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"Immer, wenn du vor Marcel bist, ist es ein guter Tag"

„Mister Riesentorlauf“ ist zurück auf seinem Thron!

Ted Ligety gewinnt den WM-Riesentorlauf und damit den dritten WM-RTL in Serie. Dies ist vor ihm in dieser Disziplin noch keinem Läufer gelungen.

„Ich versteife mich nicht auf Statistiken, solange ich noch fahre. Es ist aber cool, darauf zurückzublicken“, misst er dieser Tatsache nicht allzu viel Bedeutung bei.

Der US-Amerikaner hatte in dieser Saison zu kämpfen und wurde von Marcel Hirscher im Riesenslalom zur Nummer zwei degradiert. Ausgerechnet bei seiner Heim-WM dreht der 30-Jährige den Spieß um und verweist das ÖSV-Ass auf den zweiten Platz.

Eine Tatsache, die Ligety besonders gut gefällt: „Immer, wenn du besser als er bist, ist es ein guter Tag.“

Wie er die nervenaufreibenden Minuten im Ziel verbrachte, seine Probleme während der Saison sieht und Hirscher in den Himmel lobt:

TED LIGETY ÜBER...

… das Gefühl während seiner Fahrt:

Ich habe die Zuschauer während der Fahrt immer gehört. Ich war mir nicht sicher, ob ich gut bin, weil sie immer laut sind, wenn ein Amerikaner fährt. Dann habe ich zum Glück das grüne Licht gesehen.

… die Minuten im Zielraum, bis Marcel Hirscher ins Ziel kam:

Es war sehr nervenaufreibend, den ganzen Jungs zusehen zu müssen, wie sie runterfahren. Mit 1,2 Sekunden Vorsprung wusste ich nicht, ob es reicht, weil die anderen Leute auch sehr schnell sind. Marcel war dieses Jahr im Riesentorlauf unfassbar stark. Er hat oben sogar etwas Zeit gutgemacht. Dann hat er immer etwas verloren, war bei der letzten Zwischenzeit immer noch vor mir. Er ist jemand, der immer Zeit gutmachen kann. Es war eine große Erleichterung, als es rot aufgeleuchtet hat, als er ins Ziel kam.

… seine Herangehensweise an den zweiten Durchgang:

Ich wusste, dass ich es machen kann. Ich habe mich in den letzten Wochen besser gefühlt, als zuvor in der Saison. Im ersten Lauf hatte ich Fehler, ich wusste, dass ich zeitmäßig nicht annähernd dort war, wo ich sein hätte können. Ich wusste, dass ich alles geben musste. Wenn du Fünfter bist und hinten liegst, kann der kleinste Fehler einen großen Unterschied machen. Im unteren Teil habe ich meine Beine stark gespürt. Ich wusste, wenn ich zurücknehme, könnte ich Zeit verlieren und würde mich selbst hassen. Deshalb habe ich immer gepusht, auch als ich ich schon alles gespürt habe.

… den Stellenwert, Marcel Hirscher zu besiegen:

Immer, wenn du vor Marcel bist, ist es ein guter Tag. Wer weiß, was in den nächsten Jahren passiert, aber er ist auf dem Weg, einer der Größten aller Zeiten zu werden, wenn er es nicht schon irgendwie ist. Er kann es schaffen, Hermann (Maier/Anm.) in puncto Siegen zu überholen und die Nummer zwei zu werden. Er hatte ein tolles Riesentorlauf-Jahr, ich hatte Probleme. Das macht es noch süßer.

… seine Probleme im RTL während der Saison:

Ich bin nicht so gefahren, wie in den Jahren zuvor. Mir wurde oft der Hintern von Marcel Hirscher versohlt, das ist kein so schönes Gefühl. Dabei ist es noch besser, gegen ihn zu verlieren, weil er so gut ist und es noch lange sein wird. Es war keine gute Saison, ich bin einfach nicht gut gefahren. Es war gut, nach Hause zu kommen, und den Reset-Knopf zu drücken. Jetzt habe ich wieder das Gefühl für die Kurven und hoffe, wieder der alte Ted Ligety zu werden.

… die vier Goldmedaillen bei Großevents in Serie:

Ich weiß nicht, was heute auf dem Spiel stand. Wenn du aufwächst, hast du so großen Respekt vor dem Sport. Jetzt ein paar Legenden zu überholen, ist unglaublich. So erfolgreich bei Großevents zu sein, ist wirklich toll und ich hätte mir niemals gedacht, dass ich es so weit bringen würde.

… die Tatsache, der erfolgreichste US-Fahrer bei Weltmeisterschaften zu sein:

Ich versteife mich nicht auf Statistiken, solange ich noch fahre. Es ist cool, darauf zurückzublicken. Es ist toll, das erreicht zu haben, ich schaue aber nach vorne, um weiter gut zu fahren. Irgendwann kann ich aber sicher darauf zurückblicken.

 

Aus Vail/Beaver Creek berichtet Matthias Nemetz