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"Sie versucht, das Letzte aus sich heraus zu holen"

"Gewissenhaft, diszipliniert, zielstrebig. Sie versucht immer, das Letzte aus sich heraus zu holen."

So beschreibt Meinhard Tatschl Anna Fenninger. Der gebürtige Kärntner ist seit 2007 Coach im Damen-Speed-Team. Seit damals hat sich ein Vertrauensverhältnis zwischen Tatschl und der Salzburgerin aufgebaut.

"Das hat sich über die Jahre so ergeben", erklärte Tatschl in Colorado, wo Fenninger ein Jahr nach Olympia-Gold in Sotschi mit dem gleichen Rennski auch bei der WM zum Titel im Super-G gerast war.

"Ich war halt die ganze Zeit an ihrer Seite. Auch, als es nicht so gelaufen ist bin ich hundertprozentig hinter ihr gestanden. Dadurch ist eben ein gewisses Vertrauen entstanden", so Tatschl.

"Es ging darum, ob sie weiter fährt oder nicht"

Mittlerweile versteht man sich auch auf privater Ebene gut. "Wenn du mit einer Athletin sechs, sieben Jahre zusammenarbeitest, entstehen eben Verbindungen."

Tatschl war auch 2010 da gewesen, als der nach insgesamt sieben Medaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften schon in den Himmel gehobene Jungstar aus Salzburg am Tiefpunkt Vancouver begonnen hatte, die eigene Karriere vermehrt selbst in die Hand zu nehmen.

"Es ist dort nicht das eingetreten, was sie erwartet hat. Es ging sogar darum, ob sie weiter fährt oder nicht", erinnert sich Tatschl.

Entscheidend sei dabei aber gewesen, dass Fenninger ihr Schicksal selbst in die Hand genommen hatte. "Ich habe sie zwar unterstützt, aber sie ist diese Entwicklung selbst angegangen. Sie hat ab da versucht, an ihren Stärken zu arbeiten und diese weiter zu entwickeln."

"Anna hat noch fünf, sechs gute Jahre vor sich"

Mit 25 Jahren zählt Fenninger als Olympiasiegerin, mehrfache Weltmeisterin und Weltcup-Gesamtsiegerin zu den besten Skirennfahrerinnen der Gegenwart.

Bei der Frage, ob sie überhaupt noch Schwächen habe, muss Tatschl lachen. "Skitechnisch ganz sicher nicht. Sie muss nur das Vertrauen haben, das, was sie drauf hat, auch zeigen zu können."

Mittlerweile hat Fenninger bei den "Erwachsenen" auch schon sechs Medaillen (2 Olympia, 4 WM) gewonnen. Tatschl ist aber sicher, dass da noch mehr kommt.

"Anna hat noch sicher fünf, sechs gute Jahre vor sich und noch viele Gelegenheiten, Medaillen zu gewinnen. Wenn sie gesund bleibt, ist sehr viel möglich. Denn mit den Erfolgen wird sie immer stärker."

"Der Sieg war kein Zufallsprodukt" 

Etwas, was schon in Beaver Creek Ergebnisse bringen kann. "Ich hoffe oder gehe sogar davon aus", traut Tatschl Fenninger nicht nur im Riesentorlauf weiteres Edelmetall zu.

In der Abfahrt hat die bei acht Weltcupsiegen im Riesentorlauf und einem im Super-G haltende Fenninger noch keinen vollen Erfolg gelandet. "Der erst Abfahrtssieg wartet. Und wenn es eine Abfahrt gibt, auf der sie gewinnen kann, dann ist es diese hier in Beaver Creek", ist Tatschl überzeugt.

"Man sollte Anna hier also nicht unterschätzen. Auch der Sieg im Super-G war kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis der Arbeit seit Val d'Isere."