news

Kröll analysiert: Saubere Fahrt hätte gereicht

Kröll analysiert: Saubere Fahrt hätte gereicht
Die bisherige WM-Ausbeute für Österreich: einmal Bronze durch Niki Hosp.
 
Im LAOLA1-Medaillenspiegel muss man nach vier von elf WM-Rennen ganz ans Ende scrollen, um die rot-weiß-rote Fahne zu finden.
 
Im Blechspiegel liegt das ÖSV-Team dafür unangefochten auf Rang eins.
 
Schon drei Mal mussten österreichische Läuferinnen und Läufer in Schladming aus nächster Nähe zusehen, wie die anderen die Medaillen in Gold, Silber und Bronze umgehängt bekommen.
 
Gleich die erste Kurve verhaut
 
Am Samstag erwischte es in der Abfahrt Klaus Kröll. Dem Steirer fehlten in der "Königsdisziplin" 38 Hunderstel auf David Poisson, der für die nächste französische Sensation bei dieser WM sorgte.
 
Der Lokalmatador musste nicht lange suchen, wo er auf „seiner“ Planai die Zeit liegen gelassen hatte. Im Zielhang nahm ihm Poisson exakt jene 38 Hundertstel ab, die Kröll dann auch in der Endabrechnung fehlten.
 
Die Probleme begannen aber schon viel früher: „Ich hab gleich die erste Kurve verhaut, danach habe ich alles probiert, aber es ist ist nicht aufgegangen.“
 
Saubere Fahrt hätte gereicht
 
Der 32-Jährige wollte attackieren, aber die Luft war raus. Mit seinem „Krankenstand“ - Kröll musste von Samstag bis Dienstag das Bett hüten - hatte das nichts zu tun.
 
„Durch die schlechte Sicht, die vielen Bodenwellen und Unebenheiten, die man nicht gesehen hat, war es ein brutal schweres Rennen. Man musste eigentlich nur eine saubere Fahrt ins Ziel bringen, das hätte schon gereicht.“
 
Vielleicht nicht für Aksel Svindal, schickt der Öblarner nach, aber wahrscheinlich für Dominik Paris und sicher für David Poisson.
 
„Auf dieser Abfahrt kannst du dich nicht durchschwindeln. Die vielen kleinen Fehler haben sich bis ins Ziel summiert und unten ist mir dann auch die Kraft ausgegangen.“
 
"Das ist die Höchststrafe"
 
So wurde es am Ende der vierte und also undankbarste aller Plätze bei einem Großereignis, wo eben nur die ersten Drei zählen.

„Es ist extrem bitter, aber irgendwie typisch! Nur Vierter will man bei einer WM nicht werden, das ist die Höchststrafe.“
 
Als der Vater eines sechsjährigen Sohnes im Zielstadion auf die Anzeigetafel blickte, musste er zwei Mal hinschauen, um dann den Kopf gen Boden zu senken.
 
„Ich habe nicht einmal gedacht, dass ich unter den ersten Zehn bin. Ich konnte es gar nicht glauben.“
 
Schließt sich Kreis in St. Moritz?
 
Noch unglaublicher: die Unserie der ÖSV-Abfahrer bei Großereignissen. Österreich ist nun seit vier Weltmeisterschaften en suite ohne Downhill-Medaille.
 
„Wir hätten uns alle miteinander mehr verdient gehabt: die Fans und wir Läufer. Aber das ist gegessen und ich muss es runterwürgen.“ 
 
Vor zwei Jahren in Garmisch wurde Romed Baumann ebenfalls Vierter. Das letzte Abfahrts-Gold gab es durch Michael Walchhofer 2003 in St. Moritz.
 
Dort findet übrigens 2017 die übernächste Ski-Weltmeisterschaft statt, davor wird in zwei Jahren in Vail um WM-Medaillen gefahren.
 
 
 
Stephan Schwabl