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Die Analyse zur WM-Staffel der Biathleten

Die Analyse zur WM-Staffel der Biathleten

Knapp daneben ist auch vorbei.

Wie im Vorjahr schrammte Österreichs Biathlon-Staffel auch bei der Weltmeisterschaft im tschechischen Nové Město na Moravě als Fünfter an den Medaillen vorbei.

Eine weitere Parallele zu den Titelkämpfen von Ruhpolding: Simon Eder, Daniel Mesotitsch, Christoph Sumann und Dominik Landertinger glänzten am Schießstand und leisteten sich - wie auch das siegreiche Quartett aus Norwegen - nur fünf Nachlader.

Gleiches Ergebnis wie 2012

Die begehrten Medaillen gingen - wie sollte es anders sein - an jene Nationen, die sich bereits beim letzten WM-Staffelbewerb bedienten.

Die überragenden Norweger setzten sich mit einem Vorsprung von mehr als einer Minute vor dem französischen Quartett durch. Deren Schlussläufer Martin Fourcade fing den schwächelnden Erik Lesser noch ab, für Deutschland reichte es aber immerhin noch zur Bronzemedaille.

LAOLA1 analysiert die Staffel und deckt auf, wo Österreich das mögliche Edelmetall vergab:

"Ein schneller und guter Schütze ist hier sicher von Vorteil", hatte Dominik Landertinger die Voraussetzungen für einen guten Startläufer erläutert. Teamkollege Simon Eder passt genau in dieses Profil und zeigte eine starke Vorstellung.

Der Salzburger, der es sich zum Ziel machte, "als Erster vom Schießstand weg" zu kommen, leistete sich keinen einzigen Nachlader und war tatsächlich stets als Erster wieder auf der Loipe.

Dabei war das keine leichte Aufgabe: "Startläufer ist der blanke Wahnsinn, purer Stress", urteilte Eder nach seinem Rennen. Auf der Strecke - für gewöhnlich seine schwächere Teildisziplin - hielt er sich schadlos.

Mit nur 6,7 Sekunden Rückstand auf das zu diesem Zeitpunkt führende Quartett übergab Eder als Fünfter und verschaffte Daniel Mesotitsch eine glänzende Ausgangsposition.

Athlet Laufzeit Schießergebnis
Ole Einar Björndalen (NOR) 16:38,5 min 0+3
Simon Fourcade (FRA) 17:04,7 min 0+3
Simon Schempp (GER) 16:55,4 min 0+0
Anton Shipulin (RUS) 16:53,9 min 0+1
SIMON EDER (AUT) 17:05,3 min 0+0

Der Kärntner konnte zunächst das Tempo der Spitze ohne große Probleme mitgehen und leistete sich wie Eder keinen Fehler im Liegendanschlag.

Österreich blieb damit auf Tuchfühlung mit den favorisierten Norwegern und den überraschend starken Deutschen, die in den Einzelbewerben deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben.

Stehend unterliefen dem Kärntner allerdings zwei Fehler. Dank der Nachlade-Möglichkeiten hielt er den Schaden in Grenzen, doch war nun eine Lücke nach vorne gerissen.

"Ich habe mich läuferisch gut gefühlt und hatte super Ski. Schade, dass es am Ende ein Nachlader zu viel war", resümierte "Meso" im Ziel. "Es war eine solide Leistung." Der nach ihm folgende Christoph Sumann hatte bei der Übergabe - Österreich lag nun an vierter Position - 23,4 Sekunden Rückstand.

Statt der erhofften Medaille gab es "nur" ein Zertifikat

Athlet Laufzeit Schießergebnis
Henrik L\'Abee-Lund (NOR 17:10,9 min 0+0
Jean Guillaume Beatrix (FRA) 17:11,9 min 0+1
Andreas Birnbacher (GER) 17:16,3 min 0+0
Evgeny Ustyugov (RUS) 17:10,3 min 0+1
DANIEL MESOTITSCH (AUT) 17:14,8 min 0+2

Der Steirer war kurzfristig in die Mannschaft gerückt, da Fritz Pinter nach überstandener Krankheit nicht rechtzeitig zu alter Stärke zurückfand. Zunächst schlug sich der 37-Jährige mehr als beachtlich, läuferisch und mit der Waffe hielt er mit den Besten mit.

Nach tadelloser Liegendeinheit konnte er auch stehend überzeugen. Nur eine Ersatzpatrone war von Nöten, ehe Sumann wieder auf die Strecke ging. Die ÖSV-Auswahl lag inzwischen auf dem dritten Rang. Auf Norwegen fehlten 45,9 Sekunden, auf Frankreich (zu diesem Zeitpunkt Vierter) hatte man 25,4 Sekunden Guthaben.

"Plötzlich war allerdings der Ofen aus", beschrieb Sumann im Ziel, was danach geschah. "Gleich zu Beginn der Schlussrunde war Feierabend. Natürlich habe ich mich geplagt, aber wenn die Flasche leer ist, geht nichts weiter."

Rund 40 Sekunden kassierte er auf den abschließenden 2,5 Kilometern. Das war des Guten zu viel. "Es tut mir leid, da nehme ich einen großen Brocken auf mich." Er wäre allerdings gerne zu Rennbeginn "in dem Paket dabei" gewesen, so musste er stets alleine laufen.

Gold und Silber schienen damit bereits außer Reichweite, Österreich lag allerdings bei der Übergabe auf Schlussläufer Dominik Landertinger weiter auf Bronzekurs. Frankreich und Russland saßen dem Tiroler allerdings nun im Nacken.

Athlet Laufzeit Schießergebnis
Tarjei Boe (NOR) 17:13,5 min 0+1
Alexis Boeuf (FRA) 17:47,6 min 0+1
Arnd Peiffer (GER) 17:24,7 min 0+0
Evgeniy Garanichev (RUS) 17:24,3 min 2+3
CHRISTOPH SUMANN (AUT) 17:57,7 min 0+1

Der Ex-Weltmeister ließ sich nicht einschüchtern und bot Einzel-Weltmeister Martin Fourcade und Dmitry Malyshko Paroli. Das Trio war permanent eng beisammen kam sowohl jeweils nur durch wenige Sekunden getrennt zum Liegend- und Stehendschießen.

Während ersteres keine Vorentscheidung brachte, sollte es letzteres. Der Russe schoss stark und zog an Landertinger und Fourcade vorbei. Dieses Duo benötigte jeweils zwei Nachlader, allerdings feuerte sie der Weltcup-Leader um die entscheidenden Sekunden schneller ab.

So entstand eine entscheidende Lücke, die der ÖSV-Schlussläufer nicht mehr aufzuholen vermochte. Fourcade legte indes eine fantastische letzte Runde hin und fing sogar noch den Deutschen Lesser ab, der die deutschen Fans mit zwei Strafrunden in ein Wechselbad der Gefühle trieb.

Österreich erreichte schließlich als Fünfter das Ziel und verpasste Bronze um 20,4 Sekunden. "Das tut weh", gestand Landertinger. "Läuferisch wäre es gut gegangen, ich hätte mich auch vor einem möglichen Zielsprint mit Fourcade nicht gefürchtet. Beim Stehendschießen habe ich allerdings die zu hohe Belastung der zweiten Runde gespürt. Bei den Nachladern habe ich zu lange gebraucht."

Krug geknickt

Geknickt zog auch Cheftrainer Remo Krug Bilanz: "Es war sicherlich ein gutes Rennen. Doch es ist bitter, wenn man am Ende wieder mit leeren Händen dasteht. Am Ende müssen wir sehen, dass die großen Biathlon-Nationen vor uns sind. Wahrscheinlich muss man damit zufrieden sein und alles realistisch sehen."

Die läuferische Schwäche Sumanns entging ihm dabei natürlich nicht.  "Sicherlich hat Christoph auf der Schlussrunde mit 40 Sekunden zu viel eingebüßt, wenn man eine Medaille holen will. Es gibt aber keine Vorwürfe. Jeder hat gekämpft und sein letztes Hemd gegeben."

 

Aus Nové Město berichtet Christoph Nister

Athlet Laufzeit Schießergebnis
Emil Hegle Svendsen (NOR) 17:28,3 min 0+1
Martin Fourcade (FRA) 17:07,7 min 0+2
Erik Lesser (GER) 17:38,7 min 2+3
Dmitry Malyshko (RUS) 17:23,8 min 0+2
DOMINIK LANDERTINGER (AUT) 17:36,1 min 0+2