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Alfred Eder - der neue starke Mann hinter Domracheva

Alfred Eder - der neue starke Mann hinter Domracheva

In ihrer Heimat Weißrussland war Darya Domracheva schon vor den Olympischen Spielen in Sochi ein Star.

Inzwischen ist die 28-Jährige Sportfans aus aller Welt ein Begriff. Mit drei Goldmedaillen im Zeichen der fünf Ringe avancierte sie zum weiblichen Superstar und dominierte die Schlagzeilen.

Auftritte wie beim Eurovision Song Contest, bei dem sie das weißrussische Ergebnis verkündete, sind keine Seltenheit mehr. Domracheva ist begehrter Werbepartner und gern gesehener TV-Gast.

Alfred Eder ist neuer Cheftrainer

Seit dieser Saison weicht ihr ein Österreicher kaum von der Seite. Alfred Eder übernahm das Trainerzepter in Weißrussland und zeichnet ab sofort mitverantwortlich für sämtliche Erfolge von „Dasha“ und ihren Teamkolleginnen

Der 61-Jährige trat damit das Erbe von Klaus Siebert an. Es ist ein sehr schweres, denn Siebert führte Domracheva nicht nur zu zahlreichen Siegen, sondern war eine Art Ziehvater für den Star.

Ein "einsamer Wolf"

„Sie sind aus emotionaler Sicht unterschiedlich. Klaus mag Leute um sich, Alfred ist scheu. Er braucht keine Aufmerksamkeit anderer Leute“, erklärte Domracheva in einem Interview.

Während Siebert Wert auf Gesellschaft legte, ist Eder ein „einsamer Wolf“.

In den letzten neun Wochen war er acht davon auf Reisen, auch Trips nach Weißrussland gehörten zu seinem Alltag. „Wenn das ein Riesenproblem wäre, dürfte ich es nicht machen“, hält Eder, Vater von ÖSV-Star Simon, im Gespräch mit LAOLA1 fest.

Ein hochinteressanter und kurzweiliger Job

Seine Frau und der Sohnemann hatten ihm zu diesem Schritt geraten. „Sie haben gespürt, dass ich den Job machen will.“ Im Frühjahr sei der Verband auf ihn zugekommen, erklärt Eder, der auf Anhieb Gefallen an der Aufgabe fand.

Nachdem der Vize-Leutnant die Zusage zur Karenzierung vom Bundesheer bekam, stand dem Abenteuer nichts mehr im Wege.

„Der Anreiz war, mit so einer guten Gruppe im Weltcup arbeiten zu können. Das war ausschlaggebend, den Job zu machen“, erläutert er seinen Hauptbeweggrund. Der Job sei „hochinteressant und total kurzweilig“, wenngleich Außenstehende das teilweise nicht verstehen könnten.

„Die würden sagen: 'Lasst's mich in Ruhe damit', aber ich bin jetzt schon 40 Jahre im Sport und das hat einen Reiz für mich gehabt.“

Russisch? (Vorerst) lieber nicht

Die Kommunikation mit den Sportlerinnen sei weniger schwierig als vielerorts gedacht, da sämtliche Weltcup-Athletinnen des Englischen mächtig sind. Russisch kommt für Eder hingegen – vorerst – nicht in Frage. Das kyrillische Alphabet sei schwierig, „da müsste ich mich intensiv reinknien“. Anstatt russisch zu pauken, konzentriert er sich lieber auf seine Kernarbeit, die schwierig genug ist.

Eine dreifache Olympiasiegerin zu übernehmen, bedeutet auf den ersten Blick, nur verlieren zu können.

„Das habe ich mir zunächst auch gedacht, aber so pessimistisch bin ich grundsätzlich nicht.“ Es gebe schließlich immer neue Ziele und im Fall von Domracheva zudem ein höchst lukratives, das sie bislang noch nie erreichte – den Gesamtweltcup.

In den letzten Jahren war sie mehrfach nahe dran, landete schlussendlich aber immer auf den Rängen zwei oder drei. Diesmal soll es endlich klappen.

Keine Allüren beim Superstar

„Mir ist bewusst, dass ein Druck da ist, aber damit lebe ich, seitdem ich diesen Sport mache. Die eigenen Anforderungen sind auch entsprechend hoch“, ist sich Eder der Schwere seiner Aufgabe bewusst.

Domracheva macht es ihm indes denkbar einfach. Während andere derart erfolgreiche Athleten sich aus einem Team ausgliedern und auf eigene Faust trainieren oder diverse andere Sonderprivilegien genießen, sei die 28-Jährige handzahm.

„Sie braucht keine Extrawürste“, stellt Alfred Eder klar. Im Sommer habe sie einen Monat in Oslo bei ihrem Freund Ole Einar Björndalen trainiert, ansonsten war die Leaderin stets mit ihren Kolleginnen unterwegs.

„Sie ist ein Vorbild für die anderen im Team. Sie verlangt nichts extra und ist ein ganz normaler Teil der Mannschaft wie jeder andere. Für die Kolleginnen ist es natürlich positiv, wenn so eine starke Athletin dabei ist.“

Vertragsgespräche im April

Wie lange Eder selbst an Bord bleibt, ist unklar. Der Kontrakt mit dem weißrussischen Verband ist zunächst nur bis Ende dieser Saison datiert, im April setzt man sich wieder zusammen. Das mache schließlich auch Sinn, meint der Salzburger, man hätte schließlich nicht gewusst, ob die Zusammenarbeit auch funktioniert.

Zudem sei man auch immer vom sportlichen Erfolg abhängig. „Ich kenne das Geschäft und weiß, dass es schnell nach unten gehen kann.“ Der Saisonauftakt verlief zumindest höchst vielversprechend, Domracheva gewann gleich den ersten Bewerb, einen zweiten Sieg verhinderte lediglich ein Sturz. Eder ist zuversichtlich: „Momentan gibt es keine Probleme.“

Die Zusammenarbeit mit Verband und Athletinnen klappt, bleibt der sportliche Erfolg, steht einer Verlängerung nichts im Wege.


Aus Hochfilzen berichtet Christoph Nister