Björndalen hatte schwer zu kämpfen und fing sich stehend eine Strafrunde ein.

Der Rekord-Weltmeister spulte diese - fälschlicherweise - auch ab, doch prompt legten die Norweger Protest ein. Dieser sollte im weiteren Rennverlauf noch entscheidend sein.

Unbeeindruckt  von alledem präsentierte sich Andreas Birnbacher nervenstark wie nie zuvor, ließ sämtliche zehn Scheiben auf Anhieb fallen und verschaffte dem DSV einen komfortablen Vorsprung von 58,7 Sekunden auf unauffällig agierende Slowenen, die sich Schritt für Schritt nach vorne kämpften.

LEG 4:

Deutschland auf Siegkurs, Slowenien dahinter, dazu Norwegen in schier aussichtsloser Position. Es sollte jedoch alles ganz anders kommen. Arnd Peiffer war dem Druck bei der Heim-WM nicht gewachsen und haderte im Stehendanschlag. Eine Strafrunde war die Folge.

Der Slowene Jakov Fak schoss sensationell und beförderte seine Mannschaft in die Spitzenposition. Indes hatte Norwegen mit Emil Hegle Svendsen einen echten Kracher im Talon.

Der Doppel-Olympiasieger brachte den Titelverteidiger zurück ins Spiel und ließ Peiffer auf der Schlussrunde stehen. Zwar lief Fak als Erster über die Ziellinie, doch der Jubel war im Lager der Norweger am größten.

Björndalens Strafrunde war einem Defekt der Schießanlage geschuldet, die Weltmeister von Khanty Mansiysk bekamen nachträglich 28,4 Sekunden gutgeschrieben und die Goldmedaille vor Slowenien und Deutschland zugesprochen.