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ÖSV stemmt sich gegen übermächtige Konkurrenz

ÖSV stemmt sich gegen übermächtige Konkurrenz

Monatelanges Schinden, um den Körper in bestmögliche Form zu bringen.

Tägliches Arbeiten an sich und seinen Schwachstellen, um zum richtigen Zeitpunkt den Leistungszenit zu erreichen.

Stundenlanges Analysieren, um noch so kleine Feinheiten zu erkennen und auszumerzen.

All die Plagerei für ein Ziel: Die Biathlon-Weltmeisterschaft in Ruhpolding.

Mit der Mixed-Staffel fällt am Donnerstagnachmittag um 15:30 Uhr der Startschuss für die 45. Titelkämpfe. Dann wird sich weisen, wessen Vorbereitung gefruchtet und wer auf die falschen Trainingsmethoden gesetzt hat.

Top-Teams in Bestbesetzung

Beim Auftakt in der jüngsten olympischen Biathlon-Disziplin, die Mixed-Staffel wird in Sotschi 2014 erstmals ausgetragen, stehen nicht weniger als 27 Nationen am Start. Zum Vergleich: Bei der Alpinen Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen waren elf Nationen im Teambewerb am Start, jener bei der Skiflug-WM 2012 in Vikersund wurde von zehn Nationen bereichert.

Wie ernst es den internationalen Top-Nationen ist, beweist ein Blick auf die Startliste. Sämtliche Favoriten-Teams setzen auf ihre stärksten Athleten, neben dem Quartett von Gastgeber Deutschland sticht jenes von Norwegen besonders hervor. (siehe Tabelle)

ÖSV ist krasser Außenseiter

Österreich, im Vorjahr sensationell auf Platz sieben, geht als krasser Außenseiter in den Wettkampf. Zum einen, weil die Herren in dieser Saison nicht an die Leistungen der letzten Jahre anknüpfen konnten. Zum anderen, weil die Damen vom Niveau der Weltelite noch ein gutes Stück entfernt sind.

Zu allem Überdruss musste ausgerechnet Österreichs stärkste Loipenjägerin, Romana Schrempf, ihren Start aufgrund einer Angina absagen. Für den ÖSV sollen sich Iris Waldhuber, Ramona Düringer, Fritz Pinter und Christoph Sumann achtbar aus der Affäre zielen.
Während für die Damen gilt, den Rückstand möglichst gering zu halten, will sich Pinter "mit einer starken Leistung für andere Rennen empfehlen". Sumann betrachtet den Mixed-Bewerb als eine Art "Durchputzer". "Ich brauche vor den Einzelbewerben eine schnelle Einheit", so der 36-Jährige.

Einer, der nicht aktiv eingreifen kann, dafür aber am Schießstand mit den ÖSV-Hoffnungsträgern mitfiebert, ist Markus Michelak. Wir haben uns mit dem Damen-Trainer über den Mixed-Bewerb, Schrempfs bitteren Ausfall und die Aussichten auf eine erfolgreichere Damen-Zukunft unterhalten.

Markus Michelak über …

… das Aus für Romana Schrempf

Romana ist leider krank geworden. Wir hatten noch gemeinsam die Vorbereitung in Rosenau. In Montag erwischte sie eine eitrige Angina. Das schmerzt uns natürlich sehr. Wenn es so ist, wie die Ärzte und das diagnostiziert haben, ist an überhaupt kein Rennen zu denken. Ihre Enttäuschung ist riesig. Die WM war das große Ziel, auf das sie die ganze Saison hingearbeitet hat.

Nation Position 1 Position 2 Position 3 Position 4
Frankreich M. L. Brunet M. Dorin Habert S. Fourcade M. Fourcade
Russland O. Vilukhina O. Zaitseva D. Malyshko A. Shipulin
Deutschland A. Henkel M. Neuner A. Birnbacher A. Peiffer
Schweden A. M. Nilsson H. Ekholm B. Ferry F. Lindström
Norwegen T. Berger S. Solemadal O. E. Björndalen E. H. Svendsen
Österreich I. Waldhuber R. Düringer F. Pinter C. Sumann

Markus Michelak dämpft die Erwartungen

… die Erwartungshaltung in Ruhpolding

Erwarten können wir uns nicht wirklich viel. Ramona Düringer war so lange krank, dass die Saison eigentlich schon beendet war. Zuletzt konnte sie aber fünf Wochen durchgehend trainieren. Sie hat Ende November kein Rennen mehr bestritten, so gesehen gibt es keine großen Vorgaben. Bei Iris Waldhuber hat im Herbst alles gepasst, zum Saisonstart lief es aber überhaupt nicht. Es gab ein Auf und Ab, sie war mehrfach krank. Auch sie geht ohne die große Vorbereitung in die WM. Im Großen und Ganzen ist die ganze Saison nicht nach Wunsch verlaufen. Sobald es im Training besser lief, hat es uns wieder voll erwischt. Das zog sich wie ein roter Faden durch.

… den vielversprechenden Nachwuchs

Anm.: Österreich gewann bei der Junioren-WM zwei Medaillen in der Kategorie „Youth Women“.

Den gibt es auf jeden Fall. Im jugendlichen Bereich haben wir starke Mädels, nicht nur das erfolgreiche Trio von der Junioren-WM mit Lisa Hauser, Julia Reisinger und Christina Rieder. Auch Dunja Zdouc, Raphael Ritzer und viele mehr kommen nach. Wir sind froh über den Nachwuchs, ihre Leistung zeigt in die richtige Richtung.

… die Essenz der Geduld

Es ist super, dass wir zwei Medaillen gewonnen haben, weil es auch für die Jungen ein riesiger Ansporn ist. Jeder sieht, da entwickelt sich etwas, da geht etwas weiter. Wichtig ist aber auch, dass sie weitermachen. Wir hatten in Presque Isle 2006 eine goldene Staffel, es bleiben aber nicht viele davon übrig. Das Ziel muss einerseits sein, sie nach oben zu führen. Andererseits müssen sie sozial abgesichert sein mithilfe von Bundesheer, Polizei und Zoll. Schaffen wir es, Plätze zu schaffen, können wir mit ihnen weiter trainieren. Hat man diese Plätze nicht, wird es extrem schwer.

Christoph Nister