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"Diese Medaille wird immer speziell sein"

Olympiasiegerin - zweifache Slalom-Weltcupsiegerin und nun auch zweifache Weltmeisterin. Und das alles im Alter von 19 Jahren.

Mikaela Shiffrin hat bereits als Teenager ihre Fußspuren in der Ski-Geschichte hinterlassen. Die US-Amerikanerin hielt auch bei ihrem Heim-Event dem Druck stand.

Im Slalom-Finale machte es sie zwar nochmals spannend, mit einem typischen "Shiffrin-Finish" raste sie aber zur Titelverteidigung.

Warum sie zwischen den Durchgängen geschlafen hat, was das Problem in der "roten Zone" war und wie sie die Medaille einordnet im Sieger-Interview:

 

Frage: Sie haben es heute wie schon in Sotschi extrem spannend gemacht im zweiten Lauf. Was war der Grund?

Shiffrin: "Zunächst mal, das heute bedeutet mir sehr viel. Jetzt kann ich es ja sagen und mir selbst auch eingestehen. Meine Gedanken sind geflogen und ich habe gedacht, dass ich meinen Vorsprung nur ja nicht hergeben darf und alles geben muss. Der Anfang war deshalb nicht gut. Gott sei Dank habe ich dann irgendwann aber doch meinen Rhythmus gefunden und es lief immer besser. Es war eine gute Show, aber keine Absicht."

Frage: Heute ist US-Ski-Club-Tag. Was könnte diese WM oder ihr Sieg für die jungen Skifans in den USA bedeuten?

Shifrrin: "Eine WM in den USA zu haben, ist eine unglaubliche Inspiration. Bei der letzten WM hier war ich vier Jahre alt und habe gar nichts mitbekommen. Aber später habe ich gedacht, wie cool es sein müsste, zu Hause eine WM zu haben. Vielleicht denken auch die anderen Kids gerade so. Für uns hier ist der Ski-Weltcup so unendlich weit weg. Vielleicht zeigen die Goldenen von Ted und mir, dass es möglich ist, auch dorthin zu kommen. Dass es sogar wahrscheinlicher ist, als sie glauben."

Frage: Sie haben zwischen den Durchgängen ausgiebig geschlafen. Sind sie ein halber Bär?

Shiffrin (lacht): "Ja, das bin ich. Nein, es war so warm heute und wenn es zu warm oder zu kalt ist, muss ich mit meiner Energie Haus halten. Normalerweise schlafe ich immer um die Mittagszeit. Heute war zwischen den Durchgängen so viel Zeit, dass ich auch einfach eine Stunde geschlafen habe. Das Sofa war so bequem, das nehme ich jetzt mit nach Hause."

Frage: Sie sind erst 19, liefern aber bei Großwettkämpfen aber immer punktgenau Bestleistungen ab. Wie geht das?

Shiffrin: "Ich habe viele Bücher gelesen, in denen große Helden ihre Erwartungen nicht erfüllen konnten oder enttäuscht wurden. Ich möchte nicht ein weiters Beispiel dafür sein. Ich glaube, Druck ist das, was du dir selbst machst. Wenn du dich aber gut vorbereitest, kannst du auch liefern. Druck ist immer da, du tust aber deshalb trotzdem immer das gleiche."

Frage: Sie haben im Ziel trotz ihres fest stehenden Sieges keine Emotion gezeigt. Warum?

Shiffrin (lacht): "Wahrscheinlich habe ich noch immer geschlafen. Nein. Ich hatte Tonnen an Energie verbraucht und war einfach leer. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Die Großen feiern ihre Siege immer richtig episch. Lindsey wirft sich hin, Tina Maze zeigt den Finger. Ich sehe das auch alles immer. Aber ich kann doch nicht darüber nachdenken, was ich in so einem Falle tun sollte. Außerdem bin ich nicht besonders gut darin, meine Gefühle zu zeigen."

Frage: Wo ordnen sie diese Goldmedaille jetzt ein?

Shiffrin: "Ich mag das nicht reihen. Sotschi, oder Schladming, oder das jetzt. Das würde heißen, dass irgendwas wichtiger ist als das Andere. Das glaube ich aber nicht. Jedes Rennen, jede Kurve ist wichtig. Ich versuche immer, das Beste und Schnellste zu tun. Es ist einfach nicht wahr, dass Olympia das wichtigste aller Zeiten ist. Schon morgen kann etwas passieren, das noch wichtiger ist. Aber diese Medaille wird immer sehr speziell sein, weil ich sie daheim gewonnen habe."

Frage: "Was war los in der roten Zone?" (Diese Frage stellte Shiffrins Mutter Eileen)

Shiffrin: "Okay ich übersetze das nun (lacht). Die Frage ist, warum war ich ganz oben so langsam? Nun, ich war so konzentriert. Ich habe mir eingeredet, das Leben geht auch weiter, wenn ich nicht gewinne. Und dann stand ich am Start und plötzlich war da nur noch dieser eine Gedanke. Ich will das jetzt (gewinnen, Anm.). Es war ein mentaler Kampf mit mir selbst und dann habe ich einfach die ersten Tore völlig verhaut. Irgendwann kann ich hoffentlich jeden Lauf von oben bis unten ohne innere Diskussionen voll fahren."

Frage: Sie werden bald 20 und sind dann kein Teenager mehr. Schlimm?

Shiffrin (lacht): "Ich würde gerne für immer 19 sein. Aber wahrscheinlich gilt das dann auch für 20 oder 21. Manchmal bin ich ja sogar noch fünf und denke an Schokolade-Kekse. Ich freue mich auf meinen Geburtstag, es ist aber nicht das Wichtigste auf der Welt."