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Innerhofer: "Ich bin nicht der Ski-Beckham!"

Innerhofer:

Christof Innerhofer kann wieder lächeln. Seit seinem dritten Platz in Wengen ist die Welt des Italieners wieder in Ordnung.

Nach schweren Wochen und Monaten mit zahlreichen Stürzen, Verletzungen und Rückschlägen meldet sich der sympathische Super-G-Weltmeister von Garmisch-Partenkirchen rechtzeitig vor Kitzbühel in der Weltspitze zurück.

Und im großen LAOLA1-Interview ausführlich zu Wort. Ein Gespräch über die Tücken der Streif, Ski-Hasen in der Mausefalle und das Leben als Sport-Promi.

LAOLA1: Christof, Kitzbühel steht für Pisten-Spektakel, Promis und Party. Man könnte meinen, dass dieses Rennen mit den Rahmenbedingungen wie für dich gemacht ist?

Christof Innerhofer: Die Atmosphäre am Hahnenkamm-Wochenende ist ganz besonders. Die Fans, die Kulisse, das Flair, die Prominenten, all das macht es zum Rennen schlechthin, zu einem Klassiker im Rennkalender. Nur beim Panorama hat Wengen ganz klar die Nase vorne.

LAOLA1: Was hat im zweiten Training noch nicht gepasst, dass du der Konkurrenz um die Nasenlänge voraus bist?

Innerhofer: Den oberen Teil habe ich sehr gut erwischt. Aber Steilhang-Ausfahrt habe ich komplett verhaut, da habe ich alles falsch gemacht und bin fast in den Zaun gefahren. Der Mittelteil hat wieder gut gepasst. Vor der Hausbergkante habe ich Tempo raus genommen. Es hat geheißen, dass der Sprung recht weit geht und ich wollte einfach nichts riskieren.

LAOLA1: Aber tastest du dich in so einem Training nicht ans Limit heran?

Innerhofer: Warum sollte ich ein unnötiges Risiko eingehen, wenn dann für das Rennen sowieso ganz andere Verhältnisse angesagt sind. Am Samstag soll es regnen oder schneien, da sehe ich keinen Sinn darin, schon im Training ein Rennen zu fahren.

LAOLA1: Im Vorjahr war es die Mausefalle, vor zwei Jahren der Zielsprung, heuer wird über die Hausbergkante diskutiert. Was genau ist das Problem?

Innerhofer: Der Sprung geht in diesem Jahr sehr, sehr weit. Je nachdem, wie du zum Sprung hinkommst, hast du links und rechts ungefähr sieben, acht Meter Platz. Alles kein Problem, aber jetzt ist eine Welle drin – und wenn du die erwischt, dann gehst du ab. Mich hätte es letztes Jahr im Rennen fast erwischt, da hatte ich echt Glück.

LAOLA1: Steilhang-Ausfahrt dürfte auch ein Kriterium sein, schaut man sich an, wie viele und vor allem welche Läufer dort Probleme hatten?

Innerhofer: Im Steilhang selbst hat meine Linie noch super gepasst, da war alles in Ordnung. Aber dann war ich zu abwartend, zu passiv. Dann rattert es und du bist nur noch Passagier. Wenn du da nicht knallhart am Außenski stehst, verlierst du ein, zwei Meter und dann bist du richtig in den Schlägen.

LAOLA1: Was bedeutet das angesagte Schlechtwetter für dich?

Innerhofer: Wie vorher schon gesagt: Das war der Grund, warum ich nicht Kopf und Kragen riskiert habe. Die Geschwindigkeit in den verschiedenen Passagen wird im Rennen ganz anders sein. Aber ich habe ein gutes Gefühl, dass ich am Samstag vorne mitfahren kann.

LAOLA1: Und wie sieht es mit dem Super-G am Freitag aus, welche Chancen rechnest du dir da aus?

Innerhofer: Ich hoffe, dass wir überhaupt ein Rennen fahren können und uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht. Aber wenn doch, dann ist es im Bett auch fein (lacht)!

LAOLA1: Du kannst nach für dich schwierigen Wochen und Monaten wieder lachen. Wie glücklich ist Christof Innerhofer dieser Tage?

Innerhofer: Ich merke, wie es stetig bergauf geht. Im ersten Training konnte ich mich bei schlechter Sicht noch nicht so überwinden, aber im zweiten Training ist es schon merkbar besser gewesen. Zwar habe ich vor der Hausbergkante rausgenommen, aber ich weiß, dass ich die Eier habe, um die Kurve im Rennen voll auf Zug zu fahren.

LAOLA1: Wie dick müssen die Eier sein, will man in Kitzbühel ein Wörtchen um den Sieg mitreden?

Innerhofer: Richtig dick! Du darfst in keinem Moment zögern, musst in den Schlüsselstellen riskieren, wenn möglich noch mehr als die anderen Läufer. Und dabei natürlich fehlerfrei bleiben.

LAOLA1: Wie wichtig war für deine eigene Risikobereitschaft der dritte Platz am Lauberhorn?

Innerhofer: Das war ein Befreiungsschlag, auch wenn ich wegen der Ergebnisse nicht besorgt war. Aber es war einfach der Wurm drin, mir ist es gar nicht gut gegangen. Vor Wengen wollte ich die Saison schon beenden. Aber mit Hilfe eines Psychologen ist es mir gelungen, die positiven Dinge wieder in den Vordergrund zu rücken.

LAOLA1: Zum Beispiel deine drei Medaillen (Gold, Silber, Bronze, Anm.) bei der Ski-WM in Garmisch?

Innerhofer: Niemand glaubt mir, aber die WM-Erfolge haben mich noch lockerer gemacht. Ich spüre keinen Druck. Sicher gibt es Leute, die sagen: Schau, das ist der Innerhofer, der hat bei der WM drei Medaillen gemacht und jetzt … Aber das ist mir egal, mir kann die Medaillen niemand mehr nehmen.

LAOLA1: Dennoch hatte es den Anschein, dass du dir selbst viel Druck gemacht und deshalb in der Vorbereitung und auch zu Saisonbeginn mehr „Bruchpilot“ als Sieganwärter warst?

Innerhofer: Einen echten Champion macht es aus, dass er aus Fehlern lernt und noch stärker zurückkommt. Ich habe einige Fehler gemacht, aber immer auch gewusst, dass ich schnell Skifahren kann und es nicht verlernt habe. Einmal am Stockerl stehen kann Zufall sein, aber nicht drei WM-Medaillen.

LAOLA1: Wie sehr haben die Erfolge von Garmisch dein Leben verändert?

Innerhofer: Im Sommer hatte ich viele Termine mit Sponsoren, es gab zahlreiche Ehrungen und ich bin auf viele Events eingeladen worden. Dazu sind viele Fotoshootings für Zeitungen gekommen. Aber ich habe alles gerne gemacht, vom ersten bis zum letzten Termin.

LAOLA1: Du bist jetzt Testimonial für das italienische Modelabel Armani, für das auch schon David Beckham und Cristiano Ronaldo geworben haben?

Innerhofer (lacht): Ich fühle mich jetzt nicht als Ski-Beckham. Das sind andere Kaliber, da kommt ein Skifahrer nicht leicht hin. Ich gebe mich einfach weiter so, wie ich bin und bleibe am Boden. Weil wenn du glaubst, dass du etwas Besseres bist, kommt bald der Hammer.

LAOLA1: Und wie sieht es mit der Hammer-Frau aus, die das Herz von Christof Innerhofer erobert?

Innerhofer: Am Mittwoch war ich im Casino um zu schauen, ob auch etwas für die Augen dabei ist. Warum auch nicht? Wenn man Single ist, dann darf man schauen. Dann ist alles möglich. Untertags jage ich die Streif hinunter und am Abend jage ich die Frauen.

Das Interview führte Stephan Schwabl