Keine Standard-Sprüche

Es gibt Leute, die muss man einfach mögen. Hans Knauß ist für mich einer davon. Stets freundlich und sympathisch - keineswegs überheblich oder aufgesetzt.

Er ist einfach er selbst. Kritiker werfen ihm hin und wieder vor, immer nur freundlich zu sein und unangenehme Dinge nicht anzusprechen. Im LAOLA1-Interview war dies ganz anders.

Offen sprach er Problemstellen im Ski-Sport an. Seien es die vielen Wasserträger im ÖSV, die fehlende Eigenständigkeit der Sportler oder die neuen Ski. Da rutschte ihm schon einmal ein „scheiße“ über die Lippen.

Böse meint er das aber nicht. Genauso wenig, wie den Spruch, dass ihm die „Internet-Dodel“ egal seien und dass ihm noch nie so fad war, etwas in ein Forum zu schreiben.

Vielleicht ist es auch die Erinnerung an seine bittersten Niederlagen, die Knauß so beliebt machen. Er war die „ewige Nummer zwei“, der „Hundertstel-Hans“, dem nie ein ganz großer Coup wie WM-Titel oder Olympia-Sieg gelingen sollte.

Trösten kann er sich damit, die Nummer zwei in einer großen Generation gewesen zu sein. Sich hinter Hermann Maier, Stephan Eberharter oder Lasse Kjus zu klassieren, sollte wahrlich nicht als Niederlage gewertet werden. Zu fast jeder anderen Zeit wäre Knauß die Nummer eins gewesen.

Doch auch in den bittersten Stunden blieb er stets freundlich und umgänglich. Das war er auch gestern, als ich ihn ansprach und um ein Interview bat. Er antwortete ohne mit der Wimper zu zucken: „Ja klar, setzt dich her!“

Auch ansonsten ist der Steirer umgänglich, wie kaum ein anderer Kollege. Selbst obwohl er beim "ach so großen" ORF arbeitet und ein ehemaliger Ski-Star ist, kommt er im Pressezentrum auf Print-Journalisten zu, fragt, was sich tut und wie es mit der Arbeit vorangeht. Das macht er nicht, weil er es muss, um sein Image zu wahren, sondern weil er einfach ein feiner Kerl ist und alle Leute gleich behandelt.

Was in unserem Interview folgte, war ein offenes und ehrliches Gespräch mit vielen Lachern. Keine Standard-Sprüche, keine auswendig gelernten Floskeln. Also eigentlich genau das, was vielen Athleten heutzutage fehlt.

 

Euer Matthias