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Die LAOLA1-Schießbude: Wie Phönix aus der Asche

Die LAOLA1-Schießbude: Wie Phönix aus der Asche

Der fulminante Auftakt der Biathlon-Saison in Östersund ist Geschichte!

Die Loipen-Jäger sind auf der Anreise nach Tirol.

Am Wochenende wird der Weltcup im Pillerseetal fortgesetzt. Nicht nur "Hausherr" Dominik Landerdinger freut sich auf seine Heim-Veranstaltung. Hochfilzen rüstet für ein Biathlon-Event der Extraklasse.

Die Voraussetzungen sind gut. Das erste Wochenende im WM-Winter bringt viele interessante Erkenntnisse.

Bei den Damen dürfen wir uns wohl auf viele Duelle zwischen der Weißrussin Darya Domracheva und der Finnin Kaisa Mäkäräinen freuen.

Beide ließen bereits in Schweden keinen Zweifel daran, dass der Kampf um Kristall über sie führt. Nach einem Punktsieg für Domracheva zum Start konterte die Finnin mit einem Doppelschlag.

Bei den Herren dominierte zunächst Emil Hegle Svendsen, doch Martin Fourcade meldete sich nach einer erlittenen Schlappe umso stärker zurück.

Für die ÖSV-Biathleten reichte es zwar noch nicht für einen Platz am Podest, dennoch gab es gleich mehrfach Grund zur Freude - die Highlights des Weltcup-Auftakts in der LAOLA1-Schießbude:

Das TRIO INFERNALE

162 von 180 möglichen Weltcup-Punkten holte die Finnin Kaisa Mäkäräinen in Östersund, bei jedem Rennen landete sie auf dem Podest. Insgesamt gesehen war die 31-Jährige zudem die Schnellste in der Loipe und auch am Schießstand sehr zuverlässig: 86 Prozent ihrer Schüsse trafen das Ziel. Dank Rang zwei im Einzel (zwei Fehler), Platz drei im Sprint (2 Fehler), sowie dem Sieg in der Verfolgung reist die "kleine Mücke" als Weltcup-Leaderin nach Hochfilzen.

 

Emil Hegle Svendsen ist nun wahrlich nicht als der beste Schütze im Biathlon-Zirkus bekannt. Was der Norweger allerdings im Einzel ablieferte, hat wohl selbst Profischützen beeindruckt: Als einziger von 101 Teilnehmern traf er sämtliche 20 Ziele und sackte in souveräner Manier den ersten Sieg ein - es war bereits der 36. Weltcuperfolg seiner Karriere. Nach den Rängen sieben im Sprint sowie drei im Verfolger darf er sich nach der ersten Station Weltcup-Leader nennen.

 

Der Phönix aus der Asche oder auch: Martin Fourcade. Nach einem schwierigen Sommer mit Pfeiffer'schem Drüsenfieber kassierte er im Einzel eine echte "Watschn" und musste mit sechs Strafminuten und Position 81 das zweitschlechteste Ergebnis seiner Karriere - nur in Oberhof 2010 (Sprint-84.) war er schlechter - hinnehmen. Bereits im Sprint schlug er eiskalt und gnadenlos zurück. Der Franzose feierte seinen 30. Weltcup-Erfolg und legte bereits am Tag darauf in der Verfolgung den 31. Sieg nach.

Das TRIO FATALE

Im russischen Team herrscht Chaos. Zwar konnte Anton Shipulin mit Rang zwei in der Verfolgung die Gemüter erst einmal etwas beruhigen, dennoch stimmt einiges nicht im Team des Olympia-Gastgebers: Der vierfache Junioren-Weltmeister Alexander Loginov wurde aufgrund einer positiven Dopingprobe gesperrt und reiht sich nahtlos in die Liste der Schande ein - wir erinnern an Ekaterina Iourieva, Irina Starikh, Albina Akhatova, Olga Pyleva (Medvedtseva) oder auch Dmitry Yaroshenko. Altmeister Ivan Tcherezov reiste nach Rang 76 im Einzel ab und will nur noch an nationalen Rennen teilnehmen. Olga Vilukhina will in dieser Saison nicht am Weltcup teilnehmen, Namensvetterin Zaitseva will - je nach Stimmungsschwankung - mal ihre Karriere beenden und dann doch wieder fortsetzen. Ein Zitat, das Bände spricht: "Ich kann nicht selbst sagen, wann ich bereit bin, wieder Rennen zu bestreiten. Ich stehe unter der Kontrolle des Managements, somit kann ich nicht versprechen, ob ich in dieser Saison überhaupt an einem Rennen teilnehmen werde. Aber ich bin nach wie vor im Biathlon und ich will Rennen laufen!" In der Mixed-Staffel landete das russische Team nur auf Rang zwölf, was das schlechteste Ergebnis in einer Staffel seit acht Jahren bedeutete.

 

 Die Silber-Medaillen-Gewinnerin des Olympia-Massenstarts, Gabriela Soukalova, hatte sich den Auftakt in Östersund wahrlich anders vorgestellt. Die Tschechin begann ihr Einzel mit vier Fehlern, wurde am Ende nur 62. und verlor ganze vier Minuten in der Loipe. Dies bedeutete ihr schlechtestes Resultat seit Januar 2010! Auch Sprint (29.) und Verfolgung (21.) liefen nur bedingt besser. Bereits im Vorfeld der Saison warb sie um Verständnis, sollte es zunächst nicht nach Wunsch laufen, da sie keine optimale Vorbereitung hatte. Das Glück der Tschechen: Teamkollegin Veronika Vitkova sprang für das Aushängeschild ein.

 

Auch die Deutsche Miriam Gössner, die ihre Teilnahme an den Olympischen Winterspielen aufgrund der Nachwirkungen ihres schlimmen Mountainbike-Unfalles absagen musste, fand vorerst nicht zurück zur ihrer einstigen Weltklasse-Form. Sieben Fehler im Einzel (68.), vier im Sprint (58.) sowie acht in der Verfolgung (51.) reichten an diesem Wochenende für keinen einzigen Weltcup-Punkt. Dennoch verliert sie ihre gute Laune nicht: "Ich bin froh, überhaupt wieder dabei zu sein", erklärte die 24-Jährige. Gelingt ihr allerdings keine Leistungssteigerung, könnte es mit dem "dabei sein" schon bald vorbei sein.

Der bekannte Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich ist auf der Suche nach neuen Herausforderungen fündig geworden und schrieb im Sommer gemeinsam mit vielen internationalen Biathleten ein Kochbuch. Der Hobbykoch sammelte die Lieblingsrezepte befreundeter Loipenjäger: "Biathlon liegt mir sehr nahe. Der Kontakt zu den Sportlern hat sich mit den Jahren entwickelt, sodass ich voller Optimismus war, dass ich auf offene Ohren stoße", erzählte er gegenüber "biathlon-online.de". Franziska Hildebrand präsentierte beispielswiese Rinder-Rouladen, Florian Graf eine Linsen-Garnelen-Suppe und Dorothea Wierer eine Vollkorn-Pizza.

Fredrik Lindström und Ole Einar Björndalen machten mit neuen, geknickten Stöcke auf sich aufmerksam. "Die Stöcke haben mir geholfen, meine Lauftechnik zu verbessern. Dadurch schwinge ich meine Arme ein wenig mehr, so dass ich mehr Kraft ausüben kann. Ich glaube, bislang nutzen nur Einar und ich so einen Stock", berichtete Lindström nach seiner guten Leisung im Einzel (5.) von den Vorteilen dieser Neuerung.

 

Kurioses

Simon Eder schien im Einzel kurzfristig orientierungslos: Kurz vor dem Ziel bog er fälschlicherweise wieder in die Startspur ab, bemerkte dann jedoch relativ schnell seinen Irrtum, drehte um und lief mit einiger Verspätung ins Ziel. Bekannterweise wurde er jedoch nach acht Schießfehlern nur 69. Davon erholte er sich allerdings schnell, bereits im Sprint ließ er mit Rang zehn seine gewohnte Klasse wieder aufblitzen.

Die Bronze-Medaillen-Gewinnerin in der Verfolgung, Teja Gregorin, wollte eigentlich aufhören und hatte sich in ihr Häuschen am Mittelmeer zurückgezogen. Nach nur einem Monat bemerkte sie allerdings, dass ihr etwas fehlte. Aus diesem Grund ist die Slowenin doch wieder im Weltcup-Zirkus anzutreffen.

Ihr Karriereende hat hingegen die bei Olympia des Dopings überführte Deutsche Evi Sachenbacher-Stehle bekanntgegeben. Trotz der Verkürzung ihrer Sperre hat sie sich für diesen Schritt entschieden: "Ich bin total glücklich mit der Entscheidung. Alles Negative hat auch etwas Positives. Ich blicke positiv in die Zukunft." Eine äußerst unglückliche Wortwahl, schließlich war auch ihre Dopingprobe positiv.

Ärgerlich: Die Russin Yana Romanova hatte im Einzel extrem viel Pech: Ihr Gewehr blockierte und sie verlor am Schießstand über eine Minute, bis sie anfangen konnte, zu schießen. Trotz dieser Unterbrechung traf sie alle Scheiben und hatte am Ende mit nur einem einzigen Fehlschuss als 22. knapp vier Minuten Rückstand, eine Minute weniger und sie wäre in den Top Ten gelandet!

Tiril Eckhoff, die bei den Norwegerinnen die Nachfolge der zurückgetretenen Tora Berger antreten soll, wird wie das gesamte norwegische Damen-Team von einem gewissen Stian Eckhoff trainiert. Der Staffel-Weltmeister von 2005 ist der neue starke Mann und zugleich Bruder der Premieren-Siegerin. Probleme gab es bislang keine, Tiril sagt aber auch: "Es ist meine größte Angst, dass es aufgrund der familiären Verhältnisse welche geben könnte."

 

Ich bin total glücklich mit der Entscheidung. Alles Negative hat auch was Positives. Ich blicke positiv in die Zukunft"

Die Sprüche des Wochenendes

"Ich bin wie ein alter Diesel-Motor: Ich brauche einige Rennen, um warm zu laufen." Eine glatte Lüge von Emil Hegle Svendsen, der gleich im ersten Bewerb den Siegerscheck für sich beanspruchte.

"Es ist ein bisschen wie auf einem Schulausflug. Mit Stockbetten und sehr sozial, wir teilen sogar die Dusche", beschrieb Svendsen die wenig luxuriösen Unterkünfte der Norweger in einem Camp nahe der Arena in Östersund - ohne Fernseher und nur mit einer Dusche pro zwölf Sportler. Selbst die Wikinger müssen sparen.

"Ich habe das Gefühl, als ob ich für zwei arbeiten musste." Zwillingsschwester Vita macht zwar gerade eine Wettkampfpause, Valj Semerenko hatte dennoch das Gefühl, sie war anwesend.

"Ich habe mich nicht wirklich auf dieses Rennen fokussiert, da es nicht meine Lieblingsdisziplin ist, aber ich hatte nichts zu verlieren." Die junge Französin Enora Latuilliere kam bei ihrem ersten Weltcup-Rennen dennoch auf Anhieb auf Rang 13.

"Es ist uns bei der Staffel schon aufgefallen, dass es echt krank ist, wie die beiden abgehen“, beschrieb Franziska Preuss die Laufleistungen von Kaisa Mäkäräinen und Darya Domracheva im Einzel.


Henriette Werner/Christoph Nister

Was sonst noch auffiel

Lisa Hauser - zuvor noch nie in den Top-20 platziert - schaffte mit Rang 13 im Sprint ihr mit Abstand bestes Weltcup-Ergebnis. Die Tirolerin blieb fehlerfrei und hatte am Ende 1:11,4 Minuten Rückstand auf Premieren-Siegerin Tiril Eckhoff. Zudem sammelte sie sowohl als 38. im Einzel sowie mit Platz 32 in der Verfolgung weitere Weltcup-Punkte, sodass sie in der Gesamtwertung mit 40 Punkten und Rang 23 die beste Österreicherin ist.

Hut ab auch vor Dunja Zdouc! Die 20-jährige Kärntnerin bestritt erstmals Einzel-Weltcuprennen für Österreich und landete bereits im dritten Rennen, der Verfolgung, erstmals in den Punkterängen. Mit nur drei Schießfehlern kämpfte sich die ÖSV-Zukunftshoffnung von Rang 49 auf Platz 33 vor.

Dominik Landertinger war - nimmt man die Netto-Zeit zur Hand - in der Verfolgung der Beste! Da er jedoch vom Sprint einiges wiedergutmachen musste (genauer gesagt 1:44,6 Minuten) reichte es "brutto" nicht zum Sieg. Dennoch: Seine unglaubliche Aufholjagd brachte ihm das beste Saisonresultat - der Ex-Weltmeister stürmte von Position 30 auf fünf vor.

Martin Fourcade nutzt seine Bekanntheit, um gemeinsam mit UNICEF zum Kampf gegen Ebola aufzurufen und um Spenden zu bitten: "Als Einzelner können wir nicht viel bewirken, aber gemeinsam können wir Unglaubliches schaffen." Soziales Engagement kann gar nicht genug gewürdigt werden. Wir heben dafür alle uns zur Verfügung stehenden Daumen!