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Das erste Mal auf der Streif: "Ist das deren Ernst?"

Das erste Mal auf der Streif:

Viele Emotionen und große Triumphe, aber auch fatale Stürze - nicht umsonst gilt die Streif als die spektakulärste Rennstrecke der Welt.

Nach wie vor ringt die Hahnenkamm-Abfahrt den Läufern riesengroßen Respekt ab. Vor allem, wenn man sich zum ersten Mal aus dem Starthaus stürzt.

„Das erste Mal Streif vergisst keiner so schnell“, schwelgt Klaus Kröll in Erinnerung. Früher sei es an der Tagesordnung gestanden, dass erfahrene Läufer den „Rookies“ vor deren Kitzbühel-Debüts Horrorgeschichten erzählt und ihnen so noch mehr Angst gemacht haben.

Wie fühlt es sich an, zum ersten Mal auf der härtesten Abfahrt der Welt zu stehen? Was geht einem durch den Kopf, wenn man weiß, in wenigen Sekunden erstmals die Mausefalle runterzuspringen? LAOLA1 hat anlässlich der 75. Hahnenkamm-Rennen bei den ÖSV-Stars nachgefragt:

Hannes Reichelt:

„Ich habe mir nur gedacht: 'Ist das deren Ernst? Wollen die Trainer wirklich, dass ich aus dem Starthaus auch noch anschiebe?'“

 

 



Georg Streitberger:

„Ich glaube es war 2004. Ich habe mir das Training oben angeschaut. Dann waren die arrivierten Fahrer oben und haben noch ein paar Horrorgeschichten erzählt. Das war mir aber egal (lacht). Im Endeffekt schaut es optisch schwerer aus, als es ist, wenn man selbst fährt. Ich habe mich dann herangetastet. Beim ersten Mal darfst du nicht zu viel riskieren. Es war aber schon sehr speziell, weil du den Startbereich siehst – und der ist schon fast der schwerste Abschnitt. Respekt war dabei, Angst aber nicht. Wenn du Angst hast, fahrst du eh nicht.“

Otmar Striedinger:

„Man hört viele Schreckgespenster - es ist ja auch schon sehr viel passiert. Ich hätte gedacht, dass ich nervöser sein werde. Ich war nicht so nervös und ich hatte nicht diesen Nervenkitzel, den man mir eingeredet hat. Ich weiß, dass man da runter nicht viele Fehler machen darf. Ich hätte es mir aber schlimmer vorgestellt. Bei mir kam dazu, dass es nicht über den Hausberg gegangen ist. Heuer hatte ich im ersten Training Startnummer eins, das wünscht man sich eigentlich nicht. Ich war mir im Starthaus aber sicher, was ich mache und war nicht nervös. Ich hab das ganz cool gemeistert.“

Klaus Kröll:

„Ich glaube, das erste Mal Streif vergisst keiner so schnell. Ich habe mich riesig darauf gefreut, weil ich eine gute Debütsaison gefahren bin. Leider hat es mich dann im ersten Training geschmissen, deshalb weiß ich es so genau. Es ist zum Glück nichts passiert und ich konnte das Rennen fahren, es war aber sehr einprägend, gleich im ersten Training zu stürzen. Ich wurde dann Achter in der Abfahrt, ab da hatte ich die Streif sehr gerne. Angst hatte ich aber keine. Respekt ist sehr wichtig, Angst ist der falsche Weg. Dann würde man zurückziehen, das darf man auf keinen Fall machen, sonst fahrt man nicht lange.“

Vincent Kriechmayr:

„Mein Motto war: 'Sauberes Skifahren und heil ins Ziel kommen', mehr war es nicht. Ob Angst dabei war, weiß ich nicht. Es war jedenfalls riesengroßer Respekt, vielleicht ist das auch Angst, da kenne ich mich auch nicht so gut aus. Ein paar blöde Geschichten hört man dann am Start immer, aber damit lernt man umzugehen.“

Matthias Mayer:

„Man hat eine Linie im Kopf und eine Vorstellung, wie man fahren will. Daran habe ich gedacht. Man weiß natürlich nicht, wo die Tore genau stehen oder was auf einen zukommt, von dem her ist es beim ersten Mal etwas anders.“

 



Patrick Schweiger:

„Man nimmt sich vor, dass man sich herantastet und sich nicht in große Gefahren bringt. Man wählt keine außergewöhnliche Linie. Bei mir hat sich das mit den Horrorgeschichten am Start zum Glück etwas aufgehört. Eigentlich sind alles sehr kollegial.“

 



Max Franz:

„Das erste Mal wäre gewesen, als Hans Grugger (2011, Anm.) gestürzt ist. Vorher hatte ich eine Kehlkopfentzündung, war zwar eigentlich schon wieder gesund, aber mir hat die Vorbereitung gefehlt. Deshalb hat mein Trainer beschlossen, dass ich in diesem Jahr Kitzbühel auslasse. Du musst einfach vorher auf einer richtig steilen und vereisten Piste trainieren und mit der richtigen Spannung anreisen und dich gut fühlen. Aus diesem Grund habe ich auf das nächste Jahr gewartet. Aber ich bin echt froh, dass ich damals nicht dabei war. Ich hätte nicht gewusst, was ich im Starthaus gemacht hätte. Wenn du siehst, er stürzt da so schwer… Da wäre das erste Mal da runter fahren sicher eine schwierige Geschichte geworden. Im Jahr drauf habe ich mich sehr gefreut, dass ich endlich Kitzbühel fahren durfte. Das ist von klein auf ein Ziel. Bei der ersten Besichtigung denkt man sich nur, da kann ich nicht runterfahren, wie soll das gehen? Aber man geht das erste Training dann einfach etwas lockerer

 

Aus Kitzbühel berichtet Matthias Nemetz