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"Mir war die Kritik zu Saisonbeginn egal"

So schnell kann es gehen. Vor zwei Monaten noch der Buhmann, heute der beste Österreicher in der Hahnenkamm-Abfahrt.

Georg Streitberger hat sein Tief der letzten Monate überstanden und kann wieder strahlen. Nach Platz drei im Super-G schafft er in der Abfahrt mit Rang vier sein bestes Abfahrts-Ergebnis der Saison. „Das sind echt super Ergebnisse“, freut er sich.

Auch während der schweren Phase, in denen Ex-Fahrer seine fehlerhafte Risikobereitschaft kritisierten, behielt er kühlen Kopf: „Mir war die Kritik zu Saisonbeginn egal. Ich wusste, dass es nicht nur an mir gelegen ist, sondern an ganz anderen Sachen. Jetzt passt alles zusammen und ich komme gut ins Fahren.“

WM? „Wird sicher einer Quali geben“

Einen besseren Zeitpunkt hätte sich der 33-Jährige nicht aussuchen können. Ausgerechnet in Kitzbühel, wo er sich immer schon wohlfühlte, passt wieder alles zusammen.

Wie passend, dass in einer Woche die WM in Beaver Creek stattfindet. Mit Rang den zwei Spitzenresultaten katapultiert er sich automatisch in den Kreis der Mitfavoriten.

So weit will Streitberger aber noch nicht denken und stapelt tief. „Die Ergebnisse freuen mich echt sehr, aber es wird sicher eine Quali geben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie vier Leute fix machen. Aber die Form geht nach oben, das ist für mich wichtig.“

Eine zurückhaltende Prognose von einem Läufer, der die letzten beiden Weltcup-Rennen vor dem Großereignis auf den Plätzen drei und vier beendete. Auch ÖSV-Sportdirektor Hans Pum geht nicht davon aus, dass der Salzburger um sein Ticket zittern muss: „ Er hat an diesem Wochenende natürlich aufgezeigt und steht damit am Ticketschalter für den Flug nach Amerika.“

Auch mit Fehlern schnell

Schlussendlich nennt „Streitl“ doch noch einen Grund, warum man ihn bei dem WM aufstellen sollte. „In Beaver Creek habe ich im Super-G 2010 schon gewonnen und wurde in dieser Saison mit einem schweren Fehler Sechster. Und das, obwohl ich nicht gut drauf war.“

Einen Fehler hatte er auch bei seinem Abfahrts-Ritt über die Streif, geändert hat dies am guten Ergebnis aber nichts. Eine Erkenntniss, die ihn entzückt. „So sollte es sein: Ich mache leichte Fehler und bin trotzdem voll dabei. Das wollte ich erreichen und das motiviert mich für die nächsten Rennen. Die Gewissheit, vorne mitfahren zu können, tut gut.“

Noch höher einzuschätzen ist das Ergebnis aufgrund der vielen Verschiebungen. Für Startnummer eins ist diese eine doppelte Belastung. „Jedes Mal um eine halbe Stunde verschieben war mühsam. Nach den ersten zwei Mal habe ich mir aber gedacht, dass es mir egal ist. Es ging immer weiter nach hinten - wie sie gesagt haben, dass er Start herunterverlegt wird, wussten wir, dass gefahren wird.“

„Du denkst dir, dass es scheißegal ist“

Nachteil sei seine Startnummer ohnehin keiner gewesen: „Teilweise ist es gar nicht schlecht, wenn man gar nichts weiß. Dann fährst du hin und denkst dir, dass es scheißegal ist. Entweder es geht dann oder es geht nicht. Du kommst nicht auf die Idee irgendwo mehr auszuholen oder auf die Linie zu achten. Das ist manchmal sogar ein Vorteil.“

Sieger Kjetil Jansrud und Dominik Paris haben ihn beeindruckt. Obwohl das Rennen ein Hundertstel-Krimi war, schafften es die beiden, sich um zwei Zehntel vom Rest des Feldes abzusetzen.

Ob sich der Norweger über den Sieg auf der verkürzten Strecke genauso freut, wie über einen Erfolg auf ganzer Strecke weiß er nicht, eines sei aber klar: „Es wird ihm relativ egal sein.“

„Das Preisgeld ist gleich, die Gams ist gleich und die 100 Punkte bekommt er auch. Sicher würde er lieber von oben gewinnen, aber das hätte er heute wahrscheinlich auch.“

 

Aus Kitzbühel berichtet Matthias Nemetz