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"Man wird blöd dargestellt - das ist ziemlich zach"

Gold! Gold! Gold! Gold! Gold! Gold!

Gleich sechs ÖSV-Asse durften sich nach dem Teambewerb Weltmeister nennen. Eva-Maria Brem, Michaela Kirchgasser, Nicole Hosp, Christoph Nösig, Marcel Hirscher und Philipp Schörghofer sind jenes Team, das den Titel von Schladming 2013 für Österreich erfolgreich verteidigte.

Trotz des Erfolges gibt es immer wieder Kritik am Team-Event. "In anderen Sportarten, wie Biathlon, ist es normal, dass es eine Teamwertung gibt, bei uns braucht es noch Zeit, bis sich das festigt", hofft Hirscher diesbezüglich auf Besserung.

Michaela Kirchgasser spricht indes aus, was sich viele LäuferInnen denken: "Es gibt immer noch einige, für die es ein verschmähter Er-und-Sie-Lauf ist. Die sollen gerne einmal rennmäßig runterfahren. Manchmal wird man auf Social-Media-Plattformen und diversen Gästebüchern auf Homepages blöd dargestellt. Das fährt zwar nicht mit, aber man bekommt es mit. Das ist ziemlich zach."

LAOLA1 hat mit den vier LäuferInnen, die den Teambewerb aktiv bestritten haben, gesprochen. Warum Brem megahappy ist, Nösig den Vorzug gegenüber Schörghofer erhielt und Hirscher nicht auf "Chef" macht:

 

Michaela Kirchgasser:

Wie fühlt es sich an, zum dritten Mal Team-Gold zu holen?

Es war heute so eine enge Kiste. Man hat bei Deutschland gesehen, wie schnell man draußen sein kann. Die Argentinier hatten wir schon noch sehr gut im Griff, danach war es auch Glückssache. Gegen die Schweizer waren es zum Beispiel sechs Hundertstel und im Finale gegen Kanada war es auch hauchdünn. Ich bin heute in den ersten beiden Läufen überhaupt nicht rein gekommen, da hatte ich brutal mit den Spuren zu kämpfen. Da ist die Eva super gefahren. Danach sind wir beide gut gefahren. Es ist zum Glück ein Teambewerb, da haben alle zusammen geholfen.

Deine Finalvorstellung war aber wichtig oder?

Dafür ist ein Team da. Am Anfang hat uns sicher Eva rausgerissen, was die Damen-Zeit betrifft. Dann war es eben einmal ich, wir haben uns gut abgewechselt und Teamarbeit gemacht. So soll es ja auch sein.

Was sagst du zu den Kritikern des Teambewerbs?

Die sollen gerne einmal mitfahren und sich das ganze aus der Rennläufer-Perspektive ansehen. Es gibt immer noch einige, für die es ein verschmähter Er-und-Sie-Lauf ist. Natürlich ist es nicht die Streif, aber die, die so reden, sind noch nie rennmäßig runtergefahren und haben noch nie das Gefühl erlebt, nicht nur für sich alleine zu fahren, sondern für das Team und für das Land. Manchmal wird man auf Social-Media-Plattformen und diversen Gästebüchern auf Homepages blöd dargestellt. Das fährt zwar nicht mit, aber man bekommt es mit. Das ist ziemlich zach.

 

Christoph Nösig:

Wusstest du vor dem entscheidenden Lauf im Finale, wie es steht?

Ich wusste schon ungefähr, wie es steht. Ich hatte daher ein bisschen Druck. Die drei Runden zuvor bin ich aber sehr gut gefahren, im Finale wollte ich einfach das selbe machen. Der Start war sehr gut, danach habe ich voll riskiert. Einmal geht es auf, einmal nicht. Heute ist es Gott sei Dank gut gegangen.

Welchen Wert hat die Team-Goldmedaille für dich?

Sie hat einen sehr hohen Wert. Das ist zweifellos mein größter Erfolg bis jetzt. Man hat gesehen, dass es enge Duelle waren. Das ist kein Larifari-Rennen. Deswegen ist die Goldene ganz hoch anzurechnen. Beim Biathlon und Skispringen gibt es schon immer einen Teambewerb, bei uns hat es auch Zukunft. Team-Weltmeister zu sein, ist genial. Es ist nicht selbstverständlich, im Team Österreich an den Start gehen zu dürfen. Mit den tollen Jungs und Mädels den Titel zu holen, ist sensationell. Ein Traum.

Warum hast du den Vorzug gegenüber Philipp Schörghofer bekommen?

Andi (Puelacher, Anm.) hat sich unseren Probelauf angeschaut. Vielleicht war ich da ein bisschen schneller als Schörgi und er hat deswegen so entschieden. Genau weiß ich es aber nicht.

 

Eva-Maria Brem:

Deine erste WM-Teilnahme und gleich Gold, wie fühlt sich das an?

So schnell kann es gehen (lacht). Um ehrlich zu sein, war es ganz komisch. Es ist meine erste WM überhaupt, mein erster WM-Start, dann komme ich rauf und sie sagen, ich muss als Erste fahren. Es war alles auf einmal. Von daher war es sehr viel auf einen Moment. Ich habe versucht, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und cool zu bleiben. Ich wollte es einfach genießen. Das Finale habe ich etwas verpasst, aber ich bin megahappy.

Wie ist es, im Team zu gewinnen?

Sehr cool, wir verstehen uns alle auch privat sehr gut. Das hat man sowohl am Start, als auch im Ziel gemerkt. Das hat sicher einiges dazu beigetragen. Ich habe bei der Flower Ceremony ganz bewusst kurz die Augen zu gemacht und es genossen. Ich freue mich jetzt schon auf die Medaille, ich weiß ja gar nicht, wie es sich anfühlt, so etwas um den Hals hängen zu haben.

Was sagst du zu jenen Leuten, die mit dem Teambewerb nichts anfangen können?

Dann sollen sie sich eben etwas anderes ansehen, das ist ja kein Problem. Mir gefällt auch nicht immer alles. Der Teambewerb gefällt mir aber.

 

Marcel Hirscher:

Deine Bilanz im Teambewerb lautete 4:0, eine souveräne Vorstellung oder?

Es waren sehr knappe Entscheidungen und es war sehr spannend. Die Teamleistung war sensationell. Wir hatten alle super Läufe. Das Finale war so spannend, das war brutal. Fast schon abartig. Man hat auch gesehen, dass es nicht selbstverständlich ist, siehe Deutschland. Mir taugt der Bewerb extrem, ich kann mich da voll reinsteigern. Den ersten Start habe ich verpasst, dann bin ich wieder reingekommen. Es ist ein toller Bewerb, ich finde es schade, dass wir ihn nicht öfter fahren.

Bist du im Team der "Anführer" bzw. Chef?

Nein, das würde ich mir nie zumuten. Das würde ich auch nie machen, weil jeder von uns genug Profi ist, dass er weiß, was er zu tun hat. Da brauche ich nicht gescheit reden.

Was sagst du zur Kritik am Teambewerb?

Die Medaille ist schon wichtig, weil ja trotzdem eine Leistung erbracht wird. In anderen Sportarten, wie Biathlon, ist es normal, dass es eine Teamwertung gibt, bei uns braucht es noch Zeit, bis sich das festigt.

 

Aus Vail/Beaver Creek berichtet Matthias Nemetz