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"Wenn die Form nicht passt, hilft alles nichts"

Ole Einar Björndalen prophezeite ihm eine rosige Zukunft. Christoph Sumann bescheinigte ihm „alle Anlagen, die man braucht, um ein ganz Großer zu werden“.

Dominik Landertinger wurde diesen Lorbeeren stets gerecht und erlebte schon im zarten Alter von 20 Jahren mit dem Gewinn des Weltmeister-Titels im Massenstart sowie Silber in der Staffel in Pyeongchang 2009 einen ersten Höhepunkt seiner Karriere.

Als Draufgabe räumte er in derselben Saison auch noch die kleine Kristallkugel im Massenstart-Weltcup ab und schrieb damit österreichische Sportgeschichte, da dies zuvor noch keinem ÖSV-Vertreter gelang.

Vancouver hatte ein Jahr später erneut ein Glanzlicht parat, der Tiroler gehörte zur Staffel, die in einem unglaublich spannenden Rennen Silber gewann.

In einem Leistungstal

Doch wie es im Leben fast aller Top-Athleten ist, gehören zu einer Karriere nicht nur Titel, sondern auch Leistungstäler.

In einem solchen befindet sich der Hochfilzener derzeit. Auch bei der WM in Ruhpolding, dem Höhepunkt dieses Winters, will es für den groß gewachsenen Parade-Athleten nicht nach Wunsch laufen.

Rang 28 im Sprint, Platz 31 in der Verfolgung und Position 15 im Einzel – nicht unbedingt das, was sich ein Dominik Landertinger vorstellt.

„Man kann nicht immer jammern“

Nach den ersten Bewerben war der Frust noch groß, nach dem Einzel, in dem ein kleiner Schritt nach vorne gelang, hielt sich selbiger in Grenzen.

„Ich muss auch einmal zufrieden sein. Man kann nicht immer nur jammern. Es war nicht perfekt, aber es war auch keine schlechte Leistung“, fasste „Landi“ seinen Wettkampf bei LAOLA1 noch einmal zusammen.

Läuferisch ohne Chance

Mit Ausnahme des zweiten Schießens („Ich war etwas unruhig.“) lief es am Schießstand in der vollbesetzten Chiemgau-Arena perfekt, in der Loipe hingegen war unübersehbar, dass er einmal mehr ein ganzes Stück von der Spitze entfernt war. Knapp zwei Minuten benötigte er länger für die 20 Kilometer als Martin Fourcade.

Im Biathlon eine kleine Ewigkeit. „Ich komme läuferisch einfach nicht auf meine hundert Prozent. Ich kann einfach nicht mit den Besten mithalten und tue mir schwerer als sonst. Es war keine Katastrophe, aber auch bei weitem nicht das, was ich eigentlich drauf habe.“

Ab nach Hause

Um den Kopf bei all den Terminen, die rund um eine Weltmeisterschaft anstehen, auch mal frei zu bekommen, benötigte er Abstand. Und wo kann man am besten entspannen und Kraft tanken? Natürlich zu Hause.

Landertinger spannt zu Hause aus
Bereits am Dienstagabend trat er die vorübergehende Heimreise an. „Ich wohne ja nur 40 Minuten von hier. Daheim werde ich ganz gemütlich ausspannen und einmal abschalten.“

Leichtes Training („Klassisch – in Hochfilzen funktioniert das ja ganz gut, da habe ich auch meine Ruhe.“) steht dabei ebenso am Programm wie sich „von meinem Vater bekochen“ zu lassen.

„Hopp oder tropp“ in der Staffel

Mit aufgetankten Energiereserven sollte es zurück nach Ruhpolding gehen, schließlich warten noch zwei harte Aufgaben auf den 23-Jährigen.

Schon am Freitag steht die Männer-Staffel auf dem Programm. Die Marschrichtung ist klar: „Wir müssen alles riskieren – da heißt es nur hopp oder tropp.“

Knapp, aber doch, hat er auch die Qualifikation für den sonntägigen Massenstart geschafft. Die provisorische Startliste spuckt den Ex-Weltmeister auf Rang 29 von 30 teilnahmeberechtigen Biathleten aus.

Der erste Schritt zur Besserung

„Ich mag den Massenstart. Vor so einem Publikum zu laufen, ist natürlich ein Traum. Schön, wenn ich dabei sein kann“, so Landertinger.

Ob es dabei für mehr reicht, als „dabei zu sein“, ist abzuwarten. Die Voraussetzungen sind allerdings nicht die besten.

Da helfe auch nicht, dass er sich in Ruhpolding sehr wohl fühle und gute Erinnerungen an die letzten Jahre habe. „Wenn die Form nicht passt, hilft alles nichts. Dann hast du nichts mitzureden. Andere sind einfach stärker.“

Die Einsicht ist bei Landertinger definitiv vorhanden. Bekanntlich ist sie auch der erste Schritt zur Besserung …

Christoph Nister