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WM-Einsatz von Sumann? "Schließe ich nicht aus"

WM-Einsatz von Sumann?

 "WM - leider nein!!!! Die WM in Nove Mesto wird leider ohne mich stattfinden müssen!"

Christoph Sumann schockte seine Fans am Donnerstag mit der Ankündigung, das Saison-Highlight der Biathleten nur in der Zuschauerrolle mitzuerleben.

Überrascht waren aber auch Teamkollegen und Trainer des 37-Jährigen.

"Ich gehe immer davon aus, was ich mit ihm unter vier Augen bespreche. Da weiß ich nichts davon, dass er nicht startet", stellt Chefcoach Remo Krug nun gegenüber LAOLA1 klar.

Der 50-Jährige spricht zudem über den am Samstag stattfindenden Sprint, seine harte Linie ohne Rücksichtnahme auf große Namen und mögliche Unruheherde.

Remo Krug über ... 

… die Gefahr, das schlechte Gefühl der Mixed-Staffel mitzunehmen:

Deshalb sage ich, je mehr man darüber redet und das thematisiert, desto mehr verankert es sich im Kopf. Natürlich haben wir uns über den Einstieg geärgert, aber wir müssen auch darauf achten, das abzuhaken.

 

… Christoph Sumanns Ankündigung auf seiner Homepage bzw. Facebook, nicht bei der WM zu starten:

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin nicht bei Facebook. Daher weiß ich auch nicht, was da genau steht. Ich gehe immer von dem aus, was ich mit ihm unter vier Augen bespreche. Da weiß ich nichts davon, dass er nicht startet. Für mich zählt die Leistung, die er im 20er in Osbrlie gezeigt hat (Rang zwei, Anm.). Dort hat er eine gute Schieß- und Laufleistung gebracht, was ich sehr positiv bewerte. Man wird sehen, ob er nächste Woche noch zum Einsatz kommt. Momentan ist das alles noch Spekulation, ich will es aber nicht ausschließen.

 

… die Stimmung zwischen ihm und Sumann:

Wir haben überhaupt keine Probleme miteinander. Wie gesagt, es ist seine Sache, was er auf Facebook stellt. Ich habe mit ihm ein anderes Gespräch geführt, deswegen tangiert mich das nur nebenbei.

 

… Fritz Pinters Gesundheit:

Er ist auf dem Weg der Besserung und trainiert wieder. Wir hoffen, dass er für das Einzel wieder fit ist.

 

… die vier Sprint-Teilnehmer:

Sie sind alle topfit und hochmotiviert. Wir hatten ein gutes Abschlusstraining und gehen zuversichtlich in den Bewerb.

Fritz Pinter und Kollegen haben im Stehendanschlag ihre liebe Müh' und Not
… die Schwachstelle Stehendschießen:

Das hat sich schon über das Jahr angedeutet. Fritz hat da ein Problem, auch Julian teilweise, Landi hat auch eher stehend seine Schwierigkeiten. Für uns ist das natürlich ein Ansatzpunkt, an dem wir für die Zukunft arbeiten müssen. Zunächst muss Stabilität im Anschlag erarbeitet werden. Das geht über Trockentraining und Schießen unter Ruhebedingungen.

 

… den Druck nach zwei Podestplätzen in den ersten beiden Rennen:

Es war auch für mich überraschend, dass wir so gut eingestiegen sind. Der weitere Verlauf hat dann ja auch gezeigt, dass das kein Selbstläufer ist. Die Entwicklung benötigt Zeit. Solche Ergebnisse können auch dazu führen, dass die Erwartungshaltung gleich viel höher ist. Das kann das Ganze auch schwieriger machen.

 

… seine erste Station als Cheftrainer:

Für mich war der Trainerjob schon immer ein Traumjob. Der Posten fordert mich, macht aber auch Spaß – so soll es sein. Es ist genau das, was ich mir vorgestellt habe. Ich bin ja schon über 20 Jahre Trainer und war etliche Jahre im Weltcup. So, wie der Athlet an die Spitze will, will man das auch als Trainer. Jetzt bin ich hier, aber ich sehe noch Potenzial und Möglichkeiten, wo wir uns verbessern können. Dazu kommt auch eine langfristige Perspektive. Hochfilzen hat den Zuschlag für die WM 2017 erhalten, was speziell für Biathlon in Österreich sehr wichtig ist. Der ÖSV wird entsprechend interessiert sein, dafür zu investieren. Für die Jungen sollte es Motivation sein, auch ins Team zu wollen. Die Rahmenbedingungen passen, das gefällt mir gut.

 

… die starken Leistungen aus der zweiten Reihe:

Es ist wichtig, dass sich ein gesunder Wettbewerb entwickelt hat und es mehrere Athleten gibt, die in die Mannschaft reinwollen. Konkurrenz belebt das Geschäft. Es wäre aber auch wichtig, den sechsten Platz zurückzuholen. Das schaut ganz gut aus und gibt einem weiteren Athleten die Möglichkeit, sich zu beweisen. Der Druck ist gesund, aber eine gewisse Planungssicherheit schadet auch nicht. Speziell im Olympia-Jahr kann man darauf aufbauen, aber auch generell für die Zukunft. Es ist ja kein Geheimnis, dass irgendwann ein Wechsel ansteht. Da ist es gut zu wissen, dass Athleten da sind, die in diese Rolle reinwachsen können.

Remo Krug lässt sich nicht verrückt machen
… seine erste WM als Hauptverantwortlicher:

Ich freue mich auf die Rennen. Natürlich trägt man die Gesamtverantwortung, was Druck aufbaut. Ich betrachte das aber positiv. Wer die Möglichkeit hat, hier dabei zu sein – bei den Bedingungen, bei den Zuschauern – muss das auch genießen. Denn viele haben sie nicht. Insofern macht es mir Spaß. Auch die Athleten müssen es so sehen. In jedem Bewerb habe ich die Möglichkeit, mich zu beweisen. Das sollte auch ein Ansporn sein.

 

… die Rausnahme namhafter Athleten aus dem Team und das Feedback der Sportler:

Natürlich gibt es unterschiedliches Feedback. Derjenige, den es betrifft, ist natürlich nicht erfreut. Wobei Christoph Sumann es sehr sportlich aufgenommen hat, als er nicht nominiert wurde für die ersten WM-Rennen. Er hat selbstkritisch gemeint, es war zu wenig, was er gebracht hat. Letztenendes, wenn der Athlet ehrlich zu sich selbst ist, wird er das akzeptieren. Im ersten Moment ist man sauer, das kann ich verstehen. Ich versuche aber, immer nach Leistung zu entscheiden. Es ist egal, ob er jung oder alt ist und Erfolge hat. Es nützt mir ja nichts, wenn einer früher Erfolge hatte. Wenn er fit ist und ich weiß, er hat schon einige gute Resultate stehen, werde ich nicht auf ihn verzichten. Wenn einer nicht fit ist, dann nützen ihm Erfolge von früher wenig.

Ich möchte aber sagen, nachdem ich gelesen habe, er wurde aussortiert: Es wird hier niemand aussortiert. Alle haben ihre Berechtigung. Christoph stand auf dem Podest, Meso ebenfalls. Vorübergehend kommen sie mal nicht zum Zug, weil in dem Moment ein anderer besser ist. Das hat in dem Moment aber mit aussortieren überhaupt nichts zu tun. Das ist wie im Fußball: Wenn ich 22 Spieler habe, können nur elf spielen. Die, die auf der Bank sitzen, wollen natürlich auch spielen.

… über Unruheherde, wenn Athleten nicht zum Zug kommen:

Das sind Sachen, damit muss man einfach leben. Auf der anderen Seite muss man jene, die von hinten drücken, fördern. Julian (Eberhard) hatte beispielsweise drei IBU-Cup-Siege zu Saisonbeginn. Da habe ich mir gesagt: Den Burschen musst du bringen, der hat es sich verdient. Mir blieb daher nichts anderes übrig, als den Fünftbesten von Östersund, das war Meso, rauszunehmen. Dass er in diesem Moment sauer war, verstehe ich. Ich muss das aber durchziehen.

 

… über Mitgefühl, wenn Leute aus dem Weltcup-Team genommen werden:

Natürlich hat man auch Mitgefühl, wenn man Leute rausnimmt. Man arbeitet das ganze Jahr zusammen. Meso war ja einer derjenigen, die im Training richtig gut mitgezogen haben, einer, der sich brutal reingehauen hat. Für den Neuanfang hat er auch viel getan, daher fiel es mir besonders schwer. Am Ende muss man aber eine gewisse Linie einhalten und durchziehen. Das ist der Job des Cheftrainers, ich muss ja auch dafür gerade stehen, wenn die Leistungen nicht stimmen.

 

Aus Nove Mesto berichtet Christoph Nister