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Die Halbzeit-Bilanz zur Biathlon-WM in Nove Mesto

Die Halbzeit-Bilanz zur Biathlon-WM in Nove Mesto

Die Biathlon-Weltmeisterschaft tritt ihre Halbzeit-Pause an.

Fünf von elf Bewerben sind inzwischen bereits absolviert, nun dürfen die Athleten erstmals durchatmen.

Gleich zwei Ruhetage stehen auf dem Programm, sodass zunächst Regenerationsmaßnahmen oberste Priorität haben.

Am Mittwoch wird die zweite Hälfte mit dem Einzel der Damen eingeleitet, für die Herren der Schöpfung geht das 20km-Rennen am Donnerstag über die Bühne.

Aufreger, Stars, Enttäuschte - die LAOLA1-Halbzeit-Bilanz zur Biathlon-WM:

Norwegische Dominanz

Böse Zungen sprechen von norwegischen Meisterschaften mit internationaler Beteiligung. Die Nordeuropäer sind in Mähren klar tonangebend und führen den Medaillenspiegel mit vier Goldenen und einer Silbermedaille überlegen an.

Im Kampf um den Titel "Superstar der WM" bahnt sich ein Zweikampf zwischen Emil Hegle Svendsen und Tora Berger an. Erstgenannter hat bislang in all seinen drei Wettkämpfen (Mixed, Sprint, Verfolgung) triumphiert, Berger musste sich nur im Sprint Olena Pidhrushna knapp geschlagen geben und hält bei zweimal Gold und einmal Silber.

Ukrainische Frauen-Power

Überaus stark präsentierten sich bislang auch die ukrainischen Frauen. Mit nur einem Podestplatz (Olena Pidhrushna, Rang zwei im Östersund-Sprint) nach Nove Mesto gereist, haben sie ihre Bilanz binnen weniger Tage vervierfacht. Pidhrushna gewann erstmals in ihrer Karriere ein Rennen und dann gleich bei den Titelkämpfen. Im Sprint triumphierte sie vor Berger und Landsfrau Vita Semerenko. Unter Mithilfe ihrer Konkurrenz - siehe weiter unten - rettete sie zudem Bronze in der Verfolgung.

Das deutsche Team schwächelt

Ausgerechnet zum Saison-Höhepunkt will es beim deutschen Team so überhaupt nicht laufen. Bereits in der Mixed-Staffel enttäuschten unsere Nachbarn und kamen nicht über Rang 13 hinaus. Nach dem Bewerb flossen bei Miriam Gössner, die für eine Strafrunde verantwortlich zeichnete, reichlich Tränen.

Auch ansonsten hatten die DSV-Stars noch nicht viel zu bieten. Andreas Birnbacher, das Zugpferd bei den Herren, rätselt über seine Schießschwäche, Erik Lesser war mit den Rängen zwölf und 14 bislang der stärkste. Bei den Damen lief es etwas besser, doch auch zwei sechste Plätze durch Gössner und Andrea Henkel sind beileibe nicht das, was sich die Biathlon-Großmacht vorgenommen hatte.

Fünf bis sechs Medaillen wurden als Ziel ausgegeben, erstmals seit 16 Jahren steht man nach dem Startwochenende ohne Edelmetall da. Dennoch stellt Gössner klar: "Ich finde nicht, dass wir in einer Krise stecken. Ich bin jetzt noch viel motivierter, in der zweiten WM-Hälfte noch mehr Gas zu geben. Henkel ergänzt: "Man sollte uns noch nicht abschreiben."

Tierischer "Zaungast"

Bei seiner aktuelle Überform lässt sich Emil Hegle Svendsen von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen. Selbst tierische Ablenkungsmanöver kosten den Norweger bestenfalls ein Lächeln. In der Verfolgung blieb er cool, als ein Eichhörnchen plötzlich aus dem Nichts auftauchte und direkt vor ihm die Loipe überquerte. "Haha! Look at this little guy crossing the track yesterday", twitterte er am Montag.

Das Ende aller Medaillenträume

Ann Kristin Flatland war drauf und dran, das Comeback der Saison hinzulegen und mit einer WM-Medaille zu krönen. Die Norwegerin, im Sprint Achte, lieferte eine tolle Aufholjagd in der Verfolgung und ging gemeinsam mit Krystyna Palka (holte Silber) und Olga Zaitseva (Rang vier) auf die Schlussrunde. Just in jenem Moment, in dem Flatland zum Überholmanöver in einer Abfahrt ansetzte, kollidierte sie mit Zaitseva - beide gingen zu Boden. Für Flatland war das Rennen gelaufen, sie kam schließlich als Siebente ins Ziel.

Hexenkessel Vysocina Arena

Nach der Super-WM 2012 in Ruhpolding lag die Latte für Nove Mesto unglaublich hoch. Doch die Tschechen machten das Unmögliche möglich und konnten den Standard halten. Die Wettkämpfe sind hervorragend organisiert, große Wartezeiten bleiben aus.

Besonders beeindruckend ist die Begeisterung der Fans. Die Mixed-Staffel lockte 27.000 (!) Zuschauer an und sorgte für Gänsehaut-Atmosphäre. Mit einem Zuschauerschnitt von bislang knapp 24.000 liegt die Biathlon-WM sogar vor den Titelkämpfen der Alpinen in Schladming. Ins Ennstal pilgerten bislang durchschnittlich knapp 22.000 Wintersport-Begeisterte.

Duell der Superstars

Streng genommen ist es bislang ein einseitiger Zweikampf zwischen Emil Hegle Svendsen und Martin Fourcade. Der Norweger entschied alle drei Duelle für sich und hält bei drei Goldmedaillen, während Fourcade stets mit Silber vorlieb nehmen musste. Doch wer die Rennen sah, der weiß auch, dass dem Franzosen bislang lediglich das nötige Quäntchen Glück fehlte. Bester Beweis war das atemberaubende Finish im Jagdrennen, in dem erst nach Fotofinish-Entscheid feststand, dass Svendsen die Schuhspitze um wenige Zentimeter weiter vorne hatte.

ÖSV-Asse zeigen auf

Die Mixed-Staffel verlief noch katastrophal, doch seither zeigen Österreichs Loipenjäger eine klare Aufwärtstendenz. Speziell Dominik Landertinger, der im Verfolgungsrennen der Schnellste war, und Simon Eder, dem läuferisch ein großer Schritt nach vorne gelang, gelten für die weiteren Wettkämpfe als Hoffnungsträger. Auch bei den Damen gelang es Iris Schwabl, als Sprint-30. ihr bestes WM-Resultat einzufahren. Hält die Tendenz an, ist zumindest für die rot-weiß-roten Biathleten eine Medaille absolut realistisch.

 

Christoph Nister