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"Denn als Zuschauer hast du keine Chance"

Nur dreieinhalb Monate nach seinem Achillessehnen-Riss wagt Weltmeister Aksel Lund Svindal die Teilnahme am ersten Abfahrtstraining bei der Ski-Weltmeisterschaft in Colorado.

"Ich möchte nicht zuschauen. Denn als Zuschauer hast du keine Chance", begründete der Norweger seine Entscheidung. Verläuft das Training am Dienstag zufriedenstellend, ist ein Start im Super-G am Mittwoch vorstellbar.

Auch Bode Miller dabei

"Das Bauchgefühl wird entscheiden", sagte Svindal am Montagabend in der Elkhorn Lodge von Beaver Creek, wo er unmittelbar vor der WM-Eröffnung in Vail seine Entscheidung unter großer medialer Anteilnahme mitteilte.

Am Vortag hatte der vergangenen November am Rücken operierte US-Star Bode Miller sein Antreten im Super-G zugesagt, obwohl er seitdem ebenfalls kein Rennen bestritten hat.

Damit könnten beide Olympiasieger am Mittwoch am Start des WM-Super-G stehen. Svindal ist mit elf Medaillen und 25 Weltcupsiegen einer der erfolgreichsten aktiven Skirennfahrer. Der bereits 37-jährige Miller hat ebenfalls elf Medaillen zu Buche stehen und 33 Rennen gewonnen.

Von den großen Abfahrern fehlt in Colorado damit voraussichtlich nur der Kanadier Erik Guay wegen der Folgen einer Knie-Operation.

Svindals Blitz-Comeback

Bei Svindal war nach der am 19. Oktober in Österreich beim Herumblödeln mit einem Ball erlittenen Verletzung und der sofortigen Operation zunächst das vorzeitige Saison-Ende ausgerufen worden. Der 32-jährige Modellathlet kehrte aber sensationell schnell wieder ins Training zurück und schnallte dank eines Spezialschuhs einen Monat früher als gedacht auch wieder die Ski an.

"In Fußball oder Leichtathletik könnte ich derzeit keinen Wettkampf machen. Aber in den harten Skischuhen sollte es gehen", sagte Svindal.

 

Bei der "KitzCharity Trophy" carvte Svindal bereits durch die Tore

Zuletzt trainierte der im WM-Winter bisher von Landsmann Kjetil Jansrud hervorragend vertretene Norweger in Aspen und war bei kurzen Zeitläufen nicht weit hinter Jansrud geblieben.

"Sonntag bin ich aber erstmals auch auf einer schlechteren Piste gut gefahren. Dann habe ich entschieden, es in Beaver Creek zu versuchen", sagte Svindal, der nach eigenen Angaben keine Schmerzen mehr hat.

"Viele haben gemeint, es geht nicht"

Verletzungs-Risiko sehe er keines, obwohl seine verletzte Sehne derzeit noch viermal so dick ist wie normal. "Die Wahrscheinlichkeit, dass meine andere Achillessehne reißt, ist fast genauso hoch", meinte Svindal lapidar.

Mehrere Dinge hätten ihn gereizt, das Unmögliche zu versuchen, erklärte der Sympathieträger aus Lörenskog. "Am meisten, dass viele gemeint haben, das geht nicht", erklärte er.

Das Comeback geht freilich auf der Raubvogelpiste von Beaver Creek in Szene, einer der schwersten Abfahrtsstrecken der Welt. Dort hat Svindal bereits mehrmals gewonnen, im November 2007 wäre dort nach einem Sturz seine Karriere aber auch fast vorbei gewesen.

Die Zuversicht dominiert

"Ich bin bestimmt gut genug, um es sicher nach unten zu schaffen", gab sich Svindal vor dem Training zuversichtlich. "Ich hoffe, es gehen sich auch einige Rennen aus. Ich nehme es nun von Tag zu Tag." Nur bei Chancen auf einen Spitzenplatz antreten zu wollen, treffe diesmal aber nicht zu.

"Die anderen fahren seit drei Monaten Rennen, ich bin wochenlang auf Krücken gegangen. Da bemerkst du erst, wie brutal es ist, mit 140 Sachen den Berg hinunter zu rasen", sagte Svindal. "Ich hoffe, ich gewöhne mich rasch wieder daran. In erster Linie will ich Spaß haben und mich wohlfühlen."

Letztlich gäbe es einen ganz klaren Grund, der für eine Teilnahme spricht. "Ich weiß nicht, ob ich langsam bin oder schnell. Aber nur wenn du nicht fährst, hast du mit Sicherheit keine Chance."