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Die Dominanz der Fourcade-Brüder

Die Dominanz der Fourcade-Brüder

Drei Mal Gold und einmal Silber für Martin , zwei Mal Silber für Simon Fourcade.

Das französische Brüderpaar sahnte bei der Biathlon-WM in Ruhpolding kräftig ab und entschied die Familienwertung eindeutig für sich.

Mit Fug und Recht darf vom „Winter der Fourcades“ gesprochen werden. Abgesehen von den Titelkämpfen greift der Jüngere, Martin, nach dem Gesamtweltcup sowie den Kristallkugeln im Sprint bzw. Verfolger.

Simon hat indes den Einzel-Weltcup bereits in der Tasche.

„Haben immer davon geträumt“

„Wir haben immer davon geträumt, dass es eines Tages so kommt“, schwärmt Simon im Gespräch mit LAOLA1.

Der Weg dorthin war steinig und beschwerlich. „Es war harte Arbeit, dorthin zu kommen. Unser Erfolg ist ein Zusammenspiel vieler Komponenten. Wir sind gut in Form, das Material passt, das Selbstvertrauen stimmt und vieles mehr.“

Spannungen ob der Machtverhältnisse

Das war natürlich nicht immer so. Als Simon merkte, dass ihm sein kleiner Bruder mehr und mehr das Fell über die Ohren zieht und die größeren Erfolge einheimst, trübte dies das gute Verhältnis der beiden.

Das Machtverhältnis verschob sich, was dem „Senior“ zunächst gar nicht schmecken wollte. „Es ist ja offensichtlich, dass er besser ist als ich. Da muss ich schon zugeben, dass ich zu Beginn schwer damit zu kämpfen hatte.“

Die Beziehung der beiden wurde auf eine harte Probe gestellt, Meinungsverschiedenheiten häuften sich, das Klima litt merklich darunter. „Es hat seine Zeit gebraucht, bis ich akzeptieren konnte, was da passierte.“

Ein Herz und eine Seele

Das Duo warf seine Bedenken über Bord und besann sich auf das Wesentliche.

Inzwischen verstehen sie sich wieder blendend und sind froh, einander zu haben. „Für mich ist das ungemein wichtig“, erklärt der 27-jährige Simon. „Ohne ihn wäre ich bestimmt nicht da, wo ich jetzt stehe. Er hilft mir, wo er nur kann.“

Gerade in mentaler Hinsicht sei es nicht zu verachtender Vorteil, einen Ansprechpartner zu haben, dem man zu hundert Prozent vertrauen könne. „Er hilft mir, an mich selbst zu glauben. Wenn ich gestresst bin, unterstützt er mich, um wieder runter zu kommen.“

Streitereien gehören dazu

Umgekehrt gilt dasselbe. „Natürlich bin ich auch für Martin immer da, wenn er mich braucht. Vor allem bei seinem Start in den Weltcup habe ich ihn oft unterstützt.“

Martin und Simon Fourcade drücken dem Biathlon-Weltcup ihren Stempel auf
Fragt sich, wer den Ton angibt? „Früher ich, inzwischen orientiere ich mich eher an meinem Bruder.“

Dabei kommt es zwar selten, aber eben doch auch hin und wieder zu kleineren Streitereien. „Wir haben mal gute und mal schlechte Momente. Natürlich kommt es auch vor, dass wir uns richtig streiten.“

Lächelnd fügt er an: „Natürlich nur mit Worten, schlagen würden wie uns nicht!“

Die Anerkennung steigt

Dank acht gewonnener Medaille bei der WM – neben den Fourcades stach vor allem Marie Laure Brunet hervor – und den Erfolgen im Weltcup wird dem Biathlon auch in Frankreich vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt.

„In Frankreich ist Biathlon leider nicht so populär wie beispielsweise in Deutschland. Durch die Erfolge, die wir in der Vergangenheit gefeiert haben, wird aber vermehrt in den Medien über uns berichtet.“

Der Stellenwert steige, die Sportart werde bekannter, selbst die Politik nehme Anteil. So springe selbst Präsident Nicolas Sarkozy auf den Erfolgszug auf. „Er hat Martin zu seinen Titeln gratuliert.“

Seefeld als Ausgangspunkt

Was viele nicht wissen: Während der WM galt der Dank vieler Franzosen Österreichs Sportlichem Leiter, Markus Gandler.

Der Tiroler hatte der „Equipe Tricolore“ ein Trainingslager in Seefeld vermittelt. Ein kleiner, aber feiner Baustein im Erfolgs-Puzzle der Franzosen.

„Nachdem wir solche Resultate einfahren konnten, muss ich schon sagen: Es lief alles perfekt in Seefeld“, zeigt sich Simon Fourcade begeistert.

„Es ist wichtig, perfekt trainieren zu können. Die Bedingungen waren immer gut. Seefeld ist ein wunderbarer Ort, wir hatten eine richtig gute Zeit.“

Kein Wunder, dass er einen Wunsch hegt: „Ich würde gerne wieder zurückkehren.“

 

Christoph Nister