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"Rücktritt? Auf welcher Grundlage?"

Biathlon-Topfunktionär Gottlieb Taschler hat die schweren Doping-Vorwürfe gegen ihn und seinen Sohn Daniel erneut zurückgewiesen. Bei seinem Heim-Weltcup in Antholz hat sich der 51-Jährige erstmals vor einer TV-Kamera dazu geäußert.

"Ob die Vorwürfe bestehen, ob sie Bestand haben, ob das passiert ist, das weiß ich nach wie vor nicht", sagte Taschler am Donnerstag.

Er habe, erklärte der Antholzer dem ZDF, keinerlei Belege für die Vorwürfe finden können. "Nicht über die Staatsanwaltschaft, nicht über meinen Rechtsanwalt."

"Die Situation ist nicht einfach"

Später, als die Kamera abgeschaltet war, gab der Vizepräsident des Weltverbandes (IBU) zu: "Die Situation ist nicht einfach für mich, klarerweise. Auch nicht für meinen Sohn." Sein Weltverbandsamt lässt Taschler seit Bekanntwerden der Vorwürfe im Dezember ruhen.

Zweifel an der Echtheit der Protokolle

Zweifel an der Echtheit der Protokolle
Taschlers Sohn Daniel

Da hatte die "Gazzetta dello Sport" Abhörprotokolle der Staatsanwaltschaft Padua veröffentlicht. Aus den Dokumenten soll hervorgehen, dass er seinem Sohn Daniel im Jahr 2010 einen Kontakt zu dem im Sport lebenslang gesperrten italienischen Dopingarzt Michele Ferrari vermittelt habe.

Taschler bezweifelt die Echtheit der in der italienischen Sportzeitung abgedruckten Protokolle.

Taschler will zurück in sein Amt

Taschler, als Biathlet 1988 mit Olympia-Bronze dekoriert, will wieder in sein Amt zurückkehren. "Die IBU leidet jetzt nicht so sehr darunter, wenn meine Tätigkeit mal ruht. Irgendwann werden wir das schon wieder in Angriff nehmen. Wir haben genügend gute Leute dort, dass der Biathlon-Sport weitergeht", sagte Taschler.

Seine Aufgaben als OK-Chef in Antholz werden dagegen von der Affäre "überhaupt nicht" beeinflusst.

"Rücktritt, Rücktritt, Rücktritt. Auf welcher Grundlage bitte, sollte ich zurücktreten, wenn nirgendwo was vorliegt? Wenn der Vorwurf da war, dass man etwas verbockt hat, dann muss man dazu stehen. Aber es gibt keine Fakten, auf die man sich verlässlich stützen kann", gab Gottlieb Taschler zu Protokoll.

Für ihn sei es wichtig, Fakten zu haben und keine Vermutungen. "Ich denke, so eine Sache sollte schon etwas flotter vorwärtsgehen."

"Gesundheitliches Problem" führte zum Besuch bei Dr. Ferrari

Taschler begründete erneut, warum er seinen als Biathleten aktiven Sohn an Ferrari vermittelt habe: "In Kontakt gebracht habe ich ihn nicht wegen einer Dopingsache, um das klarzustellen. Er hatte zu der Zeit ein gesundheitliches Problem."

Sein Sohn habe Probleme mit der Schilddrüse gehabt und sei deshalb bei verschieden Ärzten, auch in Deutschland, gewesen. "Das war nicht einfach in den Griff zu bekommen."

"Irgendwann habe ich bei Michele Ferrari angerufen, den kenne ich ja seit langer Zeit." Der Arzt sei früher Mannschaftsarzt bei Italiens Verband gewesen.

"Er hat das damals super gemacht. Was er später verbockt hat, ist natürlich sein Problem", sagte Taschler, Schwiegervater des bei Olympia 2014 des Dopings überführten österreichischen Langläufers Johannes Dürr. "Vom Menschen Ferrari hatte ich immer einen guten Eindruck."